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#Mit Pantoffeln nach Olympia

Mit Pantoffeln nach Olympia

Als Sarah Voss „mit letzter Kraft“ ihre Bodenkür und danach die Siegerehrung bei der Olympiaqualifikation der deutschen Kunstturnerinnen in München hinter sich gebracht hatte, wollte die Gewinnerin es ihren von der Anstrengung müden Füßen schnell etwas gemütlicher machen. Die 21-Jährige schlüpfte in die rosa Fellpuschen, die sie sich extra dafür mitgebracht hatte. „Das Geschenk einer Freundin zum Achtzehnten“, sagte sie. Seitdem seien die Pantoffeln treuer Begleiter bei allen Wettkämpfen.

Sie könnten demnach mitfliegen, wenn es für die in Frankfurt geborene Sportlerin des TZ DSHS Köln Anfang Juli nach Joetsu in Japan geht. Dort absolviert die Nationalmannschaft ein letztes Trainingslager, bevor die Olympischen Spiele in Tokio anstehen. Obwohl die offizielle Nominierung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) erst am 29. Juni erfolgt, kann sich die Hessin nach einem Beschluss des Lenkungsstabes des Deutschen Turner-Bundes sicher sein, dass sie im Quartett von Cheftrainerin Ulla Koch stehen und sie damit ihr Debüt bei Olympia geben wird.

Am Samstag hatte die deutsche Mehrkampfmeisterin von 2019 vor mehreren Hundert Zuschauern in der Olympiahalle die zweite und finale Leistungsüberprüfung für sich entschieden und dabei am Schwebebalken eine Übung präsentiert, die auf der großen Bühne als finalwürdig angesehen wird.

Als Einzige im Feld der Kandidatinnen für die Reise nach Asien blieb sie ohne größere Fehler. Am Tisch präsentierte die deutsche Meisterin einen Jurtschenko mit Doppelschraube, den schwersten Sprung im Feld, und hatte auch sonst nach ihrem dritten Platz bei den nationalen Titelkämpfen in Dortmund aufgestockt. Die Klänge von Queens „The Show must go on“ begleiteten Sarah Voss bei den letzten Salti und Schrauben. Die Musik hatte sie für ihre neue Choreographie bewusst gewählt: als Forderung aus dem vergangenen Jahr, nach der pandemiebedingten Pause bald wieder Wettkämpfe zu veranstalten. Aber auch als Anspruch an sich selbst, trotz aller Hindernisse, die sich ihr in den Weg stellten, nicht aufzugeben und weiterzukämpfen.

Sarah Voss hatte 2020 nicht nur während des ersten Lockdowns darunter gelitten, dass ihre Trainingshalle geschlossen war und sie nach wochenlangem Üben im eigenen Garten für längere Zeit nach Bergisch Gladbach ausweichen musste. Sie war im Oktober selbst an Corona erkrankt, musste im Frühjahr wegen eines positiven Tests in ihrem Umfeld wieder in Quarantäne und wurde kurz vor der Qualifikation zu den Europameisterschaften in Basel wegen eines Fehltests abermals zu einer Unterbrechung gezwungen.

„Das war sehr schwierig für mich“, betont sie – obwohl die eigene Krankheit offenbar ohne gravierende Folgen blieb und sie als genesen gilt. Doch ihre Leistungskurve fiel vor der EM stark ab. Die wiederholte Konfrontation mit unangenehmen Testergebnissen ließen sie an sich selbst und ihrem Körper zweifeln. Mit dem Kopf ging sie dagegen vor, „der musste 50 Prozent der Arbeit leisten“. Motiviert von ihrem „perfekten Umfeld“ habe sie „noch mal in die Tischkante gebissen“ und sich mit hohen Umfängen die Automatismen zurückgeholt, die verloren gegangen waren.

In der Schweiz noch nicht in Topform und nur an zwei Geräten am Start, bewegte Sarah Voss sich just, als es um die Olympiatickets ging, wieder auf hohem Niveau. „Ich hatte noch nie so eine verrückte Vorbereitung“, sagt sie. Aber Trainer, Familie, Freunde, „alle hatten an mich geglaubt, da war es Zeit, dass ich das auch wieder mache“.

Für die letzte Maßnahme auf deutschem Boden wird Sarah Voss wieder in ihre Heimat zurückkehren. Hier erlernte sie als Kind in der Wetzlarer Trainingsstätte von Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen das ABC ihrer Sportart. Bis heute fühlt sie sich mit dem Bundesland verbunden. Zwei ihrer Wegbegleiterinnen, Amelie Föllinger und Anja Rheinbay, arbeiten als Trainer in Frankfurt, dem zentralen Lehrgangsort der deutschen Frauen. „Ich freue mich schon sehr darauf, sie wiederzusehen.“

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