Wissenschaft

#Früheste menschliche Präsenz in Europa datiert

Seit Jahrzehnten gilt die archäologische Stätte Korolevo in der Westukraine als bedeutender Fundort für Artefakte der frühen Homininen. Wie alt genau sie allerdings ist, war lange unklar. Eine Studie datiert Korolevo nun auf ein Alter von rund 1,4 Millionen Jahren. Damit ist die Fundstätte der älteste Nachweis von Frühmenschen in Europa. Die Ergebnisse stützen die Hypothese, dass Europa von Osten nach Westen besiedelt wurde. Dabei nutzten unsere Vorfahren wahrscheinlich wärmere Zwischeneiszeiten, um Regionen in höheren Breitengraden zu besiedeln.

Wann kamen die ersten Homininen nach Europa? Diese Frage lässt sich nach wie vor nicht mit Sicherheit beantworten. Die ältesten zuverlässig datierten Fundstücke am Übergang zwischen Asien und Europa stammen aus Dmanissi in Georgien und sind rund 1,85 Millionen Jahre alt. In Südwesteuropa dagegen wurden die ältesten Artefakte in Spanien und Südfrankreich gefunden und auf ein Alter von rund 1,2 Millionen Jahren datiert. Doch was geschah dazwischen?

Steinwerkzeug
Dieser Faustkeil stammt aus einer der ältesten Fundschichten von Korolevo und könnte rund 1,4 Millionen Jahre alt sein. © Roman Garba

Bedeutsame Fundstelle

Eine Antwort liefert nun ein Team um Roman Garba von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag. Die Forschenden haben die archäologische Fundstätte Korolevo in der Westukraine näher untersucht und erstmals zuverlässig datiert. „Die Steinwerkzeuge aus Korolevo wurden seit Entdeckung der Fundstelle in den 1970er Jahren schon von vielen Forschungsteams untersucht“, erklären Garba und sein Team. „Doch obwohl die Bedeutung von Korolevo für die europäische Altsteinzeit weithin anerkannt ist, konnten die Altersangaben für die untersten lithischen Artefakte noch nicht abschließend bestimmt werden.“

Dieser Aufgabe haben sich Garba und seine Kollegen nun gewidmet. Dazu nutzten sie eine Datierungsmethode, die auf dem Zerfall sogenannter kosmogener Nuklide beruht. Durch kosmische Strahlung entstehen seltene Isotope bestimmter Elemente, darunter Aluminium und Bor. Im Laufe der Jahrtausende zerfallen diese Isotope. Aus ihrem Verhältnis lässt sich daher das Alter von Gesteinsschichten ableiten. Auf diese Weise kamen die Forschenden zu dem Ergebnis, dass die ältesten frühmenschlichen Artefakte in Korolevo 1,4 Millionen Jahre alt sind.

Frühmenschen in Europa

„Korolevo stellt unseres Wissens nach die früheste sicher datierte Präsenz von Homininen in Europa dar“, schreibt das Team. „Die Fundstätte überbrückt die räumliche und zeitliche Lücke zwischen den 1,85 Millionen Jahren alten Funden im Kaukasus und denen aus Südwesteuropa vor etwa 1,2 Millionen Jahren. Unsere Ergebnisse stützen die Hypothese, dass Europa von Osten her besiedelt wurde.“

Zusätzlich analysierten die Forschenden die klimatischen Bedingungen in Europa während der letzten zwei Millionen Jahren und glichen sie mit den mutmaßlichen Wanderungsbedingungen der Frühmenschen ab. „Unsere Analyse der Lebensraumeignung deutet darauf hin, dass die frühen Homininen warme Zwischeneiszeiten nutzten, um sich in höhere Breiten und relativ kontinentale Gebiete – wie Korolevo – zu verbreiten“, berichten sie. „Die Besiedlung von Korolevo vor 1,4 Millionen Jahren stellt somit die Annahme in Frage, dass die Homininen erst nach der Besiedlung Südeuropas vor 1,2 Millionen Jahren in höhere Breitengrade zogen.“

Quelle: Roman Garba (Tschechische Akademie der Wissenschaften, Prag) et al., Nature, doi: 10.1038/s41586-024-07151-3

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