#Münchner Geschichte
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„Münchner Geschichte“
Die Geschichte lebt. Sie verlässt gerade gemessenen Schritts in Gestalt ihres kühnen Erfinders und emeritierten Majordomus unter dem Raunen der Gäste jenes Lokal, das seit einem halben Jahrhundert wie kein zweites deutsche Küchengeschichte schreibt. Fritz Eichbauer ist auch im Methusalem-Alter von 93 Jahren noch ein flammender Feinschmecker und lässt es sich nicht nehmen, Woche für Woche zum rituellen Abendmahl im „Tantris“ zu erscheinen, seiner Schöpfung, seinem Vermächtnis.
Und er kann sich glücklich schätzen, dass dort nach monatelanger Grundsanierung und einer glanzvollen Wiedereröffnung Anfang Oktober zwar alles neu, das Wesentliche aber beim Alten geblieben ist. Alles andere käme auch einer Schändung dieser Weihestätte des guten Geschmacks gleich, die als einziger Ort in der ganzen Republik für sich beanspruchen kann, die Wiege des deutschen Küchenwunders zu sein.
Millionen hat die Familie Eichbauer in die Modernisierung des „Tantris“ gesteckt und kaum einen Stein auf dem anderen gelassen. Stammgäste werden sofort bemerken, dass die Treppe an der Bar versetzt, die Küche um ein Drittel vergrößert und der gläserne Tagesweinschrank an jene Stelle mitten im Gastraum platziert wurde, an der einst Eckart Witzigmann seine Hendl grillte und Heinz Winkler die Hummer aus dem Becken fischte.
Doch der Geist und die Anmutung des „Tantris“ sind unangetastet geblieben, diese verwegene Mischung aus Hedonismus und Eklektizismus im psychedelischen Siebzigerjahre-Orange, dieser kulinarische Kosmos der lustvoll überbordenden Ästhetik, in der Nüchternheit und Askese keinen Platz haben – ein Werk des Schweizer Architekten und Designers Justus Dahinden, das anfangs als „Fresskirche“ verspottet wurde, längst eine Architektur-Ikone ist und seit 2012 unter Denkmalschutz steht.
Die traditionelle Grande Cuisine Frankreichs
Die Feng-Shui-Vignetten und das große „Tantris“- Logo, unter dem Gunter Sachs seinen Stammtisch hatte, sind immer noch da, genauso wie die Parade der Buddha- Statuen, die Rundsäulen als Zitate japanischer Tempelarchitektur, die geflügelten Fabeltiere aus Leichtbeton, Zwitterwesen zwischen Stier und Widder, Ochse und Drache, Gargantua und Pantagruel, die den Gästen frech die Zunge herausstrecken. Nichts wäre leichter und nichts gefährlicher, als dieses Erbe zu musealisieren.
Deswegen hat sich Felix Eichbauer, der Sohn des Patriarchen und jetzige Eigentümer des „Tantris“, nach der fast drei Jahrzehnte währenden Ära von Hans Haas zu einem radikalen Schnitt entschlossen: Er hat mit Matthias Hahn, Benjamin Chmura und Virginie Protat ein junges Triumvirat an den Herden installiert – und damit für die Kuriosität gesorgt, dass nach zwei Österreichern und einem Südtiroler zum ersten Mal in seiner fünfzigjährigen Geschichte ein Deutscher die kulinarische Federführung in dem legendären Haus innehat, das zugleich mehr denn je ein französisches Restaurant ist.
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