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#Nach 279 Jahren: Buchhandlung Schropp von Kunstgalerie verdrängt

Nach 279 Jahren: Buchhandlung Schropp von Kunstgalerie verdrängt

1742 erhielt Simon Schropp vom preußischen König die Erlaubnis mit Landkarten zu handeln. Er gründete die Schropp Land & Karte GmbH. Bald drei Jahrhunderte hielt sich das entsprechende Berliner Geschäft. Nun muss die Buchhandlung Schropp einer Kunstgalerie weichen. Wie viel Gentrifizierung hält Berlin noch aus?

Schropp Landkarten in der Hardenbergstraße, Charlottenburg. Nun muss die Buchhandlung einer Kunstgalerie weichen. Germany Foto: Imago/ Schöning

Der Geruch von Büchern ist etwas Besonderes. Vor allem von alten, vielfach gelesenen Büchern. Sie erzählen so viele Geschichten, nicht nur die in ihnen geschrieben, sondern auch von ihren vorherigen Besitzern. Der Büchergeruch erzählt von den Autor:innen und von den Buchhandlungen, in welchen sie schon waren. Alte Bücher, alte Landkarten, alte Gedanken und erste geografische Errungenschaften. Das findet man in Berlin vor allem in der Buchhandlung Schropp.

Eines von vielen Traditionsgeschäften in der Hauptstadt, dass nun neuen Mietern weichen muss. Die Gentrifizierung ist in Berlin schon lange nichts neues mehr: Willkürliche Mietpreise verdrängen die alten, geschichtsträchtigen Läden – und oft bleib nur hilfloses Zuschauen. Jetzt fragen sich viele, wann endlich endlich Schluss ist, mit Immobilien-Investor:innen und Luxus-Fonds.

Mieterhöhungen und Konkurrenz: Leicht war es für die Buchhandlung lange nicht

2017 feierte die Buchhandlung in Berlin, zusammen mit dem regierenden Bürgermeister Michael Müller und der Kulturministerin Monika Grütters, ihr 275-jähriges Bestehen. „Schropp Land & Karte GmbH“ ist eines der ältesten Unternehmen in ganz Berlin. Schon lange hat das Geschäft mit Verschiebungen am Markt zu kämpfen, denn heute gibt es Landkarten an jeder Ecke – und in jedem Smartphone. Dennoch wurde die Buchhandlung zur Institution und ist eigentlich nicht wegzudenken, wenn es um Reiseführer, Landkarten und Globen in Berlin geht.

Auch Globen gehören ins tägliche Geschäft der Buchhandlung Schropp. Hier findet man neue Modelle, aber auch viele alte Ausgaben. Foto: Imago/epd

In jüngerer Vergangenheit musste das Geschäft schon öfter umziehen. Ihren Ursprungsplatz hatte die Buchhandlung im längst verschwundenen „Millbrätschen Haus“ in der heutigen Rathausstraße in Mitte. Nach der Wende (und wegen Mietsteigerungen von knapp 400 Prozent) zog das Geschäft erst nach Friedenau und dann nach Schöneberg. Heute hat „Schropp Land & Karte GmbH“ seinen Sitz in der Nähe der Technischen Universität und der Hochschule der Künste in der Hardenbergstraße 9a.

Schropp: Regine Kiepert erhält nach 20 Jahren die Kündigung

Seit 20 Jahren leitet Regine Kiepert die Schropp´sche Buchhandlung in der Hardenbergstraße. Sie und ihre sieben Angestellten, alles Frauen, mussten in der Pandemie ziemlich zurückstecken, in Kurzarbeit gehen und die Öffnungszeiten verringern. Doch die Geschäftsführerin erdachte 2020 eine Werbe-Aktion, die der Corona-Flaute etwas entgegenwirken sollte: ein feuerroter Kleintransporter bringt Bestellungen nach Hause und wirbt gleichzeitig für die Buchhandlung. Auch kann man seit dem ersten Lockdown Gutscheine über die Plattform „Helfen.Berlin“ kaufen und den Laden somit unterstützen.

Obwohl Landkarten und Reiseführer in der Pandemie zum Ladenhüter wurden, waren die Frauen wieder optimistisch und blickten hoffnungsvoll in den Sommer. Doch alles kam anders als gedacht. Die Buchhandlung Schropp muss raus aus ihrem Laden in der Hardenbergstraße. Der Vermieter hat Regine Kiepert, die ein Mitglied der großen Berliner Buchhändlerfamilie ist, gekündigt.

Nach Kündigung von Schropp: Gewaltige Umzugskosten und keine Ladenfläche

Wohin jetzt also mit Büchern, Landkarten und Co.? 200 Quadratmeter Ladenfläche werden benötigt. Eine zentrale Lage für den Laden ist wichtig. Hohe Umzugskosten kommen auf die Ladenbesitzerin zu. Und das mitten in der nicht enden wollenden Pandemie, ohne Rücklagen der letzten Monate, ohne große Unterstützung von Bund und Land, aber dafür mit der Aufhebung des Mietendeckels. Es sei „an der Zeit, dass solide und gesunde Unternehmen vor den Unsicherheiten des Gewerbemietvertragsrechts geschützt werden“ sagt Sabine Kiepert gegenüber „Buchmarkt“. Sie hofft nun auf Hilfe aus der Politik.

Apell an die Politik: Wem gehört die Stadt?

Die Buchhandlung Schropp ist dabei nicht alleine. Im Juli 2020 protestierten Menschen gegen der Schließung der Buchhandlung Kisch & Co., gegen Immobilienspekulation und Gentrifizierung in der Oranienstrasse in Berlin Kreuzberg. Foto: Imago/ Imanuelle Contini

Wie soll es weitergehen? Wie viele Einzelhandelsläden müssen nach Kisch&Co., Schropp und anderen noch schließen? Berlin wird immer mehr von vermögenden Eigentümern kontrolliert und kleine Unternehmen haben kaum noch eine Chance. Immer mehr Demonstrierende finden sich zusammen: Der Kampf gegen die Wohn-, Sozial- und Kulturraumverdrängung in ganz Berlin musste eine immense Größe annehmen. Werden die Berliner:innen nun endlich mal gehört?


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In Kreuzberg machen gab es Proteste vor einer anderen Buchhandlung, als der Räumungsprozess gegen Kisch & Co. begann. Das zeichnete sich auch schon im letzten Sommer ab. Wir sprachen mit Thorsten Willenbrock von Kisch & Co. über Gentrifizierung und Spekulation. 

Buchhandlungen sind wichtig. Zum Glück gibt es in Berlin immer noch welche. Wir haben besondere Buchhandlungen in Berlin herausgesucht, die ihr kennen solltet. Da gibt es auch noch weitere Kiezbuchhandlungen in Berlin, die bedroht sind. Auf der Suche nach etwas Besonderem? In diesen Antiquariaten in Berlin, kann man besonders alte Bücher kaufen.

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