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#Nette, aber hilflose Impfhotlines

Nette, aber hilflose Impfhotlines

Sie sind schnell, und sie sind freundlich – aber viel helfen können sie nicht. Wer über die Telefonauskunft der Bundesländer um einen Termin für die Corona-Impfung nachsucht, wird ohne größere Verzögerung von zuvorkommenden Mitarbeitern bedient. Allerdings machen sie wenig Hoffnung auf eine baldige Immunisierung. Theoretisch ist der telefonische Weg zum Corona-Schutz gut organisiert und für alte Menschen zugänglicher als das Internet. Am einfachsten läuft es über den bundesweiten Anschluss 116117. Drückt man dort die „1“, dann die „2“ und gibt anschließend seine Postleitzahl ein, wird man automatisch an die regionale Impfhotline weitergeleitet; nur in Sachsen-Anhalt hat das am Freitag nicht funktioniert.

Christian Geinitz

Die Impfstoffbeschaffung ist Bundessache, das Verabreichen aber die der Länder. Dennoch hat der Krisenstab in Berlin gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung die 116117 zur zentralen Impfauskunft ausgebaut. Sie kann jede Woche 500.000 Anfragen bearbeiten und ist mitnichten ausgelastet. Die Länder haben ebenfalls in ihre Callcenter investiert, so dass die Wartezeit der Testanrufe am Freitag nie länger als zwei Minuten dauerte.

Was nichts daran ändert, dass die Ergebnisse unbefriedigend sind. In keinem der 16 Länder ließ sich für einen fiktiven über Achtzigjährigen eine Impfung vereinbaren. In einigen Fällen sprang nur eine Ansage an, etwa in Thüringen, das freie Plätze ausschließlich übers Internet vergibt. Aus Brandenburg kam der Hinweis, dass aufgrund „ausgesetzter Lieferungen“ derzeit keine Terminvergabe stattfinde. Das Band in Berlin verwies darauf, dass der Senat Impfeinladungen verschicke. Wer keine habe, könne „zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht geimpft werden“.

Klare Schuldzuweisung

Interessant ist die Ansage in Hessen, denn sie verrät, wem Wiesbaden die Schuld an der Misere gibt: „Aufgrund der geringen Menge an Impfstoff, die der Bund zur Verfügung gestellt hat, sind derzeit alle Impftermine vergeben.“ Diese klare Schuldzuweisung ist aus Sicht Berlins nicht nur falsch – schließlich steht mehr Impfstoff bereit, als die Länder bisher an den Mann bringen konnten. Die Weitergabe des Schwarzen Peters überrascht auch politisch, weil Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) ein Parteifreund und Unterstützer von Gesundheitsminister Jens Spahn ist.

Schleswig-Holstein hat einen weiteren Verantwortlichen ausgemacht: Die Bandansage aus Kiel teilt bedauernd mit, in der kommenden Woche könnten „wegen der Lieferschwierigkeiten von Biontech“ leider keine Termine vergeben werden. Auch diesen Sündenbock will man in Berlin nicht gelten lassen. Spahn zeigt sich zwar verärgert über die dürftige Kommunikation zu den Engpässen in einem belgischen Werk. Deshalb werden statt 668.000 Dosen kommende Woche nur 486.000 nach Deutschland gelangen. Spahns Haus legt aber Wert darauf, dass die Logistik über Pfizer laufe, die deutsche Biontech sei nicht dafür haftbar zu machen. Im Übrigen werde sich die Lage schon in zwei Wochen wieder entspannen. Dann stünden sogar mehr Dosen zur Verfügung als ursprünglich vorgesehen.

Das ist ein milder Trost für Personen, die schon seit vier Wochen auf ihre Spritzen warten. In jedem Falle gelte es, ein „Windhundrennen“ um den knappen Impfstoff zu vermeiden, sagt eine Callcenterdame im Saarland. Deshalb bekomme dort nicht länger derjenige einen Termin, der zuerst einen Platz buche. Vielmehr ermittle jetzt ein Zufallsgenerator den Zuschlag anhand einer „Impfliste“.

Landesweit kein Termin

In Bremen hat man mit den Impfungen bereits begonnen, aber die Gruppen noch weiter unterteilt; zunächst werden nur die über Neunzigjährigen eingeladen. Aus Rheinland-Pfalz heißt es, der Impfstart verzögere sich, das Callcenter bietet aber die Aufnahme auf eine Warteliste an. Die freundliche Dame in Stuttgart sucht im ganzen Bundesland nach einem Termin, findet aber keinen: „Die Landkarte ist seit gestern dauerhaft rot. Rufen Sie gern wieder an, vielleicht springt ja jemand ab.“

Niedersachsen vergibt die ersten Termine am 28. Januar um 8 Uhr morgens. Die Einladungen dazu seien verschickt, man möge dann bitte wieder anrufen. „Eigentlich“ seien die Impfungen für Anfang Februar vorgesehen, realistischer sei aber Mitte des Monats. Auch Mecklenburg-Vorpommern hat Einladungen ausgesandt. Allerdings erst bis zum Buchstaben „B“ in den Nachnamen. „G“ zum Beispiel müsse sich sicher noch sechs Wochen gedulden. Hamburg hat 200.000 Personen angeschrieben, aber erst ein Zehntel davon geimpft. Jetzt stockt die Kampagne „wegen Pfizer“ ohnehin, bis Anfang Februar gebe es keine freien Plätze. Auch Sachsen musste die Terminvergabe aussetzen.

In Bayern ist ein gebrochen Deutsch sprechender Mann am Apparat, der den Anrufer beharrlich duzt: „Musst dich erst registrieren. Das geht online, aber ich sag dir gleich, wir haben wenig Impfstoff.“ NRW immerhin verbreitet Optimismus. Verlässliche Termine gebe es von Montag an, heißt es, und: „Machen Sie sich keine Sorgen, wir haben genügend Impfstoff für die erste Welle.“

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