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#Der Mann, der Schlimmeres verhindert hat

Der Mann, der Schlimmeres verhindert hat

Im Jahr 2016 musste António Guterres noch sein Beziehungsnetzwerk spielen lassen. Diesmal lief in den Wochen vor der Abstimmung alles im Stillen. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen bestätigte am Freitag den UN-Generalsekretär in seinem Amt – per Akklamation. Da der 72 Jahre alte Portugiese ohne Gegenkandidat antrat und vom Sicherheitsrates nominiert worden war, galt es als sicher, dass er die New Yorker Weltbehörde weitere fünf Jahre führen würde. Nach der Entscheidung hob er hervor, er fühle sich tief geehrt und sei sich der großen Verantwortung bewusst.

Majid Sattar

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

Zu Jahresanfang hatte er angekündigt, eine zweite Amtszeit anzustreben. Schon damals war somit klar, dass die Pläne einiger, das Amt mit einer Frau zu besetzen, wie schon 2016, wohl wieder scheitern würden. Damals wurde in New York noch kräftig gerungen. Viele Europäer unterstützten mit Verweis auf den Regionalproporz eine Kandidatin aus Osteuropa. Doch Guterres hatte seinerzeit sein ganzes Verhandlungsgeschick bewiesen. Der frühere UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, der etwa das russische Vorgehen im Syrien-Krieg scharf kritisiert hatte, sicherte sich sogar die Unterstützung Moskaus. Dazu soll er seinerzeit, so wurde in New York gemunkelt, den Russen Versprechungen bei der Postenvergabe im Hauptquartier gemacht haben; den Chinesen ebenfalls.

Nie ins Fadenkreuz Trumps geraten

Diesmal lief es geräuschlos. Zwar kursierten wieder für kurze Zeit die Namen einiger Diplomatinnen. Doch eine zweite Amtszeit Guterres’ war für die meisten eine einfache Lösung. Ihm wird zugute gehalten, in den vergangenen Jahren unter Donald Trump, in denen die Angriffe auf die Vereinten Nationen auch von der westlichen Führungsmacht kamen, Schlimmeres verhütet zu haben.

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Guterres, der frühere Ministerpräsident von Portugal und Präsident der Sozialistischen Internationalen, trat sein Amt 2017 als „Brückenbauer“ an, eine Qualität, die in New York benötigt wird, da die UN nur so stark sind, wie es ihre Mitgliedstaaten zulassen – vor allem die ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates, die mit ihrem Veto Entscheidungen blockieren können. Das mächtigste Gremium hatte schon vor 2017 unter der Blockade von Russen und Chinesen gelitten. Als Guterres sein Amt antrat, zog kurz darauf auch Trump ins Weiße Haus ein. Trotz des Konfrontationskurses des Republikaners gegen die UN schaffte es Guterres, nie persönlich ins Fadenkreuz Trumps zu geraten, auch weil er es vermied, den Amerikaner persönlich zu kritisieren.

Guterres profitierte davon, dass Nikki Haley, Trumps erste UN-Botschafterin, ihrerseits um einen Balanceakt bemüht war: Einerseits ermahnte sie die Weltbehörde, ihre Ausgaben zu kürzen, andererseits stellte sie den Multilateralismus nicht grundsätzlich in Frage. Da Trump sich aber nicht um New York scherte und seine Reden vor der Generalversammlung im Wesentlichen der amerikanischen Öffentlichkeit galten, verloren die Vereinten Nationen weiter an Bedeutung.

Frühzeitig vor „Impf-Nationalismus“ gewarnt

Auch Guterres musste es hinnehmen, wenn Trump unilateral vorging, etwa als er aus dem internationalen Atomabkommen mit Iran ausstieg oder als er die israelische Annexion der Golanhöhen anerkannte. Beide Entscheidungen standen im Widerspruch zu Resolutionen des Sicherheitsrates. Die neue Regierung in Washington ist insofern auch eine Chance für Guterres, den UN wieder Bedeutung zu verleihen. Präsident Joe Biden hat deutlich gemacht, dass Amerika sich wieder multilateral engagieren will.

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Die zweite Amtsperiode beginnt am 1. Januar 2022 und dauert bis Ende 2026. Guterres, der neunte UN-Generalsekretär, steht vor großen Herausforderungen. Neben den andauernden regionalen Konflikten, etwa in Syrien, Libyen, dem Jemen oder Myanmar, ist er auch mit der Krise konfrontiert, welche die Pandemie für viele Entwicklungsländer bedeutet. Frühzeitig warnte er von einem „Impf-Nationalismus“ und forderte, den Patentschutz für die Impfstoffe aufzuheben, womit er zumindest bei Biden Erfolg hatte.

Guterres beschwor am Freitag die internationalen Zusammenhalt angesichts großer globaler Herausforderungen: „Es kann in beide Richtungen gehen: Zusammenbruch und ewige Krise oder Durchbruch und Aussicht auf eine grünere, sicherere und bessere Zukunft für alle. Es gibt Gründe zur Hoffnung“, sagte er. Die Welt stehe „an der Schwelle zu einer neuen Ära“. Der komplexen Probleme der Zukunft könne nur mit einem „bescheidenen Ansatz“ begegnet werden: „einer, bei dem der Generalsekretär allein nicht alle Antworten hat“.

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