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#Nicht alle fürchten die Rückkehr der Taliban

Nicht alle fürchten die Rückkehr der Taliban

Nein, ein Mitglied der Taliban sei er nicht mehr, sagt Jalaluddin Shinwari. Ein „aber“ schwebt über dem Satz. Und auch wenn man den freundlichen Herrn öfter trifft und sich lange mit ihm unterhält – es verschwindet nicht. Shinwari war stellvertretender Justizminister zur Zeit der Herrschaft der Taliban über Afghanistan von 1996 bis 2001. Heute lebt er in Kabul und ist in jüngster Zeit so etwas wie ein Taliban-Experte für afghanische und ausländische Medien geworden. Mit jedem Distrikt und mit jeder Stadt, die die Aufständischen übernehmen, wächst das Bedürfnis nach Einordnung.

Haben sie Verhandlungsbereitschaft nur vorgetäuscht und von Anfang an geplant, das ganze Land aufs Neue mit Waffengewalt zu unterwerfen? Und würden sie dann so grausam regieren wie in den neunziger Jahren? Ist auf die Aussagen ihrer Vertreter, dem werde nicht so sein, etwas zu geben? Wie wird es den Frauen ergehen unter einer Taliban-Regierung?

Beobachter oder Sympathisant?

Shinwari geht stets ernsthaft auf all diese Fragen ein. In aufrechter Haltung sitzt er vor dem Bücherregal in seiner Wohnung, das ihn als islamischen Gelehrten ausweist. Was er darüber hinaus ist, klärt sich jedoch nie ganz: Ein informierter, aber unbeteiligter Beobachter? Ein Sympathisant? Oder jemand, der vielleicht nicht mehr formal, aber irgendwie doch noch der Bewegung angehört?

Er gebe lediglich seinen Rat zum Wohle des ganzen Landes ab, sagt Shinwari. So unterstütze er persönlich eine Waffenruhe. „Ich will nicht, dass irgendjemand getötet wird, sei es ein afghanischer Soldat oder Polizist oder ein Mitglied der Taliban.“ Die Taliban, fügt er an, seien jedoch der Meinung, eine Waffenruhe sollte „das Ergebnis von Verhandlungen zwischen den Afghanen selbst sein“ – mit anderen Worten: werde nicht auf internationalen Druck erfolgen. Was er nicht erwähnt, ist, dass diese Verhandlungen vor fast einem Jahr in Doha begonnen haben, jedoch bald feststeckten.

Auch in anderen Zustandsbeschreibungen Shinwaris spiegelt sich das Weltbild der Taliban wider. Ideologisch steht er dem politischen Flügel der Bewegung um Mullah Baradar nahe, der die Verhandlungen in Doha führte. Dass er für diese Strömung unter den Taliban spricht, ist indessen unwahrscheinlich. Zwar sagt er über den Gründer der Taliban: „Mullah Omar war ein guter Freund“, und er halte Kontakt zur jetzigen Führung. Aber Fachleute glauben, der etwa 65 Jahre alte Islamgelehrte sei seinerzeit eher zufällig zu den Taliban gekommen. Sie hätten jemanden in ihren Reihen haben wollen, der aus dem Osten Afghanistans stammt. Mit den Islamisten gekämpft hat Shinwari nie. Er war mit seiner Familie während der kommunistischen Zeit nach Pakistan gegangen, wo er von seinem Vater, einem ehemaligen Richter, in islamischer Theologie unterrichtet wurde. Später ging er nach Kabul. Nachdem die Taliban die Stadt 1996 erobert hatten, sei er von ihnen gefragt worden, ob er für sie arbeiten wolle.

Gewagte Vergleiche

Für die heutige Regierung im Kabuler Präsidentenpalast hat er nicht viel übrig: Der „Arg“, behauptet Shinwari, sei dem Frieden nicht verpflichtet, „weil sie dort bleiben wollen, wo sie sind“. Dabei habe die Regierung seit 2001 Millionen Dollar an Hilfsgeldern veruntreut; Politiker und andere einflussreiche Leute hätten sich Tausende Hektar Land illegal angeeignet. Um das Argument zu unterstreichen, hat Shinwari eine besondere Pointe parat: Alles, was er aufzähle, stehe in den Berichten des amerikanischen Sonderinspekteurs für den Afghanistan-Einsatz.

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