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#Nicht nur Ready-Mades

„Nicht nur Ready-Mades“

Die Schatten sind nicht echt, sondern in hellem Grau auf die weißen Wände aufgemalte Tricksereien, in der Eingangshalle des Museums für Moderne Kunst. So, als wollten Direktorin Susanne Pfeffer und ihr Team mit einem Fingerzeig auf die vielen Installationsfotos und Duchamp-Porträts mit seinen Ob­jekten gleich zu Beginn signalisieren: Die langen Schatten der Ready-Mades sind das eine. Hier ist auch noch das ganze andere.

So leichtfüßig, wie da der „Fountain“, das Zimmerbrünnlein aus dem umgedrehten Urinal, gleich mehrfach auftaucht, genau wie das Fahrrad-Rad und der Flaschentrockner und damit schon mal vorwegnimmt, dass es um den Unikat-Wert all dieser weltberühmten Ob­jek­te und um das, was „gefällt“, schon mal gleich gar nicht geht, so setzt sich das fort über drei Etagen. Ungefähr 700 einzelne Objekte, von winzigen Fotos auf Kontaktbögen bis zu Installationen wie dem motorisierten Rotationsbild, trägt eine Gesamtausstellung zusammen, die seit beinahe zwei Jahrzehnten erstmals das Gesamtwerk von Marcel Duchamp (1887 bis 1968) auffächert.

Öl auf Leinwand: Passend zu Duchamps Spruch „Eros c’est la vie“.





Bilderstrecke



Duchamps Werke
:


Humorvoll und erotisch

„Eros c’est la vie“

Es gibt mehr als eine Entdeckung zu machen im Werk eines Künstlers, der bis heute Künstlerkollegen und Denker in­spiriert. Warum das so ist, kann man sich in den Kapiteln der Ausstellung gewissermaßen erarbeiten. Es ist eine freudvolle Arbeit und eine, die immer wieder zu Ausbrüchen größter Heiterkeit verführt. Humor, sagt Duchamp in einem der Filmausschnitte, die im Obergeschoss zu sehen sind, sei enorm wichtig. Die wortspielerischen Titel von Ikonen wie der Mona Lisa mit Schnurr- und Kinnbart, „L.H.O.O.Q“ („Elle a chaud au cul“) oder der Fenstertür namens „La Bagarre d’Austerlitz“ (1921) sind das eine, die ge­druckten Büchlein mit den Palindromen der Rrose Sélavy, Marcel Duchamps weiblichem Alter Ego, das Man Ray fotografierte, wachsen sich zum literarischen Dada-Werk aus.

Welche Freiheit im Kopf hinter dem Werk steckt, schon bei dem Teenager, der um die Jahrhundertwende in seinem Heimatort Blainville Hunde, Geschwister, Landhäuser zeichnete und malte, dann wundervolle rasche Alltags­skizzen in Tinte und Tusche anfertigte und um 1909/10 eine ganze Serie von Akten, verblüfft und ist gleichzeitig regelrecht mitreißend. Man folgt einem Künstler, der ein Tüftler war und vollkommen un­abhängig, ge­wissermaßen durch Phasen der Ma­lerei und Zeichnung hin zum Ku­bismus und zu seiner technischen Neugier, die sich in Kaffeemühlen und Schokoladenzubereitern niederschlug.

Und sieht nicht nur die Ready-Mades, sondern auch Themen wiederkehren, immer wieder verwandelt und er­weitert, durchdacht, wie es der passionierte und auf Turnieren erfolgreiche Schachspieler mit seinen Partien tat. Sex und Erotik spielen eine enorme Rolle, nicht von ungefähr heißt Rrose Sélavy nach Duchamps Befund „Eros c’est la vie“ – Eros ist das Leben. Und dabei bleibt es, natürlich, nicht stehen, wenn Duchamp selbst mit männlichen und weiblichen Zuschreibungen experimentiert, ob mit sich selbst oder wenn der Betrachter seinen Flaschentrockner als diffus weibliche Form liest. So ist der Blick auf dieses Gesamtwerk nicht nur Rückblick, sondern zugleich einer nach vorn.

Marcel DuchampMuseum für Moderne Kunst Frankfurt, bis 3. Oktober. Der Katalog soll in den nächsten Wochen erscheinen.

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