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#Nur 1,50 Euro am Tag

Nur 1,50 Euro am Tag

Ob sie nächstes Jahr noch eine Anstellung haben wird, kann Andrea Wagenbusch nicht sagen. Aber sie weiß, dass es schlecht aussieht. Die Verkäuferin eines Souvenirladens am Frankfurter Römerberg dekoriert ein Schaufenster, als draußen ein Hochzeitspaar vor dem großen Weihnachtsbaum fotografiert wird, da wo eigentlich gerade der Weihnachtsmarkt aufgebaut sein sollte. Sonst herrscht gähnende Leere auf dem Platz. „An manchen Tagen haben wir einen Umsatz von 1,50 Euro“, sagt Wagenbusch und zieht die Augenbrauen hoch, als könne sie es selbst nicht glauben. „Viel Hoffnung habe ich nicht“, gesteht sie.

Seit fast 50 Jahren betreiben die Besitzer des Ladens zwei Geschäfte am Römer, doch so etwas wie die Corona-Pandemie, das hat hier noch keiner erlebt. Die Weihnachtsmärkte, die Messen, das Oktoberfest – sie alle treiben Kundschaft in den kleinen Laden, der Reiseandenken und Trachten verkauft. Doch Veranstaltungen gibt es seit Monaten nicht mehr und so bleibt die Kundschaft aus.

Auf der anderen Seite des Platzes steht Anton Seckler vor dem Familiengeschäft. Er ist hier nur als Tony bekannt. Neben ihm stehen Postkartenständer, hinter ihm hängen Pullis mit „Frankfurt“-Aufschrift. Seit 1986 ist seine Familie an Frankfurts zentralem Platz, zehn Jahre später zogen sie in eines der historischen Gebäude der Ostzeile, in dem sie auch heute noch Reiseandenken verkaufen. Seckler spricht von 99 Prozent Umsatzeinbruch durch die Corona-Pandemie. „Wir haben nur aus Nostalgiegründen geöffnet“, sagt er und zupft seinen Mundschutz zurecht.

Die Geschäfte am Römerberg und in der neuen Altstadt leben vom Tourismus. „Ein kurzer Vormittag war wie eine kleine Reise um die Welt“, erinnert sich Valerie Klaß von der Töpferei Bauer an den Sommer vor Corona. Heute fragt sie sich, für wen die Stadt eigentlich da ist.

Die neue Altstadt in Frankfurt ist zu normalen Zeiten ein vielbesuchter Tourismusmagnet.


Die neue Altstadt in Frankfurt ist zu normalen Zeiten ein vielbesuchter Tourismusmagnet.
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Bild: David Rech

Nur 500 Meter entfernt liegt eine der meist besuchten Einkaufsstraßen des Landes, die Zeil. Mehr als 14.000 Besucher wurden hier im Durchschnitt 2018 in der Stunde gezählt. Besucherrekorde wird sie dieses Jahr nicht brechen. In ein Einkaufszentrum auf der Zeil ist das Frankfurter Traditionskaufhaus Lorey mitten in der Corona-Pandemie gezogen. Als Haushaltswarengeschäft zählt es zu einem der wenigen, die davon profitieren, dass die Menschen mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen. „Wir spüren, dass Viele sich mit den schönen Dingen zuhause beschäftigen“, sagt Geschäftsführer Philipp Keller.

Während Lorey durch das Weihnachtsgeschäft Umsatz macht, bleibt es in einer der Parallelstraßen ruhig. „Ich sehe, dass draußen Weihnachten ist, hier drinnen spüre ich das nicht“, sagt Michael Gabler und deutet auf den leeren Verkaufsraum des Familiengeschäfts. „Tradition in Leder seit 1877“ steht über den Schaufenstern des Lederwarenladens in großen Buchstaben. Bald könnte es zu Ende sein. Koffer, Akten- und Handtaschen, Rucksäcke – das alle brauchen die Menschen nicht, wenn sie weder Reisen, noch Ausgehen oder ins Büro gehen können, sagt Gabler. Über 70 Prozent Umsatzeinbruch verzeichnet das Geschäft. Die ersten Mitarbeiter mussten schon entlassen werden. Wenn es so weitergeht, werden es mehr. Hoffnung auf Besserung hat Gabler keine mehr.

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