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#Olympia-Stimmung in der Pandemie: Spiele für Japan?

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Olympia-Stimmung in der Pandemie: Spiele für Japan?

Die Olympischen Spiele von 1940 in Tokio fanden nicht statt. Nach dem Angriff auf China schien Japan vielen im Ausland als Gastgeber nicht mehr tragbar. Tokio sagte im Eigeninteresse 1938 ab. Die fehlenden Spiele, wie sie genannt werden, erinnern an eine unrühmliche Vergangenheit und werden in Japan gerne unter den Teppich gekehrt.

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Die Olympischen Spiele von 1964 in Tokio waren die ersten in Asien und führten das demokratisierte Japan zurück in den Kreis der international angesehenen Länder. Von der Zeitnahme in den Stadien bis zum Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen demonstrierte Japan modernste Technik und baute die Hauptstadt in einer gewaltigen und teuren Kraftanstrengung zu einer modernen Metropole um. Tokio 1964 gab der Welt einen Vorgeschmack darauf, was später unter dem Schlagwort „Japan AG“ gefürchtet wurde und heute unter dem Stichwort asiatisches Jahrhundert verhandelt wird.

Welche Bedeutung wird den Olympischen Spielen Tokio 2020 zufallen, die am Freitag wegen der Corona-Pandemie ein Jahr verspätet eröffnet werden? Gedacht waren die Spiele als Symbol und als Anschub, als ein zweites 1964. Die Regierung wollte der Welt zeigen, dass Japan die Deflationsjahrzehnte und den Wiederaufbau im Nordosten nach der verheerenden Erdbeben- und Flutkatastrophe 2011 bewältigt und überwunden habe, trotz der Atomruine von Fukushima.

Bizarr klingende Rekorde

Von diesen Plänen ist nicht mehr viel geblieben, wirtschaftlich nicht und menschlich nicht. Nicht Hunderttausende Besucher und Touristen mit Kaufkraft und Zuversicht bevölkern die Straßen der Hauptstadt. Doch gehen in Tokio die Angst vor der Pandemie und Ärger über die Regierung um. Ohne Zuschauer und unter strengen Anti-Covid-Regeln ist der Lack der Spiele schon ab, noch bevor die ersten Athleten um Medaillen kämpfen.

Sicher gibt es genügend Superlative, an denen japanische Politiker ihr Herz noch erwärmen können. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach, lobt die am besten vorbereiteten Spiele aller Zeiten. Tokio wird zur ersten asiatischen Stadt, die zweimal Olympische Spiele beherbergte, und erreicht diesen Titel noch wenige Monate vor dem Rivalen Peking. Tokio 2020 ist, gemessen an der Zahl der weiblichen und männlichen Sportler, das bislang geschlechtergerechteste olympische Sportfest. Es sind die ersten Olympischen Spiele, die verschoben wurden. Und es sind die ersten Olympischen Spiele, die mitten in einer Pandemie stattfinden.

Diese Rekorde klingen bizarr. Sie täuschen nicht darüber weg, dass Japan und die Organisatoren mit den Spielen ein kalkuliertes Risiko eingehen. Die massiven Kontrollen und Tests und Schutzimpfungen der meisten olympischen Teilnehmer dürften letztlich verhindern, dass das internationale Sportereignis zum Corona-Debakel wird. Doch das Risiko und die Ängste in der Bevölkerung bleiben.

Viele Japaner stellen die Frage nach dem Sinn der Spiele, nach dem Warum. Für die Athleten, lautet die Standardantwort. Das ist viel verlangt, wenn die Delta-Variante grassiert und Japan mit den Schutzimpfungen nicht schnell genug vorankommt. Für die Finanzen des IOC und die Werbeeinnahmen amerikanischer Fernsehsender? Der sprichwörtlichen Frau Watanabe, die sich in Japan um die Familienfinanzen kümmert, ist das egal.

Für die heimische Wirtschaft? Der Anschub durch Abriss und Neubau von Hotels und Stadien ist schon vorbei, und ohne Zuschauer und Touristen ist nicht mehr viel zu holen. Für die Nation, raunt aus den politischen Kulissen der frühere Ministerpräsident Shinzo Abe, der die Spiele im Kostüm von Super Mario nach Japan holte. Doch seine Intervention wurde kaum wahrgenommen. Für die Zuschauer, die nicht in die Stadien dürfen? Als Symbol, dass die Menschheit vereint das Virus überwunden hat? Die Fragen zu stellen heißt, sie zu verneinen.

Mit Macht haben Japans Regierung und das IOC die Olympischen Spiele in Tokio durchgesetzt, ohne auf die Sorgen der Bevölkerung wirklich zu hören. Das schadet dem Ruf der olympischen Bewegung in Japan mehr, als es eine Absage der Spiele im Zeichen von Corona getan hätte. Doch auch die Bewohner künftiger Bewerberstädte werden die Vorgänge rund um Tokio 2020 aufmerksam verfolgt haben. Im Herbst steht in Japan eine Parlamentswahl an.

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Die Regierung wird den Unmut über die Spiele spüren, unabhängig davon, ob diese zur Corona-Schleuder mutieren oder nicht. Doch die Opposition ist schwach, und innerparteiliche Konkurrenten von Ministerpräsident Yoshihide Suga halten sich in Deckung. Sugas Position scheint noch nicht gefährdet.

Erfolgreiche Olympische Spiele setzen voraus, dass die Bevölkerung mitzieht und sich von dem Spektakel begeistern lässt. Das wurde im unbedingten Willen, die Spiele trotz Corona noch zu retten, für Tokio 2020 vernachlässigt. Es wird viele spektakuläre Erfolge japanischer Athleten brauchen, um dieses Versäumnis noch aufzuholen.

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