Nachrichten

#Philosophischer Glitzer

Philosophischer Glitzer

In diesen Zeiten brauchen wir alle Zuspruch. Manch einer guckt neuerdings heimlich „Das Wort zum Sonntag“. Andere folgen auf Instagram Susan Sideropoulos. Dort stehen nachdenkliche Dinge wie: „Es ist wichtig, jemanden glücklich zu machen, und es ist wichtig, mit dir selbst zu beginnen.“ Man kann das als Kalenderspruch abtun, Bunte aber erkennt darin mehr: „Susan Sideropoulos streut philosophischen Glitzer über die Welt“, weshalb die Schauspielerin sich auch „Sinnfluencerin“ nennt. Nach einem Serienflop fiel sie in ein tiefes Loch, besuchte Achtsamkeitsseminare und rät in Bunte: „Setzt doch öfter mal die rosarote Brille auf!“

Anke Schipp

Anke Schipp

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Das haben wir umgehend ausprobiert, an einem durchschnittlichen Werktag mit zwei Kindern im Homeschooling und einem kaputten Drucker. Das, was wir durch die rosarote Brille erkennen konnten, war klar und deutlich: zwei Kinder im Homeschooling und ein kaputter Drucker.

Anschließend versuchten wir mit einem anderen Trick, das Lernen am heimischen Esstisch erfolgreicher zu gestalten. Den hatten wir in Das neue Blatt gelesen, wo Seriendarsteller Jo Weil gestand, dass er schneller seine Texte lernen kann, wenn im Hintergrund der Föhn läuft. Die Sache hat aber einen Haken. Zum Geburtstag bekomme er immer massenweise Föhns geschenkt, darunter „diese schicken, besonders leisen“, sagt Weil. Dann funktioniert der Trick aber nicht. „Ein Föhn muss schon Geräusche machen und mir zeigen: ,Ich bin ein Föhn‘.“ Zum Glück ist unser Föhn ein Föhn und macht laute Geräusche. Wir hielten 20 Minuten durch. Als die Französisch-Vokabeln immer noch nicht saßen, reifte in uns die Erkenntnis, dass wir uns anderen philosophischen Glitzer besorgen mussten, um weiter durchzuhalten.

Bei der Lektüre von Gala dachten wir: Sind Hunde nicht die neuen Sinnfluencer? „Tiere lieben bedingungslos“, schreibt Bella Lesnik im Editorial. Und in diesem Sinne seien sie die besseren Menschen. Ein Hund wäre im Moment auch in anderer Hinsicht nicht schlecht, dann könnten wir auf die Frage: „Kannst du mir lineare Funktionen erklären?“, antworten: „Sorry, muss Gassi gehen!“

Dabei kann allerdings auch so allerhand passieren, wie wir mit großer Anteilnahme im Gala-Interview mit Andrea Sawatzki lasen. Die Schauspielerin liebt lange Spaziergänge mit ihrer Fee. Wer da an eine kleine Pudeldame mit niedlichen Löckchen denkt, irrt. Fee ist eine schwarze Saupacker-Hündin, eine Rasse, die früher zur Wildschweinjagd eingesetzt wurde.

Aber auch Hunde dieses Kalibers haben Gefühle. Im Falle von Fee war es die Blitzliebe zu einem Berner Sennenhund. „Wir dachten fest, es sei etwas passiert, und sind dann ein paar Wochen später mit ihr zum Schwangerschaftstest gefahren“, berichtet Sawatzki. Alle in der Familie waren euphorisch und freuten sich schon auf Nachwuchs. Dann kam die ernüchternde Nachricht: Test negativ! Immerhin ein Satz, bei dem die meisten Menschen heutzutage Luftsprünge machen würden.

Mann der goldenen Regeln: Rúrik Gíslason.


Mann der goldenen Regeln: Rúrik Gíslason.
:


Bild: Seegerpress/Stoetzel

Doch zurück zum philosophischen Glitzer. Der ehemalige isländische Fußballspieler Rúrik Gíslason, der jetzt bei „Let’s Dance“ sein Glück versucht, ließ sich laut Bunte seine „goldene Regel“ auf die Haut tätowieren: „Behandele andere so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest.“ Dagegen ist nichts zu sagen, was uns nur zum Grübeln brachte, war die Tatsache, dass er sich diesen Spruch auf sein Handgelenk tätowieren ließ. Immerhin elf Wörter auf wenigen Zentimeter Haut. Womöglich wählte er die isländische Version, dank Google Übersetzer kennen wir auch die: Komdu fram við aðra eins og þú vilt að þeir komi fram við þig. 14 Wörter! Insgesamt finden wir, ein „sei einfach nett“ hätte auch gereicht.

Auf der Suche nach weiteren positiven Meldungen in dieser grauen Zeit stießen wir auf einen Artikel in der Freizeit Revue über Helene Fischer: „Süße Glücks-Nachricht“. Denken Sie, was wir denken? Weitere Anspielungen nährten unseren Verdacht: Sie lächelt „weich und fraulich“, ist „ganz bei sich und doch verletzlich“. Und weil sie demnächst in eine neue Villa zieht, sei „viel Platz für – ach, so vieles“. Basis der Beobachtungen ist ein Foto, das Helene Fischer auf Instagram postete – allerdings schon Anfang Januar. Liebe Freizeit Revue, wir haben Verständnis für – ach, so vieles, aber Nachrichten, die so abgestanden sind wie eine offene Cola-Flasche nach drei Tagen, die sind nicht süß, sondern schal.

Aber so prosaisch ist das Leben nun mal. Träger einer rosaroten Brille scheint der neue Siemens-Chef Roland Busch jedenfalls auch nicht zu sein. Als er laut Bunte seinerzeit zum zweiten Mal heiratete, war es angeblich schwierig, überhaupt einen Termin zu finden. Schließlich wurde sein Sekretariat fündig: an einem Donnerstag, gleich morgens um 7 Uhr. Nicht gerade die ideale Zeit, um sich verliebt ein „Ja“ ent­gegenzuhauchen. Später ging allerdings nicht, da nachmittags noch ein „superkritisches Kundenprojekt“ anstand. Da fällt uns wieder Sinnfluencerin Sideropoulos ein: „Jeder Tag kann dein schönster sein!“ Warum nicht auch ein Donnerstag, mit Hochzeit und anschließendem Kundenkontakt?

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!