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#Picknick mit Rodin und Rosen

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Picknick mit Rodin und Rosen

Es ist die schönste Konspiration, die wir jemals gesehen haben, und das gleich im doppelten Sinne, weil sich der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson nie mit einfachen Dingen und simplen Lösungen zufriedengibt. Er hat in der Fondation Beyeler in Basel ein flüchtiges, verwegenes, frevelhaftes Kunstwerk geschaffen, über das die ganze Stadt mit solcher Begeisterung spricht, als gäbe es derzeit nichts Wichtigeres auf der Welt: Renzo Pianos Bau der Fondation hat Eliasson mit ketzerischer Kühnheit entweiht, indem er die Hälfte der Glasfronten ausbauen und ein halbes Dutzend Räume des Museums fluten ließ. Jetzt ergießt sich der Teich, der sonst an den Glasscheiben endet, in die Säle, in denen üblicherweise Claude Monets „Seerosen“ hängen – selbst gefüllt mit Seerosen und Wasserlinsen und mit dem fluoreszierenden Farbstoff Uranin gefärbt, der das Wasser tagsüber froschgrün und nachts ultramarinblau leuchten lässt. Auf Holzstegen wandert man durch dieses ar­chitektonisch-aquatische Zwischenreich, riecht die Pflanzen, hört die Insekten und spürt mit jeder Faser die Konspiration: zum einen im Wortsinne das gemeinsame Atmen von Mensch und Natur, zum anderen die Komplizenschaft mit einer Kunst, die keine Grenzen mehr kennt, sondern nur noch fließende Übergänge.

Die Kunst der Kinetik: Jean Tinguelys Brunnen vor dem Stadttheater in Basel.


Die Kunst der Kinetik: Jean Tinguelys Brunnen vor dem Stadttheater in Basel.
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Bild: Hannah Fasnacht

Rund um die Uhr ist das Kunstwerk mit dem sprechenden Titel „Live“ geöffnet, von neun Uhr abends an kann es kostenlos besichtigt werden, und die Baseler feiern Eliassons Verbrüderungswerk – und sich selbst – Nacht für Nacht mit Open-Air-Partys im Park der Fondation. Das liegt in ihrer Natur, denn in kaum einer anderen europäischen Stadt ist die Konspiration zwischen der Kunst und den Einwohnern so leidenschaftlich wie in Basel – hier sind Malerei und Bildhauerei keine Dekoration, sondern seit der frühen Neuzeit eine kollektive Herzensangelegenheit. Um auch auswärtige Besucher an dieser Komplizenschaft teilhaben zu lassen, ist jetzt auf In­itiative des Grandhotels Les Trois Rois das Projekt „Arts & Culture“ gegründet worden. Das erste Haus am Platz, eine Baseler Institution seit mehr als drei Jahrhunderten und dank seiner Lage direkt an der Rheinpromenade das schönste Wohnzimmer der Stadt, hat sich mit drei weiteren Hotels, der Fondation Beyeler und dem Kunstmuseum zusammengetan und einen Rundgang für Kunstfreunde inklusive der passenden Pauschalarrangements kreiert. Die Route umfasst zurzeit fünfzehn Punkte, zu denen man sich mithilfe von QR Codes lotsen lassen kann. Sie werden mittels Mobiltelefon auf einer Broschüre mit Stadtplan und kurzen Erklärungen zu den Kunststätten gescannt und führen die Besucher immer auf dem kürzesten Weg entweder zu Fuß oder motorisiert ans Ziel.

Eine Mixtur aus Drache, Einhorn und Wal

Die Route will die ganze Bandbreite der Kunststadt Basel abbilden. Deswegen verbindet sie nicht nur Klassiker wie das tausend Jahre alte Münster mit seinen bunten burgundischen Dachziegeln oder das Rathaus mit seiner farbenfrohen Fassadenmalerei miteinander, sondern auch ungewöhnliche Orte wie ein monumentales Graffito der Schweizer Street-Art-Künstlerin Tika oder das Gebäude einer alten Brauerei, deren Turm für seine em­blematische Außentreppe gerühmt wird. Man wird zur Rheinpromenade geführt, die selbst ein Gesamtkunstwerk ist, und zum Baloise Park, in dem nicht nur Banken und Versicherungen ihren Sitz haben. Hier wird zwischen dem ganzen Geld auch Kunst gezeigt, derzeit eine Ausstellung mit Werken des Bildhauers Thomas Schütte. Vor den Konzernzentralen hat er die patinierte Bronzefigur eines riesenhaften Fabeltiers aufgestellt, einer gutmütigen Mixtur aus Drache, Einhorn, Elch, Wal und Seelöwe, die unentwegt aus ihren Nüstern schnaubt. Und irgendwann steht man vor dem Läckerli Huus, in dem die berühmteste Baseler Süßspeise ihren Ursprung hat, ein Lebkuchengebäck, wahlweise mit den Aromen von Kakao, Trüffeln, Zitrone, Birne, Apfel, Zimt, Nelken oder schweizerischem Gin. Das nennt man wohl erweiterten Kunstbegriff auf Schwyzerdütsch.

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