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#Wie man den Infokrieg gewinnt

„Wie man den Infokrieg gewinnt“

Eine Anekdote aus Präsident Selenskyjs Schulzeit erzählt von einem Sketch-Wettbewerb, bei dem Lehrer gegen Schüler antraten. Wolodymyr Selenskyj, damals in der elften Klasse, war Kapitän des Schülerteams und äußerst siegessicher. Auf die Frage eines Lehrers, wie er dazu komme, antwortete er: „Weil ihr die Lehrer seid. Ihr könnt nur sagen, was ihr sagen dürft. Aber wir sind frei zu sagen, was wir wirklich wollen.“ Beim folgenden Turnier wählten die Lehrer ihre Worte wie immer mit Bedacht. Die Schüler hingegen waren wahrhaftig und vollkommen frei von Diplomatie. Sie gewannen haushoch.

Gut 28 Jahre später ist Wahrhaftigkeit, dosiert mit diplomatischem Gespür, zu Selenskyjs Markenzeichen geworden. Seit gut zwei Wochen hält er fast täglich per Videoübertragung Reden vor den Parlamenten dieser Welt, um die Mobilisierung für die Ukraine weiter anzukurbeln oder aufrechtzuerhalten: Selenskyj beschämt sein Publikum und macht es im nächsten Satz stolz, rührt an Ehre und Moral und beschwört die Verzweiflung seines Landes, ohne um Mitleid zu bitten oder sich selbst von seinen Emotionen davontragen zu lassen. Auch am 27. Tag des Krieges, es ist ein Mittwoch, zeigt er keinerlei Anzeichen von emotionaler Instabilität oder Frustration.

Er sitzt an seinem Schreibtisch und spricht höflich, aber bestimmt zu den italienischen Parlamentariern im Palazzo Montecitorio in Rom. Er redet im Namen seines Volkes, das sich zur Wehr setzt, weil es selbstbestimmt leben möchte. Es bittet um Hilfe und schickt allen, die sich im Namen der gleichen Werte solidarisch mobilisieren, Dank. Selenskyjs Reden werden per Livestream übertragen. Später stehen sie als Video im Internet. Jeder, der möchte, kann sie sich anschauen. Es ist eine Internationalisierung der Botschaft, eine neue Form der öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Krieg, die der Isolation des Autokraten Putin im Kreml-Bunker diametral entgegensteht. Sie zwingt nicht nur Politikerinnen und Politiker zu einer Antwort auf die Frage, auf welcher Seite sie stehen wollen, sondern jeden, der Selenskyj zuhört.

Sein Rede-Marathon begann am 1. März vor dem EU-Parlament. Knapp eine Woche später sprach er in London, dann vor dem kanadischen Parlament, am 16. März vor dem amerikanischen Kongress. Danach waren die Schweiz, Deutschland, Israel, Frankreich, Japan und Schweden dran. In jedem Land, in dem Selenskyj aufgetreten ist, gab es eine mediale Vor- und Nachberichterstattung, als mache ein Popstar Station auf seiner Tournee: Was ist von der Rede zu erwarten? Welche Abgeordnete bleiben dem Auftritt möglicherweise fern? Wie hat das Staatsoberhaupt auf die Ansprache reagiert? So lauteten die wiederkehrenden Fragen. Die Bilder aus den Parlamenten ähnelten einander: Man sah in altehrwürdigen Sälen Reihen von Frauen und Männern im Anzug oder Kostüm, die vor und nach der Rede stehend Beifall klatschen. Man sah Selenskyj, übergroß auf dem Bildschirm, wie er in Armeekleidung und unrasiert an seinem Schreibtisch sitzt und spricht, neben sich die ukrainische Flagge. Allein dieses Bild entfaltete jedes Mal eine große emotionale Kraft. Es sagte: Es geht um Leben oder Tod.

Der Zuschauer ist mittendrin

Vieles, was Selenskyj zuvor ausgeschlagen worden war, wurde ihm im Anschluss an seine Reden plötzlich zugesichert: mehr Militärhilfen, Finanzhilfen, Sanktionen. Nur in Deutschland erntete der Auftritt Gleichgültigkeit (Olaf Scholz brauchte eine Woche, um dies als Fehler zu benennen), was Italien in der Woche danach umso mehr zu beflügeln schien, Selenskyj respektvoll zu empfangen. Ein neues Wir, eine neue Art von Verbindung ist auf diese Weise im Entstehen begriffen, jenseits von NATO oder EU.

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