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#John von Düffel doziert beim Schwäbischer Kunstsommer




John von Düffel dozierte beim Schwäbischen Kunstsommer in Irsee – für den Autor und Dramaturg eine besondere Herausforderung.

„Jeder Gedanke, jeder Text hat eine Herkunft“, sagt John von Düffel. Der Autor und Dramaturg ist überzeugt davon, dass Orte einen Einfluss auf das haben, was dort gedacht und darüber geschrieben wird. Und das gilt ganz besonders für den Allgäuer Marktflecken, an dem er die vergangenen Tage verbracht hat. Von Düffel wirkte als Dozent der Prosa-Klasse beim inzwischen 35. Schwäbischen Kunstsommer in Irsee mit. Doch das war nicht sein erster Aufenthalt in der ehemaligen Benediktiner-Abtei nordwestlich von Kaufbeuren. 

Er ist vor einigen Jahren schon einmal hierher gekommen, um für sein Theaterstück „Nebel im August“ zu recherchieren. Darin geht es um die Krankenmorde, die während der NS-Zeit in der als psychiatrische Klinik genutzten Klosteranlage an der Tagesordnung waren. Von Düffels Dokumentarstück spiegelt die grausigen Ereignisse rückblickend, indem es den Prozess gegen die Haupttäter nachzeichnet, der 1949 in Augsburg stattfand. 2018 feierte das Werk Premiere am Landestheater Schwaben, und wenige Woche später nahm der Autor an einer Vorstellung mit Publikumsgespräch und an einem Symposium zur NS-„Euthanasie“ im Kloster teil.

Autor John von Düffel glaubt an die Kraft des Menschen, Geschichte „weiter zu deuten“

Vor nicht allzu langer Zeit also die intensive Beschäftigung mit dem Tod in Irsee und nun die Einladung zur dortigen Sommerakademie, die unter dem Motto „Kunst leben“ steht – das sei in jedem Fall herausfordernd gewesen, berichtet der 1966 geborene von Düffel. Aber er glaube an „die Kraft der Umdeutung“, an die Fähigkeit des Menschen, Geschichte „weiter zu deuten, weiter zu schreiben“. Und dieser Prozess gelinge im Fall von Irsee „sehr gut“. 

Nicht ohne Grund hat er für seinen Autoren-Workshop beim Schwäbischen Kunstsommer das Motto „Schreiben an Orten“ gewählt. Auch machte er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die wechselvolle Geschichte der barocken Gemäuer aufmerksam, in denen sie eine Woche lang Texte geschrieben und diskutiert haben. Aber: „Der Schauplatz soll nicht den Inhalt vorgeben“, stellt von Düffel klar. Literatur solle eine „Übersetzung“ dessen sein, was ein Ort in der Autorin und im Autor anregt.

Plumpe Symbolik liegt dem Autor fern

Dass ihm plumpe, unmittelbare (Natur-)Symbolik fernliegt, beweist der Autor auch in seinem jüngst erschienenen Werk „Das Wenige und das Wesentliche“. Ein überaus geistreicher, aber nicht philosophisch verkopfter Essay über die „Askese der Zukunft“. Diese bedeute nicht Verzicht, sondern Konzentration auf das Notwendige, auf das Wichtige, erläutert das literarische Ich – das man guten Gewissens mit dem Autor gleichsetzen kann –, während es durch das bergige Hinterland Liguriens wandert. 

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Ebenso wie von Düffel widerstanden auch die Mitglieder seiner Prosa-Klasse der Verlockung, den vielschichtigen Ort der Sommerakademie direkt zum Thema ihrer Texte zu machen. Bei ihren Lesungen im Zuge der abschließenden Kunstsommernacht, bei der die elf Meisterkurse mit insgesamt über 120 Teilnehmern die Ergebnisse ihrer Arbeit der Öffentlichkeit vorstellten, ging es um anderes: um abgründige Urlaubsidyllen, den Unterschied zwischen dem Laufen im Wald und auf der Tartanbahn, um eine aufrichtige antike Seherin und die ganz gegenwärtigen Mechanismen der Politik, um eine Ode an die Kölner Philharmonie und Liebe in einem Raumschiff.

Gut 800 Besucher erleben Kunst aus und über Irsee

Die gut 800 Besucher der traditionellen Abschlusspräsentation konnten dennoch nicht nur Kunst aus Irsee, sondern auch über Irsee und Umgebung erleben. So sah man insbesondere etlichen Arbeiten, die in den Malerei-Kursen, dem Fotografie-Workshop oder der Kombi-Klasse „Comic und Prosa“ entstanden sind, deutlich ihre Herkunft an.

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