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#Anführer hinter Gittern: Der wichtigste Name auf der Liste der Hamas

Im Ringen um ein neues Abkommen zwischen Israel und der Hamas geht es auch um die Freilassung palästinensischer Häftlinge. Vor allem ein Name ist dabei wichtig: Marwan Barghouti.

Marwan Barghouti lag grundfalsch mit seiner Vorhersage. „In drei Jahren werden wir unseren Staat haben“, verkündete der Palästinenserführer vor mehr als zwanzig Jahren selbstbewusst. Den Israelis bleibe keine andere Möglichkeit, als sich aus den besetzten Gebieten zurückzuziehen. „Ansonsten werden sie keinen einzigen Moment in Sicherheit leben.“ Denn die Palästinenser würden weiter kämpfen, notfalls „bis ins nächste Jahrhundert“.

Das war im Mai 2001. Barghouti traf eine Gruppe junger Journalisten aus Europa, die ins Westjordanland gekommen waren, mitten in der zweiten Intifada. Der damals 41 Jahre alte Politiker galt als Anführer des blutigen Aufstands gegen die Besatzung. Er beharrte im Gespräch in Ramallah aber darauf, dass die Intifada vor allem mit friedlichen Mitteln geführt werde. Bombenanschläge auf Zivilisten seien „nicht Teil des Kampfes“, sagte er und behauptete, er verhindere Selbstmordattentate auf israelischem Gebiet.

Er soll mehrere Morde in Auftrag gegeben haben

Er kritisierte Israel harsch, hob aber auch hervor, sowohl Israelis als auch Palästinenser hätten das Recht auf einen Staat und ein Leben in Sicherheit. Barghouti verabschiedete sich mit den Worten: „Nächstes Mal sehen wir uns hoffentlich in Jerusalem.“

Elf Monate später wurde er von Israel ergriffen, 2004 dann zu mehr als fünfmal lebenslanger Haft verurteilt, weil er mehrere Morde in Auftrag gegeben haben soll. Unter den Palästinensern ist Bar­ghouti aber nicht vergessen. Im Gegenteil: Seine Popularität scheint mit jedem Jahr im Gefängnis zuzunehmen. Umfragen zufolge würde er in einer Präsidentenwahl jeden anderen Kandidaten schlagen, sowohl Präsident Mahmud Abbas als auch Hamas-Führer Ismail Haniyeh.

Barghouti ist als Anführer und Hoffnungsträger so unumstritten, dass auch die Hamas sich seit Jahren für seine Freilassung einsetzt, obwohl er der rivalisierenden Fatah von Abbas angehört. Auch in den laufenden Gesprächen über ein neues Abkommen zwischen Israel und der Hamas geht es nicht zuletzt um ihn. Die Hamas hat israelischen Medienberichten zufolge eine lange Liste mit den Namen inhaftierter Palästinenser vorgelegt, deren Entlassung sie im Austausch für die Freilassung weiterer Geiseln fordert. Auch Barghoutis Name stehe darauf.

Den Faustpfand nicht aus der Hand geben

Das war vor mehr als einem Jahrzehnt schon einmal so, als es um die Freilassung des entführten Soldaten Gilad Schalit ging. Israel stemmte sich damals erfolgreich gegen eine Freilassung Bar­ghoutis. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die israelische Haltung zu der Frage sich geändert hat. Barghoutis Freilassung hätte potentiell weitreichende Folgen für die politische Landschaft in Palästina und den israelisch-palästinensischen Konflikt. Es gibt gute Gründe, anzunehmen, dass die Regierung in Jerusalem dieses Faustpfand nicht vorschnell aus der Hand geben will.

Mitte Februar wurde der berühmte Häftling überraschend vom Ofer-Gefängnis in eine andere Anstalt gebracht und in Einzelhaft verlegt. Israels Polizeiminister Itamar Ben-Gvir behauptete, Barghouti habe versucht, Unruhen zu schüren, um eine dritte Intifada anzuzetteln. Er sei froh, dass seine „sehr klare Politik gegenüber Terroristen in Gefängnissen“ umgesetzt würde, schrieb Ben-Gvir auf der Plattform X. „Die Zeiten, in denen Terroristen im Gefängnis alles kontrollierten, sind vorbei!“

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