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#Private Banken fürchten VTB-Insolvenz

„Private Banken fürchten VTB-Insolvenz“

Nicht nur über den deutlichen Kursverlust der Deutschen-Bank-Aktie bekommt der Vorstandsvorsitzende Christian Sewing derzeit die Auswirkungen des russischen Überfalls auf die Ukraine direkt zu spüren. Als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) muss er sich auch um den Fortbestand der deutschen Tochtergesellschaft der russischen Großbank VTB Sorgen machen. Denn die hat unter deutschen Anlegern Einlagen über rund 4 Milliarden Euro eingesammelt, die über die Einlagensicherungssysteme der privaten Banken geschützt werden.

Sollte die in Frankfurt ansässige VTB Bank Europe SE ähnlich wie die europäische Tochtergesellschaft der Sberbank demnächst Insolvenz anmelden müssen, droht den Schutzsystemen des BdB ein neuer Entschädigungsfall, nachdem die Schieflage der Greensill Bank die privaten Banken im vergangenen Jahr schon 3 Milliarden Euro gekostet hatte. Davon entfielen 1 Milliarde Euro auf die gesetzlich garantierten Einlagen von 100.000 Euro je Kunde und 2 Milliarden Euro auf die darüber hinausgehende freiwillige Einlagensicherung. Abermals musste der BdB seine Einlagensicherungssysteme umbauen und die Zusagen an die Kunden kürzen.

Die VTB Bank befindet sich derzeit in enger Überwachung durch die Bankenaufseher der Bundesbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Eine Bafin-Sprecherin sagte auf Anfrage der F.A.Z.: „Wir stehen in engem Kontakt mit der Bank.“ Aktuell nehme die VTB keine Neukunden an. Das dürfte von der Bafin verordnet worden sein. Das Verbot, neue Einlagen anzunehmen, ist eine Vorstufe zum Moratorium. Dann darf die Bank zum Schutz der bestehenden Kundeneinlagen keine Auszahlungen mehr vornehmen. Gleichwohl beruhigte die Bafin-Sprecherin: „Bestandskunden, die nicht unter die Sanktionen fallen, können über ihre Guthaben im Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen verfügen.“

Rückzug aus Europa

Für Nervosität sorgte am Wochenende ein Bericht der „Financial Times“, wonach sich die VTB Bank aus Europa zurückziehen wolle. Die Sanktionen gegen Russland insbesondere im Finanzbereich haben schon für das Aus der europäischen Tochtergesellschaft der Sberbank, des vor der VTB größten russischen Instituts, gesorgt. Die Einheit sitzt in Österreich und belastet nun die dortige Einlagensicherung mit 1 Milliarde Euro für gesetzlich garantierte Einlagen. Derzeit verfügen die österreichischen Sicherungssysteme nur über 550 Millionen Euro. Auf die österreichischen Banken kommen Nachschusspflichten zu, und das für überwiegend deutsche Kunden, bei denen die Sberbank ähnlich wie die VTB mit attraktiven Zinsen Einlagen eingesammelt hatte.

„Käme es bei der VTB zum Entschädigungsfall, könnte auf das bereits durch die Greensill-Pleite geschwächte deutsche System ein erheblicher Belastungsfall zukommen“, bekräftigte Ingo Frommen, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), am Dienstag seine schon in der Vorwoche im Rahmen eines Research-Berichts getroffene Einschätzung. Er hält es für möglich, dass der Schadensfall schon in wenigen Tagen eintreten könne.

Deutscher Bank und Commerzbank drohen hohe Lasten

Nach Angaben von Frommen halten derzeit rund 180.000 Kunden bei der VTB Bank Einlagen über 4,3 Milliarden Euro. Wie viel davon auf den gesetzlich garantieren Schutz von 100.000 Euro je Kunde und Bank entfallen, ist derzeit noch nicht bekannt. Da ein Großteil der Einlagen täglich fällig ist, kann der aktuelle Stand nach Aussage von Frommen nur schwer abgeschätzt werden. Er geht davon aus, dass gerade Einlagen, die nicht durch den Einlagensicherungsfonds geschützt werden, in hohem Maße aus der Bank abgezogen werden. Einleger mit gesicherten Einlagen dürften die Situation relativ entspannt sehen und abwarten.

Sollte es für die Sicherungssysteme der privaten Banken zu einem neuen Entschädigungsfall kommen, erwartet der LBBW-Fachmann eine abermalige Anhebung der Abgaben für die Sicherungseinrichtungen. Insbesondere würden dann Deutsche Bank und Commerzbank im Zeitablauf von geschätzten dreistelligen Millionenbeträgen betroffen sein. Eine Überforderung oder gar einen „Offenbarungseid“ der Sicherungsins­trumente kann sich Frommen zwar nicht vorstellen. Im Fall der Fälle wäre allerdings der deutsche Staat gefordert, der aus politischer Motivation zur Stützung der deutschen Einlagensicherung eingreifen könnte.

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