Nachrichten

#Prozess gegen Florian Teichtmeister

Es ist unmöglich zu vergessen, dass der Mann, der da vor Gericht eine Art Lebensbeichte ablegt, einer der begabtesten Schauspieler des Wiener Burgtheaters war. Florian Teichtmeister spricht mit leiser, deutlicher Stimme über seine Sucht nach Pornographie, die sich in den vergangenen 15 Jahren immer stärker auf Darstellungen und Phantasien von Kindesmissbrauch gerichtet hatte. Über den „Versuch, ein Gefühl der eigenen Machtlosigkeit durch das Gefühl der Macht“ zu überspielen. Er deutet Gewalterfahrungen in der eigenen Kindheit an. Ein ab und an aufflammendes Bewusstsein seines Unrechts habe er stets verdrängt.

Vor zwei Jahren wurde die Wiener Polizei von einer Frau wegen häuslicher Gewalt zu Hilfe gerufen. Die Beamten standen vor der Tür von Teichtmeister, der sich auch in Produktionen für Film und Fernsehen einen Namen gemacht hat. Der war sofort umfassend geständig und übergab bei der folgenden Hausdurchsuchung eine beträchtliche Menge Rauschgift (vor allem Kokain) und insgesamt 22 Datenträger, auf denen die unfassliche Menge von mehreren Zehntausend Missbrauchsbildern gespeichert waren. Erst mit der Anklage wurde im vergangenen Herbst der Name Teichtmeisters als Täter öffentlich bekannt. Ihm wurde beim Burgtheater (wo er zuvor Gerüchte dementiert hatte) fristlos gekündigt, Filme mit ihm wurden abgesetzt.

Nicht zitierfähig

Inzwischen wurde die Anklage von „Besitz“ auf „Herstellung“ von Kinderpornographie ausgeweitet – formal auch wegen des Abspeicherns von Kopien, vor allem aber, weil er Bilder mit unfasslich vulgären und sadistischen Texten kombiniert hatte. Beispiele wurden nun vor Gericht verlesen, zitierfähig sind sie nicht nur aus Rücksicht auf die Opfer nicht.

Florian Teichtmeister am 26. Oktober 2021


Florian Teichtmeister am 26. Oktober 2021
:


Bild: dpa

In den Pandemiejahren 2020 und 2021 lud er besonders viele Bilder aus dem Darknet und versah sie mit Texten. Damals, sagt er nun, habe er das Gefühl gehabt, als Schauspieler nicht mehr „gefragt“ zu sein. Er sei in einem ständigen Rausch gewesen, mit hohen Dosen von Kokain. Dabei sagt er an den richtigen Stellen das Richtige, um klarzustellen, dass all das keine Relativierung der eigenen Schuld bedeuten könne. Sogar die Pausen stimmen, die das Ringen um die richtigen Worte anzeigen. Er spricht von einer „zunehmenden Spirale zur Abscheulichkeit“. Seine Entdeckung sei eigentlich ein Moment der Erleichterung gewesen. Klare Antworten auf die Fragen der Richter. Pädophil? Ja. Schuldig? Ja.

Maske der Normalität gewahrt

Spricht so ein reumütig Geständiger, der reinen Tisch macht und alles dafür tun will, dass es nie wieder mit ihm so weit kommt? Oder spielt ein Mime die Rolle seines Lebens? Oder beides? Teichtmeister spricht ohne Theatralik. Auch äußerlich tritt er unglamourös auf: Der Schnurrbart ist abrasiert, der gedeckte Dreiteiler passt bis hin zum schmal gefalteten weißen Einstecktuch, die Hände hat er aneinandergelegt vor sich auf dem Tisch. Seine Taten passen überwiegend zu den Aussagen. Bis auf den Umstand, dass er nach seiner Entdeckung noch ein Jahr lang öffentlich die Maske der Normalität zu wahren versucht hatte.

Verdichtete Grauslichkeiten

Sein Anwalt verweist auf das Geständnis „wie aus dem Lehrbuch“, die Therapie, der sich sein Mandant sofort freiwillig unterzogen habe, die völlige Abstinenz von Alkohol und Suchtgiften seither. Dann versucht die Verteidigung noch eine Unterscheidung zwischen begangenen Gewalttaten und den „Phantasien“ des Schauspielers. Auf seine Weise habe er „künstlerisch tätig werden“ wollen. Meint Teichtmeister dasselbe, wenn er in seinem Geständnis von „verdichteten Grauslichkeiten“ spricht?

Früheres Leben:  Florian Teichtmeister in einer Uraufführung am 15. Oktober 2022 im Burgtheater Wien


Früheres Leben: Florian Teichtmeister in einer Uraufführung am 15. Oktober 2022 im Burgtheater Wien
:


Bild: Matthias Horn

Die Anklägerin befindet, es bestehe die Gefahr, dass die Gewaltphantasien real würden. Die „pädosexuellen“ Texte seien von einer Art, wie sie sie noch nie erlebt habe. Die Kombination von Alkohol und Drogen erhöhe die Rückfallgefahr. Teichtmeister müsse eine „unbedingte“ Strafe ohne Bewährung erhalten.

Der Schöffensenat folgte ihr nach 40 Minuten Beratung nicht. Verurteilt wurde Teichtmeister am Dienstag wegen Besitzes und Herstellung der Missbrauchsdarstellungen zu zwei Jahren Haft und Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum. Die Haftstrafe und die Unterbringung im Maßnahmenvollzug wurden aber unter Maßgabe einer fünfjährigen Bewährungszeit ausgesetzt. Er muss seine Therapie fortsetzen und regelmäßig Abstinenz von Alkohol und Rauschgift nachweisen. Teichtmeister nahm das Urteil an, die Staatsanwaltschaft nicht. Es ist damit nicht rechtskräftig.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!