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#Quel drame!

Auch wer kein Französisch kann versteht sofort, bei den ersten sanften Klängen einer E-Gitarre, worum es in diesem Song geht, der simple Reim „deux par deux“ und „heureux“ reicht völlig aus:

Tous les garçons et les filles de mon âge
Se promènent dans la rue deux par deux
Tous les garçons et les filles de mon âge
Savent bien ce que c′est qu’être heureux

So glücklich wie die Pärchen, die Hand in Hand auf der Straße gehen, wäre die, die da singt, auch zu gern. Als dieses Liedchen, grade mal drei Minuten lang, 1962 seinen Weg um die Welt antrat, war Françoise Hardy, geboren am 17. Januar 1944, achtzehn Jahre alt. Sie war in Paris bei ihrer Mutter zusammen mit einer Schwester aufgewachsen, in eher bescheidenen Verhältnissen, wie es heißt. Nach ihrem Baccalauréat hatte sie ein Studium der Germanistik an der Sorbonne begonnen.

„Tous les garçons et les filles“ – Text und Musik hatte sie selbst verfasst – war eigentlich die B-Seite ihrer ersten Single, nachdem sie im November 1961 einen Schallplattenvertrag bei der Firma „Disc Vogue“ unterschrieben hatte. Die eigentliche A-Seite hieß „J’suis d’accord“. Es folgte eine EP (für „Extended Play“, etwas länger als eine Single), auf der sie auch noch „Oh oh chéri“ und „Il est parti un jour“ trällerte. Diese Songs, die deutlich fröhlicher klingen als „Tous les garcons et les filles“, entsprachen dem „Yé-yé“-Stil der frühen Sechziger in Frankreich, so benannt nach dem englischen „yeah, yeah!“, das die Beatles gerade populär gemacht hatten in der Rock ‚n‘ Roll-Musik. Französische Vertreter jener „années yé-yé“ waren Johnny Hallyday und Sylvie Vartan oder auch Serge Gainsbourg, in der Vermischung mit Elementen des Chansons.

Ein unnachahmliches Timbre

Und es ist auch wirklich zu traurig:

Oui mais moi, je vais seule
Par les rues, l’âme en peine
Oui mais moi, je vais seule
Car personne ne m’aime

Mes jours, comme mes nuits
Sont en tous points pareils
Sans joies et pleins d′ennuis
Personne ne murmure je t′aime à mon oreille

Seelenschmerz, niemand der sie liebt, Tage und Nächte ohne Freude, voller Langeweile – der kleine private ennui gewissermaßen –, niemand, der ihr „je t’aime“ ins Ohr haucht. Wie kann das sein? Es ist nicht ohne Komik, wie die „Wikipedia“ den Inhalt des Lieds beschreibt: „Bei dem Chanson handelt es sich um die Klage einer weiblichen Heranwachsenden, die … noch alleine ist.“ Quel drame!

Post-existentialistische Gestimmtheit schwebte in jenen Tagen noch über Paris. Der junge Maler Bernard Buffet war mit seinen melodramatischen Bildern zum Megastar des „Miserabilismus“ aufgestiegen, sein „Trauriger Clown“ war allgegenwärtig. Jeder, der an dieser Stimmung Teil hatte, kannte Françoise Sagan, die mit „Bonjour tristesse“ 1954, dann mit „Aimez-vous Brahms?“ 1959 die Literaturszene aufgemischt hatte. Und nun also Françoise Hardy, mit diesem unnachahmlichen Timbre ihres Gesangs: eine junge Frau von außergewöhnlicher Attraktivität, groß, überschlank mit einem einzigartig schönen Gesicht. Die so ganz anders aussah als das noch immer herrschende Klischee von jugendlicher Weiblichkeit.

Als ob sie friere vor Kälte – des Herzens

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