#Radler-Routen: Was man zwischen Wiesbaden und Rüdesheim mit dem Rad erlebt

Sehnsuchtsort von Dichtern und Romantikern, weltberühmte Weinanbauregion, mediterranes Fleckchen zwischen Burgen, Schlössern, Klöstern und stattlichen Villen, Ziel von Gourmets, Literatur- und Musikliebhabern – das alles ist der Rheingau mit seiner Lebensader, dem Rhein. Über dem Strom thront in Höhe der Stadt Rüdesheim das Niederwalddenkmal, errichtet zur Erinnerung an den Sieg über Frankreich und die Gründung des deutschen Kaiserreichs im Jahr 1871.

Mit seiner patriotischen Monumentalität will das Denkmal so gar nicht zur feinsinnigen und weinseligen Leichtigkeit dieser Region passen, in der es an kulturellen Veranstaltungen, Weinstuben und hervorragenden Restaurants ebenso wenig mangelt wie an mildem Klima und Sonnentagen. Aber da steht sie nun auf ihrem Sockel, die mehr als zwölf Meter hohe Germania, und wacht seit 1883 mit Kaiserkrone in der Hand und Reichsadler auf der Brust über den breiten Fluss zu ihren Füßen.

Seit 2002 ist das Niederwalddenkmal Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal, das sich über 67 Kilometer entlang des Rheins zwischen Bingen/Rüdesheim und Koblenz erstreckt. Hunderttausende Menschen bestaunen jedes Jahr aber nicht nur diesen Gedenkort, von den Einheimischen auch „preußische Madonna“ genannt. Sie genießen von dort oben den erhebenden Anblick des Rhein und seiner Auen, eingerahmt von Weinbergen, Burgen und Städten.

Für einen Großteil der Besucher dürfte das Niederwalddenkmal eine Etappe bei ihrer Besichtigung von Rüdesheim sein. Von dort führt bequem die bald 70 Jahre alte Seilbahn hinauf. Für Fahrradfahrer und -fahrerinnen gibt es verschiedene Möglichkeiten, zur grandiosen Aussichtsstelle zu strampeln – wir entscheiden uns für einen Anfahrtsweg ab Wiesbaden-Biebrich, der knackige Anstieg kurz vor dem Ziel macht sportliche Radler glücklich und ist für E-Biker ein Klacks.

Wegbeschreibung

Wir beginnen am Rhein, dem wir die ersten 37 Kilometer auch treu bleiben, was entspanntes Radeln auf ebener Strecke bedeutet. Startpunkt ist im Wiesbadener Stadtteil Biebrich das gleichnamige Schloss mit seinem sehenswerten Park. Es gehört zu den bedeutendsten Barockschlössern entlang des Rheins. Der Park ist eine Oase der Ruhe und für die Öffentlichkeit zugänglich – wenn die Tour beendet ist, können Sie dort wunderbar ausruhen.

Es geht an der Uferstraße, die am Wochenende sehr voll sein kann, entlang in Richtung Schierstein. Dort steht Ihnen aktuell noch die Baustelle der neuen Schiersteiner Brücke im Weg, die zwar seit Sommer 2023 fertiggestellt, aber unterhalb noch nicht komplett abgeräumt ist. Ein kleiner Schlenker über den Radweg entlang der Rheingaustraße bringt Sie unter der Brücke hindurch und nach links über den Hafenweg wieder zurück ans Wasser und an den Schiersteiner Hafen, in dem Urlaubsgefühle aufkommen. Fast am Ende des Hafens biegen wir rechts in die Kleinaustraße ab und an der Kreuzung links auf die Söhnleinstraße. Wir bleiben das kurze Stück auf der Straße (der enge kombinierte Fuß-Rad-Weg ist nicht zu empfehlen), bis wir in Niederwalluf nach links in die Straße im Johannisfeld abbiegen.

Dort lohnt ein kurzer Stopp an den Ruinen der Wallufer Turmburg und der alten Johanniskirche. Die Reste der Turmburg-Anlage aus dem 10. Jahrhundert wurden erst bei Grabungen 1931/32 entdeckt. Die romanische Saalkirche stammt aus derselben Zeit.