Nachrichten

#Stabiler geht’s nicht

„Stabiler geht’s nicht“

Kein Gespräch ohne den Bahnbabo. Dabei ist Frankfurts bekanntester Straßenbahnfahrer zu Beginn des Wahlabends gar nicht im Römer. Während fast alle anderen 19 Kandidaten zum Empfang ins Rathaus gekommen sind und die Auszählungsergebnisse auf den Monitoren verfolgen, sitzt der Einundsechzigjährige im Führerhaus der Linie 21 – was aber nichts daran ändert, dass im Römer alle über ihn reden. Erst recht als klar wird, dass Peter Wirth, wie der parteilose Kandidat mit bürgerlichem Namen heißt, mit mehr als fünf Prozent der Stimmen ein exzellentes Ergebnis erzielt hat: Deutlich mehr als die Konkurrenz von Linke, FDP und AfD.

Entsprechend groß ist das Hallo der im Römer versammelten Medien, als Wirth um 19.40 Uhr dann doch erscheint. Die Schicht ist zu Ende – jetzt ist Showtime: Ein Spagat auf dem Absatz der Römertreppe, das bringt kein anderer Kandidat zustande. „Der Bahnbabo hat ein tolles Ergebnis erzielt aus dem Nichts“, sagt er und dankt seinen Wählern: „Mit euch allen bleibt Frankfurt stabil.“

Mit Sonnenbrille, Zahnpasta-Lächeln und äußerst stabilem Bizeps

Stabil – das ist in der Bahnbabo-Sprache ein Zustand, der überall und immer erstrebenswert ist. Aber ein so stabiles Ergebnis wie das, das er nun erzielt hat, hätten ihm auch viele seiner Fans und Follower nicht zugetraut. Bei ihnen hatte er sich am Morgen noch über seinen Twitter-Account für die „Vibes, die ihr mir schenkt“ bedankt. Dazu natürlich ein Foto mit Sonnenbrille, allerbreitestem Zahnpasta-Lächeln und äußerst stabilem Bizeps. Der zeichnet sich auch gut ab, als Wirth im kurzärmeligen Bahnfahrer-Hemd im Römer erscheint. Professionell die Antwort auf die Frage, welchen Kandidaten er seinen Wählern für die Stichwahl am 26. März empfehlen wird: „Ich werde mich positionieren, aber nicht heute Abend.“


Dank des eingetragenen Künstlernamens stand Wirth auch offiziell als „Bahnbabo“ auf dem Stimmzettel. Als Kandidat mit den weitaus meisten Muckis hatte er angekündigt, seine Beliebtheit in den sozialen Medien und bei jungen Leuten zu nutzen, um zwischen den Generationen zu vermitteln. Und natürlich will er – quasi von Berufs wegen – für bessere Bedingungen im öffentlichen Personennahverkehr sorgen. In den sozialen Netzwerken wurde am frühen Wahlabend schon darüber spekuliert, dass Wirth es möglicherweise sogar noch in die Stichwahl schaffen könnte. Aber das wäre der Stabilität dann doch zuviel.

Halbwegs in die Nähe der Bahnbabo-Werte kommt von den „kleinen“ Kandidaten nur noch die als Unabhängige angetretene Maja Wolff mit rund drei Prozent. Die 58 Jahre alte Schauspielerin, Kabarettistin und Organisatorin des Grüne-Soße-Festivals hatte sich an der Schnittstelle von Kultur und Wirtschaft positioniert. Dass die anderen „Kleinen“ nicht mit den Ergebnissen von Wirth und Wolff mithalten können, heißt nicht, dass sie völlig unzufrieden sind. Denn mit hohen Prozentzahlen haben sie sowieso nicht gerechnet.

Tilo Schwichtenberg von der Gartenpartei sitzt mit Freunden an einem der im Römer aufgebauten Tische und trinkt einen sauergespritzten Apfelwein. Bei der Kommunalwahl hatte seine Partei 0,6 Prozent geholt – nun ist es die Hälfte. Doch dabei sein ist alles, auch für den 53 Jahre alten Kameramann, der als „Bürgermeister der Bürgerinitiativen und Vereine“ angetreten war. An ihren grünen Poloshirts sind Niklas Pauli und seine Freunde zu erkennen. Der 45 Jahre alte Elektrotechniker-Meister setzt sich für Kleingärten ein – und gegen die Europäische Schule, die am Ratsweg geplant ist. Er landet bei 0,2 Prozent, was immerhin doppelt so viel ist wie bei Mitbewerber Feng Xu. Aber der lässt sich auch davon nicht verdrießen. Für ihn sei die Kandidatur ein Projekt, um am eigenen Leib zu erfahren, wie Demokratie „von innen“ funktioniert.

Keine Erwartung hatte Daniela Mehler-Würzbach (Die Linke) geäußert, die 3,8 Prozent erzielt. Mit Mann und Kindern ist sie in den Römer gekommen. „Wer einen Wahlkampf führt, der braucht die Unterstützung der ganzen Familie“, sagt die 38 Jahre alte Stadtverordnete. Sie zeigt auf ihren Mann, der auf einer der Bänke sitzt und gelassen eine der Töchter auf den Knien schaukelt.

Ähnlich entspannt verfolgen die alten Fahrensfrauen und Fahrensmänner der Frankfurter Politik die Wahl: Die ehemalige Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) plaudert mit dem ehemaligen Kämmerer Tom Koenigs (Die Grünen), der frühere Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) verfolgt mit kritischem Blick die Ergebnisse auf einem Monitor und der CDU-Grandseigneur Udo Corts ist in ein intensives Gespräch mit der FDP-Europapolitikerin Nicola Beer vertieft. Vermutlich geht es um den Bahnbabo.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!