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#Rafael Laguna: „Um den Innovationsstandort mache ich mir große Sorgen“

Rafael Laguna de la Vera soll als Chef der Agentur für Sprunginnovationen die deutsche Wirtschaft fit für die Zukunft machen. Im Interview spricht er über neue Freiheiten, die Folgen des Haushaltslochs – und warum es für deutsche Innovationen eine aktiengebundene Rente braucht.

Herr Laguna, die Bundesregierung hat angesichts der Haushaltskrise angekündigt, Milliarden einsparen zu wollen. Welche Folgen hat das für die Innovationsagentur Sprind – und für den Innovationsstandort Deutschland?

Für uns hat das erst mal keine allzu großen Auswirkungen, außer dass es zu Verzögerungen kommt. Die Sprind ist ja über den ganz normalen Haushalt finanziert und nicht über irgendwelche Sondertöpfe. Und wir sind noch relativ klein. Energie, Chips oder Klima sind da ganz andere Kaliber. Um den Innovationsstandort Deutschland mache ich mir ganz große Sorgen – und das werden wir schon bald erleben.

Warum?

Weil für die neuen Chipfabriken bald Teile der Subventionen im Rahmen des EU-Chips-Act aus den infrage stehenden Töpfen bestritten werden sollten. Jetzt hören wir zwar, dass die Politik mit Hochdruck daran arbeitet, neue Wege zu finden. Aber letztlich muss das Geld möglichst schnell irgendwo herkommen.

Ansonsten?

Wir befinden uns in einem globalen Subventionsrennen mit dem Rest der Welt um bestimmte Innovationen und Industrien. In Amerika und Asien scheint man da keine Probleme zu haben, quasi unendlich viele Schulden zu machen.

Das heißt ja nicht, dass wir das auch machen müssen.

Richtig. Das aber bedeutet dann auch, dass man sich aus ganz zentralen Bereichen der neuen Industrien komplett verabschiedet. Dann erforschen, designen und bauen wir in zehn Jahren überhaupt gar keine Chips mehr.

Und das wäre schlimm?

Das wäre ein bisschen wie beim Fußball: Wenn man nicht mehr die tollen Spieler kaufen kann, spielt man oben nicht mehr mit. Wenn man oben mitspielen will, muss man die tollen Spieler kaufen.

Rafael Laguna


Rafael Laguna
:


Bild: Picture Alliance

Das heißt jetzt für die Chipfabriken?

Ich bin weit davon entfernt, ein Subventionsfan zu sein. Aber wenn die Beihilfen nicht kommen, kommen auch die Chipfa­briken nicht – das ist ganz einfach. Und da würde ich schon sehr weinen, wenn das so einträte.

Warum?

Weil wir den Chipboom in Deutschland wieder entstehen sehen. Die großen Ansiedlungen, den Mittelstand mit seinen nachziehenden Investitionen. Damit haben wir uns bereits sehr gute Chancen erarbeitet, die Lücke zu schließen, die über die vergangenen 15 Jahre zu den Asiaten und auch Amerikanern entstanden ist. Dort weiß man, wie wichtig die Chips für alle Industrien wie zum Beispiel den Auto- oder Maschinenbau sind.

Machen Sie das mal konkret.

Nehmen wir Bosch, die Steuergeräte für Autos bauen. Diese Steuergeräte werden in ein paar Jahren nicht mehr mit den Chipgenerationen auskommen, die heute in ihnen verbaut werden. Denn bald arbeiten in jedem Auto einige Supercomputer. Die werden benötigt für Bildverarbeitung und Künstliche Intelligenz – und dies wiederum braucht völlig neuartige Chips und Systeme. Wenn Bosch die nicht hat, kann es auch keine Steuergeräte für Autos mehr bauen. Was das für die hiesige Auto- und Zulieferindustrie heißt, kann man sich ausrechnen.

Die Asiaten haben diese Chips schon heute, die Amerikaner arbeiten daran . . .

Microsoft hat gerade bekannt gegeben, einen eigenen KI-Chip zu entwickeln. Amazon und Google arbeiten schon lange daran, auch Tesla ist seit Längerem am Ball. Deren Chips sind wichtig für die vertikale Integration der Industrien. Wenn man die nicht macht oder die nicht hinbekommt, brennt vom kleinsten und wichtigsten Teil ausgehend, dem Chip also, von unten das Geschäft weg und damit der Industriestandort aus. Das trifft auf Autohersteller genauso zu wie etwa auf Telekommunikationsunternehmen, Medizingerätehersteller und nahezu alle anderen Industrien.

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