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#Raus mit den Weißen!

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Raus mit den Weißen!

Der Maschinenpark von César Covilli gleicht einem Kriegsschauplatz. Ausgebrannte Busse, Bagger und sonstiges Gerät reihen sich aneinander. Am Sitz seines Forstbetriebs in der südchilenischen Gemeinde Capitán Pastene ist nur ein kleiner Teil dessen zu sehen, was der 66 Jahre alte Unternehmer in den vergangenen Jahren verloren hat. Mehr als 80 Maschinen sind es insgesamt. Die Versicherungen kommen schon länger nicht mehr dafür auf. Zuletzt stiegen vor wenigen Tagen wieder Flammen auf, als eine Gruppe bewaffneter und maskierter Männer in einem Forst einen Arbeitertrupp abfing und einen Bus sowie zwei Bagger in Brand steckte. Zwei Arbeiter wurden während des Anschlags verletzt. „Das ist Terrorismus“, sagt Covilli, der 180 Angestellte beschäftigt. „Sie morden, drohen und machen der Bevölkerung Angst.“

Seit Jahren werden im Süden Chiles solche Anschläge verübt, die sich vor allem gegen die Einrichtungen der Forstwirtschaft richten. Es ist eine Form des Widerstandes des indigenen Mapuche-Volkes, das sein angestammtes Land zurückfordert. Erst vor etwa 160 Jahren nahm der chilenische Staat die Gegend ein und kolonisierte sie mit Weißen. Die erhielten Landtitel und machten sich das Land der Mapuche zu eigen.

Straßen statt Wälder

Heute zeugt die Landschaft davon. Wo einst Wälder standen, führen jetzt Straßen durch schier endlose Pinien- und Eukalyptus-Plantagen. Wo sie geerntet worden sind, bleiben nackte Hügel zurück. In den Ebenen haben sich Farmen mit Acker- und Weideland ausgebreitet.

Lange hatten die Mapuche der „Invasion“ machtlos zugeschaut. Nach dem Ende der Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet begann sich dann aber eine Widerstandsbewegung zu formieren, die auch zu gewaltsamen Mitteln greift, um sich Gehör zu verschaffen – und das Land zurückzuerobern. In den Forsten der Region sieht man immer wieder Mapuche-Flaggen und Spruchbänder, die signalisieren, dass das Gebiet ein „Territorium im Wiederaufbau“ ist. Und hin und wieder steht auf ihnen: „Raus mit den Winkas“, wie die Mapuche in ihrer Sprache die Weißen bezeichnen.

Der Unternehmer César Covilli vor ausgebrannten Bussen und Baggern in Capitán Pastene (Chile)


Der Unternehmer César Covilli vor ausgebrannten Bussen und Baggern in Capitán Pastene (Chile)
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Bild: Tjerk Brühwiller

Die „Sabotage“ der Forst- und Agrarwirtschaft sowie die Besetzung von Ländereien, die als angestammt und teilweise heilig gelten, sehen einige als legitime Strategien an. Sie werden auch von weniger radikalen Mapuche gutgeheißen oder zumindest toleriert. „Es ist nicht so, dass ich das nicht verstehen könnte“, sagt etwa Adolfo Millabur, einer der angesehenen Anführer der Mapuche der Küstenregion. Nach 160 Jahren Unterdrückung hätten einige den Glauben an den Dialog verloren, sagt er. 1996 wurde Millabur als erster Mapuche in der Geschichte Chiles zum Bürgermeister eines Ortes gewählt. „Es gibt bis heute keine Lösung für den Konflikt“, sagt er.

Die gewaltsamen Aktionen sind eine Antwort auf das Versagen des Staates, der es bis heute nicht geschafft hat, den Konflikt in Südchile zu lösen. Vor einiger Zeit hat die Regierung damit begonnen, Ländereien aufzukaufen, um sie den Mapuche zu übergeben. Doch wegen der Pandemie sind die Mittel knapp geworden. Der Staat setzt nun andere Prioritäten. Die Anschläge und Besetzungen haben in der Folge wieder zugenommen, und der Staat reagiert so, wie er es schon immer getan hat: Er hat das Sicherheitsaufgebot in der Region verstärkt.

„Es gibt bis heute keine Lösung“: Adolfo Millabur wurde 1996 als erster Mapuche  Bürgermeister.


„Es gibt bis heute keine Lösung“: Adolfo Millabur wurde 1996 als erster Mapuche Bürgermeister.
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Bild: Tanya Hirsch

Seit mehreren Monaten herrscht in vier Provinzen Südchiles der Ausnahmezustand. Mehr als 2000 Soldaten befinden sich in der Region. Auf den Fernstraßen fahren Panzerwagen, an mobilen Posten werden Personen kontrolliert. Versuche der Armee und der Polizei, die Kontrolle über besetzte Gebiete zurückzuerlangen, enden meistens in heftigen Konfrontationen mit den Mapuche. Vor etwa einem Monat kam es in der Nähe der Gemeinde Cañete zu Zusammenstößen. Die Polizei erschoss einen jungen Mapuche. Er war in den vergangenen zwei Jahren nicht das einzige Opfer des Konflikts.

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