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#Reden ist Gold für den Spieler-Versteher

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Reden ist Gold für den Spieler-Versteher

Es ist schwierig, sich mit Florian Kohfeldt nicht gut zu verstehen. Es ist auch gar nicht so einfach, mit ihm nicht zu reden – ausführlich. Kommunikation ist eindeutig eine Stärke des 39 Jahre alten Fußball-Lehrers. Wer ihm nach Spielen eine Frage stellte, bekam eine Antwort. Meist keine, hinter der er sich versteckte, sondern eine, die im Rahmen der Möglichkeiten des Profifußballs ehrlich war.

In Bremen fanden am Ende seines Wirkens beim SV Werder einige Begleiter, dass weniger Worte gutgetan hätten oder andere besser gewesen wären – wenn erst einmal etwas ins Rutschen gekommen ist, werden aus Stärken plötzlich Schwächen: „Der soll nicht so viel erzählen, sondern lieber machen“ – das war nicht nur einmal das uncharmante Urteil einiger Fans über den früher so geschätzten Trainer.

Dass Kohfeldts kommunikative Fähigkeiten in einem anderen Umfeld, an einem anderen Standort sofort wieder aufblühen und es ihm gelingt, die Menschen in seiner Nähe mitzunehmen, ist durchaus zu erwarten. Nach Mark van Bommels eher schlichten Aussagen zum Wie und Warum des Wolfsburger Fußballs kann sich die ­100-prozentige Volkswagen-Tochtergesellschaft nun auf einen Coach freuen, der Spaß und Freude am Formulieren hat, der seine Mitmenschen erreichen möchte und keinen Schutzwall um sich gebaut hat.

Kohfeldt auf Schmadtkes Liste

„Reden wird das Allerwichtigste sein“, sagte Kohfeldt in einem am Mittwoch auf der Klubhomepage veröffentlichten Interview zu seinen Aufgaben in den kommenden Tagen. Am Dienstag unterschrieb Kohfeldt einen bis einschließlich 30. Juni 2023 datierten Vertrag beim VfL. An diesem Donnerstag wird er dort vorgestellt. Bei Werder war Kohfeldt am 16. Mai des Jahres nach dem Bundesliga-Abstieg entlassen worden. Er hatte dort Arbeitspapiere bis Mitte 2023 unterzeichnet.

Dass sich Kohfeldt mit seinem Umfeld austauscht, dass er Input sucht, zuhört, fremde Meinungen wissbegierig aufnimmt, kann unter Jörg Schmadtke nur helfen. Der Wolfsburger Chef sucht einen Trainer, der ihn mitnimmt, der sich erklärt, der auch zugänglich bleibt, wenn es vielleicht mal nicht so läuft. Kohfeldt soll schon länger auf Schmadtkes Liste gestanden haben, so wie Edin Terzic. Ein umgänglicher deutscher Trainer, der bewiesen hat, eine Mannschaft auf spektakulären Offensivfußball trimmen zu können: Davon gibt es nicht allzu viele, zumal Kohfeldt lange im Ruf stand, etwas Besonderes mitzubringen, für Größeres erwählt schien.

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Allerdings bezog sich das glänzende Renommee in der Bundesliga-Szene bei genauerer Betrachtung auf diese eine Rückrunde 2018/2019, als Werder mit Kohfeldt auf der Bank und Max Kruse auf dem Platz begeisterte und das europäische Geschäft nur knapp verpasste. Begeisternde Pokalauftritte bleiben in Erinnerung. Was danach kam, ist bekannt: Der Abstieg auf Raten in Form des Klassenverbleibs via Relegation gegen den 1. FC Heidenheim, dann der Absturz, den der zuvor gefeuerte Kohfeldt schon nicht mehr miterlebte.

Van Bommels kurzes Wirken in Wolfsburg hatte Sportvorstand Schmadtke am Sonntag beendet. Wie unangenehm es werden kann, unter dem 57-Jährigen zu arbeiten, hatten van Bommels Vorgänger Bruno Labbadia (2019) und Oliver Glasner (2021) erlebt: Gespräche unerwünscht. Eiszeit am Mittellandkanal. Beide Trainer flohen regelrecht vor Schmadtke. Bei van Bommel, 44 Jahre alt, war es wohl eher die unnötige Änderung des Spielstils weg vom Umschaltfußball hin zu Ballbesitzfußball, die ihn scheitern ließ. Hinzu kam offenbar, dass man ihm harte Ansagen in Richtung der Stars nicht zutraute.

Kohfeldt ist ganz grundsätzlich eher der Typ Spieler-Versteher als das strenge Ekel, das keine Auseinandersetzung scheut. Er musste sich in Bremen auch kaum mit verwöhnten Großverdienern auseinandersetzen. Dort zogen meist fast alle an einem Strang. Kohfeldt eroberte die Mannschaft über emotionale Ansprachen und taktische Vorgaben nach langer Gegner-Analyse, die fruchteten.

In seinem System fühlten sich lange Zeit alle wohl, und mit seiner langen Werder-Vergangenheit passte er bestens in diesen Klub, der große Veränderungen scheut. Als der loyale Mann bei ausbleibendem Erfolg strenger durchgreifen und zudem das ganze System von offensiv aufregend zu defensiv stabil umbauen sollte, begann er zu scheitern. „Dominant, temporeich und mit einer sehr guten Mentalität“ wolle er den VfL sehen, sagte Kohfeldt am Mittwoch.

Bedenkt man, dass seine Vita mit dem Makel des Abstiegs befleckt ist, kommt der neue Vertrag einem überraschenden Aufstieg gleich. Champions League mit dem Vorjahresvierten: Kohfeldt ist immer noch ein Trainer, der Fantasien beflügelt, dem die Entscheider zutrauen, aus besseren Möglichkeiten mehr zu machen, als in Bremen möglich war. Dass er mit seiner nahbaren Art Geschäftsstelle und Fans schnell hinter sich bringen kann, ist nach den gefühlsmäßig sparsamen Glasner und van Bommel sicher kein Nachteil.

Dem Familienmenschen Kohfeldt wird es wichtig gewesen sein, dass es vom Wohnsitz Bremen nach Wolfsburg nur zwei Autostunden sind. Fraglich ist schon eher, ob er sich dafür erwärmen kann, dass der VfL abseits einer regionalen Anhängerschar keine Emotionen weckt. Einen Teil seiner Energie zog Kohfeldt schließlich auch immer aus der Begeisterung von den Rängen und war damit wie geschaffen für einen Traditionsverein.

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