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#Reiche Kinder erhalten drei Mal mehr Geld als arme

Reiche Kinder erhalten drei Mal mehr Geld als arme

In der Hochphase des Bundestagswahlkampfs liefert eine neue Studie des Statistischen Bundesamts politischen Sprengstoff. Die Erhebung „Konsumausgaben von Familien für Kinder“, die der F.A.Z. vorliegt, listet genau auf, wie viel Geld die Eltern in Deutschland für ihren Nachwuchs ausgeben. Die Summen sind hoch – und die Unterschiede zwischen den Einkommensklassen beträchtlich. Die Studie wirft damit ein Schlaglicht auf die Ursachen und Wirkungen materieller Ungleichheit, die die Parteien bekämpfen wollen.

Den Statistikern zufolge geben Paare im Durchschnitt 763 Euro jeden Monat für ein Einzelkind aus. Zwei Kinder kosten 1276 Euro, drei Kinder stolze 1770 Euro. Mit steigender Kinderzahl erhöhen sich die Kosten auch relativ: Ein Einzelkind verbraucht 21 Prozent aller Konsumausgaben des Paares. Zwei Kinder machen schon exakt ein Drittel des Geldes aus, für drei Kinder muss ein Paar im Durchschnitt 41 Prozent seiner Gesamtausgaben abzwacken. Die hohen Kosten verdeutlichen, warum in wissenschaftlichen Untersuchungen der Tatbestand „mindestens drei Kinder“ als eine mögliche Ursache für wirtschaftliche Armut aufgeführt wird – genau wie Krankheiten und ein fehlender Berufsabschluss.

Die Ausgaben je Kind steigen allerdings nicht gleichmäßig. Genau wie in der industriellen Produktion sinken auch bei Kindern die Kosten mit der Zahl, weil Eltern von Einzelkindern höhere Erstanschaffungskosten haben, beispielsweise für eine Wickelkommode. Für Kleidung geben Eltern mit zunehmender Familiengröße je Kind immer weniger aus, weil die jüngeren Kinder die Jacken und Hosen ihrer älteren Geschwister tragen können. Auch die Ausgaben fürs Essen sinken pro Kopf, weil große Packungen nicht wesentlich teurer sind als kleine.

Reiche Eltern nehmen drei Mal so viel Geld in die Hand

Besonders auffällig sind jedoch die extrem unterschiedlichen Beträge, die reiche und arme Eltern für ihre Kinder ausgeben. Dazu teilten die Statistiker die Eltern in Deutschland in zehn gleich große Gruppen ein. Die einkommensschwächsten 10 Prozent wendeten 424 Euro für ein Einzelkind auf. Die einkommensstärksten 10 Prozent gaben für ihr Einzelkind mit 1212 Euro hingegen das 2,9-Fache aus. Einfacher ausgedrückt: Reiche Eltern nehmen drei Mal so viel Geld in die Hand, um ihrem Kind einen guten Start ins Leben zu ermöglichen.

Die großen Unterschiede legen nahe, dass sich die eingesetzten Beträge nahezu zwangsläufig auf die Startchancen des jeweiligen Kindes auswirken. Besonders krass sind die Differenzen in der Gesundheitspflege: Hierfür erhalten arme Kinder 11 Euro, reiche hingegen mehr als das Zehnfache (113 Euro). Für Bücher bekommen Kinder einkommensstarker Haushalte die dreifache Summe (27 Euro vs. 9), ebenso für das „Bildungswesen“ generell (83 Euro vs. 28). Für Kleidung und Schuhe geben die Eltern reicher Kinder 87 Euro im Monat aus, arme lediglich 36. Für „Reisen“ nennt die Tabelle bei den ärmeren erst gar keinen Betrag – die Fallzahlen sind hierfür zu klein, arme Kinder verreisen kaum.

Die Erhebung des Bundesamts basiert auf der größten Einkommensbefragung innerhalb Deutschlands, der sogenannten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe. Diese findet alle fünf Jahre statt. An der aktuellen Erhebung im Jahr 2018 haben etwa 60 000 Haushalte teilgenommen. Neuere Zahlen gibt es nicht, wegen der vielen Daten und komplexen Berechnungen ist die Auswertung vom Bundesamt hochaktuell und wird erst an diesem Dienstag beworben.

Die Studie bestätigt auch eine Erfahrung, die Eltern älterer Kinder machen: Mit fortschreitendem Alter des Kindes erhöhen sich dessen Kosten. Für ein Einzelkind unter 6 Jahren wenden Eltern im Durchschnitt 679 Euro im Monat auf. Ist das Kind zwischen 6 und 12 Jahren alt, steigen die Kosten auf 786 Euro, bis zur Volljährigkeit sogar auf 953 Euro.

In ihrem Bericht legen die Forscher Wert auf die Feststellung, dass die in der Studie genannten Kosten für den privaten Konsum der Kinder niedriger sind als die tatsächlichen Kosten. So fehlen in der Erhebung alle über den privaten Konsum hinaus anfallenden Aufwendungen für Kinder. Nicht enthalten sind beispielsweise zusätzliche Versicherungen wie eine Haftpflichtversicherung, aber auch Geldgeschenke und Unterhaltszahlungen bleiben außen vor. Allerdings sind die genannten Kosten von beispielsweise 763 Euro für ein Einzelkind auch nicht als Nettokosten zu verstehen, die das Paar sonst vollständig für sich ausgeben könnte. Einnahmen durch das Kind wie beispielsweise das Kindergeld oder Elterngeld sind ebenso wenig eingerechnet wie Steuervorteile.

Um die Frage zu beantworten, welche Kosten Kinder wirklich verursachen, würde aber auch eine Rechnung mit all diesen Daten nicht ausreichen. Zu einer vollständigen Rechnung gehörten nämlich auch die Opportunitätskosten, die entstehen, wenn ein Elternteil zugunsten der Kinder beruflich kürzer tritt. Nahezu unmöglich zu berechnen sind ferner die Einkommensnachteile durch entgangene Karrierechancen und Abschläge in der späteren Rente.

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