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#Rekonstruktion der Brexit-Einigung zwischen EU und Großbritannien

Rekonstruktion der Brexit-Einigung zwischen EU und Großbritannien

Am Ende sind es 1246 Seiten geworden, um die künftigen Beziehungen zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich zu regeln. Am Samstag haben beide Seiten ihr Abkommen veröffentlicht, jeder kann es lesen – eine leichte Lektüre ist es nicht. Neben dem eigentlichen Vertragstext von gut 400 Seiten finden sich Anhänge mit Ausführungsbestimmungen. Da wird zum Beispiel für jede Fischart die Fangquote in den nächsten Jahren aufgelistet oder bis ins Detail festgelegt, wie die britische Polizei künftig das Kennzeichen eines in der EU zugelassenen Wagens abfragen darf.

Jochen Buchsteiner

Thomas Gutschker

Thomas Gutschker

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

Das ist das Erstaunlichste an diesem Abkommen: dass in neun Monate langen Verhandlungen und nur zwei Monaten Textarbeit zustande kam, was doch eigentlich Jahre dauern sollte. So hatten es Fachleute und Diplomaten in Brüssel wieder und wieder dargelegt. Noch zu Beginn der Gespräche im März hieß es: Ohne eine Verlängerung der Übergangsfrist um zwei Jahre werde man allenfalls ein Vertragsgerüst zustande bringen. Die Briten taten derlei stets als Verhandlungspoker ab. Boris Johnson wollte um keinen Preis der Welt verlängern. Jetzt hat er trotzdem einen vollständigen Vertrag bekommen – wie versprochen.

Zuletzt hakte es an den Fischpreisen

Klar war das am Heiligen Abend um genau 14.44 Uhr. Da schalteten sich der britische Premierminister und die EU-Kommissionspräsidentin zu einer letzten Videokonferenz zusammen. Neben Ursula von der Leyen saßen die Unterhändler Michel Barnier und David Frost, sie hatten sich mit ihren engsten Mitarbeitern auf der 13. Etage des Berlaymont-Gebäudes einquartiert, im Präsidententrakt. Hinter ihnen lag eine lange Nacht, weil wieder ein unerwartetes Problem aufgetaucht war: Jede Seite hatte die Preise für die mehr als hundert Fischarten anders angesetzt. Daraus ergaben sich unterschiedliche Quoten für die nächsten Jahre. Bis in den Morgen hinein war fieberhaft gerechnet worden – dann stimmten auch Johnson und von der Leyen dem Ergebnis zu.

Es wäre der Moment gewesen, um eine Flasche Champagner zu öffnen. Der stand wohl auch gut gekühlt bereit. Aber getrunken wurde er nicht. Zu groß sei die Erschöpfung aller gewesen, hieß es hinterher. Frost und seine Leute eilten zum Bahnhof, um mit dem Zug zurück nach London zu fahren. Von der Leyen verkündete mit Barnier das Ergebnis und trommelte noch einmal ihre Kommissare zusammen. Die empfahlen es den Mitgliedstaaten zur Zustimmung. Dann ließ auch sie sich nach Hause bringen, zu ihrer Familie in der Nähe von Hannover.

Britische Fischer auf einem Boot vor der Südostküste Englands


Britische Fischer auf einem Boot vor der Südostküste Englands
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Bild: AFP

Das Erste, was die Briten nach dem Durchbruch in Brüssel sahen, war ein befreit lachender Premierminister, der seine Arme in die Höhe riss und die Daumen hochstellte. Boris Johnson veröffentlichte das Foto aus seinem Dienstsitz am Heiligabend um drei Uhr nachmittags auf Twitter und schrieb darüber: „The Deal is done“. Die Siegerpose am Schreibtisch, die an eine fußballerische Triumphgeste erinnerte, sollte offenbar allen klarmachen: Team UK hat gewonnen – Kritik wäre jetzt kleinkariert.

„Guter Deal für ganz Europa“

In einer Pressekonferenz hob Johnson danach hervor, dass die Briten ihre Ziele erreicht und nunmehr die Kontrolle über ihre Gesetze, ihre Grenzen und ihre Finanzen zurückerobert hätten. Gleichzeitig stellte er die Scheidung als freundlich dar und sprach von einem „guten Deal für ganz Europa“. Wenn das Königreich fortan „Dinge anders macht“, sei dies keine schlechte Sache für die EU. Schließlich wirke Wettbewerb in der Regelsetzung stimulierend, so dass beide Seiten davon profitieren könnten.

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