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#Richard Lampert denkt nicht ans Aufhören

„Richard Lampert denkt nicht ans Aufhören“

Man braucht entweder sehr gutes Sitzfleisch, um es sieben Stunden auf einem Stuhl auszuhalten. Oder der Stuhl selbst ist so bequem, dass die Zeit auf ihm im Nu zu vergehen scheint. Bei diesem Modell allerdings war Richard Lampert zunächst skeptisch. „Als ich ihn Mitte der Neunzigerjahre zum ersten Mal sah, war ich sicher: Der kann nicht bequem sein.“ Das Gegenteil war der Fall. Und Lampert machte sich gleich nach der durchfeierten Nacht auf die Suche nach dem Entwerfer. Was nicht einfach war. Der Stuhl hatte zuvor schon zwei Jahrzehnte lang unbeachtet in dem italienischen Restaurant in Stuttgart herumgestanden. Selbst der damalige Besitzer des „Santa Lucia“ konnte zunächst nicht weiterhelfen.

Erst Monate später fand Lampert heraus, wer den Stuhl gestaltet hatte: Herbert Hirche. Wenig später traf sich der aufstrebende Möbelproduzent mit dem sehr viel älteren Möbeldesigner. Lampert bekam die Rechte an dem Stuhl, den der einstige Bauhäusler Hirche eigens für das Lokal im Jahr 1969 entworfen hatte. Seither hat Lampert den Rattanstuhl Santa Lucia in seinem Programm. Wie schon zu Hirches Zeiten wird der Stuhl in Indonesien hergestellt. Das Besondere an ihm: Die Rückenlehne ist so geschwungen, dass sie zugleich auch als Armlehne dient. Inzwischen bietet Richard Lampert den Entwurf nicht nur in Naturrattan an, sondern auch in einer Version aus wetterfestem Polyethylen.

„Ich war total naiv“

Und er lässt noch weitere, lange unentdeckte Arbeiten von Herbert Hirche in Lizenz herstellen: den Stuhl Frog, die beiden Sessel H 55 und H 57, das Regal DHS 10,den Lounge Chair sowie den Barwagen. Herbert Hirche ist zu einer festen Größe für Richard Lampert und seine nach ihm benannte Marke geworden. Dass Hirche nach dem Krieg auch eine Zeit lang für den noch bedeutenderen und nur wenig älteren Architekten und Designer Egon Eiermann gearbeitet hat, ist dabei ein merkwürdiger Zufall. Denn mit Eiermann fing Lamperts Geschichte vor fast 30 Jahren an, als er sich selbständig machte.

Der stapelbare Stuhl „Frog“ gehört zu Hirches Designs in Lamperts Programm.


Der stapelbare Stuhl „Frog“ gehört zu Hirches Designs in Lamperts Programm.
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Bild: Verena Müller

Mit Möbeln hatte Lampert, Jahrgang 1950, schon als Kind in Bruchsal zu tun. Sein Vater war Möbelhändler. Der Urgroßvater hatte eine Schreinerei, der Großvater machte daraus eine Möbelfabrik.„Mein Vater beendete dann die Produktion 1965 und baute ein Musterring-Möbelhaus auf.“ Das wiederum übernahm der Sohn 1977, nachdem er erst in Mailand, dann an der European Business School in Offenbach mit jeweils einem Pflichtsemester in London und Paris Betriebswirtschaft studiert hatte. Doch den Niedergang konnte Lampert nicht mehr aufhalten.

Knapp fünf Jahre später musste er Konkurs anmelden. Danach ging er zur Mann-Wertkauf-Gruppe und arbeitete als Niederlassungsleiter für die ersten hochwertigen Wohnkaufhäuser Europas, Mann Mobilia. Nach weiteren fünf Jahren wechselte er als Exportleiter zum damals größten Büromöbelhersteller des Kontinents, VoKo. Doch auch da wurde er nicht glücklich. „Ich hatte irgendwann genug von diesen seelenlosen, nur aufs Organisatorische ausgerichteten Büromöbelwelten, bei denen die Ästhetik kaum eine Rolle spielte“, sagt Lampert.

Diese Lounge ist ein Design von Herbert Hirche.


Diese Lounge ist ein Design von Herbert Hirche.
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Bild: Verena Müller

Mit Ende 30 ließ er das Managerdasein und die großen Unternehmen hinter sich. Und wagte in Stuttgart, wohin er wegen seiner Frau, der 2005 gestorbenen Künstlerin Sabine Reuter, gezogen war, einen Neuanfang. „Ich war total naiv“, sagt Lampert. „Ich dachte, die Designer haben Schubladen voll mit Entwürfen, es muss nur einer kommen und sie dort rausholen.“ Doch seine Suche nach zeitgenössischen Designern, deren Produkte er herstellen und verkaufen könnte, blieb zunächst erfolglos. Allerdings traf er zwei Gleichgesinnte, die Mitgründer des Stuttgarter Ladens Magazin.

Auch junge Designer hat er im Programm

„Der war ja damals schon gut 20 Jahre alt und geradezu revolutionär. Ich bin einfach hineingegangen und habe Otto und Antje Sudrow gefragt, ob sie sich nicht an einer Firma, die gut gestaltete Produkte von Designern anbietet, beteiligen wollen.“ Sie wollten, und so gründeten die drei 1993 Lampert + Sudrow, woraus schließlich die Marke Richard Lampert wurde. Im Magazin entdeckte er auch einen Tisch, dessen kreuzförmiges Gestell er genial fand. Er war von Egon Eiermann, der 1970 gestorben war. Produziert wurde der Tisch zwar gleich von mehreren Herstellern, um die Rechte aber hatte sich bisher noch keiner gekümmert.

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