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#Richterin ging an die Grenze

Richterin ging an die Grenze

Kevin S. hatte keinen leichten Start ins Leben, aber er kämpfte. Wegen eines epileptischen Anfalls bei der Geburt war er lernbehindert. Dennoch machte er seinen Schulabschluss, absolvierte mehrere Praktika und begann im Oktober 2019 bei einem Betrieb in Halle eine Ausbildung zum Maler. Ihn störte, dass die Arbeitswoche nur fünf Tage hatte. Er habe sich nicht zurückgezogen, habe etwas aus seinem Leben gemacht, sagt Ursula Mertens.

Mona Jaeger

Sie ruft Leben und Tod von Kevin S. an diesem Montag noch einmal in Erinnerung. Sie spricht mit hörbarer Anerkennung von Kevin S. Dann schaut sie Stephan Balliet an, der zu ihrer Linken auf der Anklagebank sitzt. „Das alles ist Ihnen, Herr Balliet, in Ihrem Leben, in 27 Jahren nicht gelungen.“

Am 9. Oktober 2019, einem Mittwoch, machte Kevin S. seine Mittagspause in einem Döner-Imbiss in Halle. Um kurz nach 12 Uhr stürmte Stephan Balliet in diesen Imbiss. Er schoss um sich, weil er Muslime in dem Laden vermutete. Kevin S. hatte schwarze Haare, das reichte dem Attentäter. Der Malerlehrling versteckte sich schwerverletzt hinter einem Kühlschrank. Balliet tötete ihn mit mehreren Schüssen.

Opfer und Überlebende im Mittelpunkt

Die Menschheit müsse vor ihm geschützt werden, sagt Mertens Stephan Balliet ins Gesicht. Wenige Minuten zuvor verkündete sie das Urteil des Oberlandesgerichts Naumburg, das aus Platzgründen im Landgericht Magdeburg tagte, gegen ihn. Stephan Balliet ist unter anderem des zweifachen Mordes schuldig und des vielfachen versuchten Mordes. Er wird lebenslänglich ins Gefängnis müssen. Der Senat, dem Mertens vorsitzt, hat die besondere Schwere der Schuld festgestellt und Sicherungsverwahrung angeordnet.

Stephan Balliet gelang es nicht, die Tür der Synagoge in Halle mit seinen selbstgebauten Waffen zu durchbrechen.


Stephan Balliet gelang es nicht, die Tür der Synagoge in Halle mit seinen selbstgebauten Waffen zu durchbrechen.
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Bild: dpa

Die Richterin macht auch am letzten Tag des Prozesses das, was sie schon an den 24 vorherigen Prozesstagen tat: Sie stellt die Opfer und Überlebenden in den Mittelpunkt, nicht den Täter. Ihr fast zweistündiger Vortrag beginnt mit dem anderen Todesopfer, mit Jana L. Sie stieg am Morgen des 9. Oktober in Halle in die Straßenbahn. „Für sie war es ein normaler Tag.“ Balliet erschoss Jana L., als sie an der Synagoge vorbeikam, in die der Attentäter sieben Minuten lang versuchte einzudringen. „Bei Ihnen, Herr Balliet, gab es keine Hemmschwelle.“

Das ist eine wichtige Feststellung, denn die Verteidigung hatte es so versucht darzustellen: Nachdem Balliet es nicht gelungen war, in die Synagoge zu kommen, weil er die schwere Holztür mit seinen selbstgebauten Waffen nicht durchbrechen konnte, habe er nicht etwa seinen Mietwagen genutzt, um die Tür zu durchbrechen. Er habe sich von der Synagoge abgewandt, sei vom Versuch zurückgetreten. Das Gericht sieht das nicht so. Balliet habe es schlicht nicht geschafft, die Tür zu überwinden. Die Menschen in der Synagoge hatten Glück.

Andere Attentate als Vorbild

In der Synagoge feierten 51 Juden Jom Kippur. Als einige auf einem Bildschirm sahen, wie Balliet auf die Tür schoss, flohen sie nicht, sondern verbarrikadierten die Türen und kümmerten sich um einander. Mertens nennt sie Helden.

Balliet hatte seine Taten selbst gefilmt und ins Internet übertragen. Er fühlte sich von anderen Attentätern, vor allen Anders Breivik und Brenton Tarrant, inspiriert, und er wollte wiederum weitere Täter inspirieren. Vor Gericht wiederholte er seine antisemitischen, muslim- und frauenfeindlichen Ansichten. Balliet ist ein Menschenfeind, der nicht nur redet, sondern tötet. Der bedauert, nicht noch mehr Menschen getötet zu haben. Der auch Kinder töten würde, so hat er es im Prozess auf Nachfrage selbst gesagt.

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