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#Rihanna knöpft sich Indiens Regierung vor

Rihanna knöpft sich Indiens Regierung vor

Die protestierenden Bauern Indiens bekommen Schützenhilfe eines amerikanischen Superstars: die Künstlerin Rihanna springt über Twitter den Bauern in Delhi bei, die sich seit Monaten gegen die neuen Landwirtschaftsgesetze der Regierung unter Ministerpräsident Narendra Modi wenden. Rund um den Erdball folgen der Amerikanerin gut 101 Millionen Menschen. Ein paar Stunden später übernahm dann auch noch die Umweltaktivistin Greta Thunberg, die ihrerseits über knapp fünf Millionen Anhänger im Netz verfügt, den Kommentar. Auch wenn es viele Überschneidungen unter den „followern“ geben mag, erreichen die beiden Damen rechnerisch eine Menschzahl, die rund einem Zehntel der indischen Bevölkerung entspricht. Bis zum Mittwochabend in Asien versahen mehr als eine halbe Million Menschen den Kommentar von Rihanna mit einem Herzchen, eine Viertelmillion leitete ihn weiter in ihre eigenen Netzwerke.

Christoph Hein

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Zuvor war es rund um Delhi immer wieder zu teils harten Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Farmern gekommen. Die Kleinbauern, überwiegend aus der Kornkammer Punjab, fürchten durch eine überfällige Öffnung des Agrarmarktes ihre Lebensgrundlage zu verlieren. Am Nationalfeiertag fuhren sie mit einer Traktorparade in die Altstadt. Einige hissten auch die gelbe Flagge der Glaubensgemeinschaft der Sikhs, der die Mehrheit der Farmer angehört – worüber auch viele Sikhs selber empört waren. Modi bezeichnete dies als „traurig“, im Internet kam es zu scharfen Angriffen vieler Inder, die den Bauern vorwarfen, die indische Nationalflagge damit herabzusetzen.

Regierung: Sehr kleine Gruppe von Bauern

Rihanna twitterte nun ein Bild der Proteste und die Adresse der Bewegung in den sozialen Medien, verbunden mit der Frage: „Warum reden wir nicht mal darüber?“ Davon fühlte sich die Regierung in Neu Delhi so provoziert, dass sie das unerwartete Angebot annahm: „Bevor man sich voreilig zu solchen Angelegenheiten äußert, möchten wir darauf drängen, dass die Fakten ermittelt werden. Die Versuchung von sensationslüsternen Hashtags und Kommentaren in den sozialen Medien, vor allem wenn sie von Prominenten und anderen genutzt werden, ist weder richtig noch verantwortungsvoll.“

Weiter heißt es in der offiziellen Erklärung des Außenministerium: „Es ist bedauerlich, dass Interessengruppen versuchen, diesen Protesten ihre Agenda aufzuzwingen und sie entgleisen zu lassen.“ Mit Blick auf die bislang elf Verhandlungsrunden mit den Demonstranten erklärte das Ministerium: „Eine sehr kleine Gruppe von Farmern in Teilen Indiens haben einige Vorbehalte gegen die Reformen.“ Die Bauern rücken nicht von ihrer Maximalforderung ab, die drei Reformgesetze zu streichen. Die Regierung wendet sich gegen „Gewalt und Vandalismus“ und verweist auf „hunderte verletzte Polizeibeamte“. Nach Angaben der Bauernverbände sind fast 200 ihrer Leute während der gut zwei Monate währenden Proteste aufgrund der Kälte oder durch Herztod in ihren Lagern vor der Großstadt gestorben.

Zwischenzeitlich hat die Polizei der größten Demokratie der Erde in Teilen Delhis das Internet abgeschaltet, Barrikaden erhöht und Stacheldraht gezogen, um die Bauern an einem erneuten Eindringen in die Metropole zu hindern. Journalisten werden bei der Arbeit behindert. Schon vor Wochen hatten Unterstützer der indischen Bauern in der Innenstadt von Sydney, aber auch Amerika und Großbritannien gegen die Modi-Regierung protestiert. Sie selber nutzt das Internet intensiv bei ihren Wahlkampagnen. Nun aber griff auch noch die Nichte der neuen amerikanischen Vizepräsidentin Kamala Harris den Tweet von Rihanna auf und schrieb: „Wir sollten uns alle empören über Indiens Abschalten des Internets und paramilitärische Gewalt gegen protestierende Bauern.“ Dabei wurde Harris in Indien gefeiert, weil viele Menschen sie aufgrund der Herkunft ihrer Eltern als „eine der ihren“ betrachten.

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