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#Rosen vom Bundeskanzler für Ulrike Meyfarth

„Rosen vom Bundeskanzler für Ulrike Meyfarth“

Halbzeit in München, es ist der „goldene Sonntag“ der Spiele 1972. Hildegard Falck macht den Anfang mit einem taktisch clever geführten 800-Meter-Rennen. Dann macht Klaus Wolfermann den Wurf seines Lebens, lässt den Speer auf 90,48 Meter fliegen und schockt den Favoriten Janis Lusis, den er selbst für „unbesiegbar“ gehalten hat. „Janis saß auf einer Bank und aß einen Apfel. Der fiel ihm vor Schreck aus dem Mund“, erinnert sich Wolfermann an das Duell, aus dem eine bleibende Freundschaft wurde.

Der letzte Wurf des Sowjet-Stars landet unter dem Aufschrei von 80.000 Menschen bei 90,46 Metern. Lusis umarmt Wolfermann, der sagt: „Entschuldigung, dass ich gewonnen habe“. Den Goldregen komplettiert Bernd Kannenberg, der 1945 als Kleinkind auf der Flucht aus Königsberg den Untergang der „Wilhelm Gustloff“ überlebt hat, die schwerste Schiffskatastrophe der Geschichte.

Die Terroristen sind schon da

Nun erreicht er allein das Stadion und kann auf der Schlussrunde des 50-Kilometer-Gehens ins Publikum winken. Wie eine Olympiasiegerin wird auch Heide Rosendahl gefeiert, die Gold im Fünfkampf knapp verpasst. „Ich bin so froh“, sagt sie, „dass die anderen gewonnen haben.“

Am Abend dann, als die Stätte des olympischen Rausches wieder verlassen ist, als die Wurfmarkierungen entfernt und dafür zwei Tore und vier Eckfahnen aufgestellt sind, ziehen andere ins Olympiastadion ein, um ein Fußballspiel zu erleben. Die Sowjetunion besiegt Marokko 3:0.




Das wäre keiner Erwähnung wert, säßen nun unter den Zuschauern nicht auch ein paar junge Araber, die aus ihrer Pension am Hauptbahnhof hergekommen sind, um sich die Zeit zu vertreiben bis zu ihrem eigenen Einsatz bei den Spielen in München. Sie werden dem goldenen Sonntag von München binnen 48 Stunden einen schwarzen September folgen lassen.

Montag, der 4. September 1972, der Tag vor dem Attentat, zeigt, wie jung und unverbraucht diese Spiele noch sind. Ein Tag der Teenager. Die 15-jährige Amerikanerin Melissa Belote gewinnt über 200 Meter Rücken auch ihr drittes Rennen. Mit dieser Goldbilanz liegt sie gleichauf mit der 16-jährigen Schwimmkollegin Sandy Neilson und der 17-jährigen Turnerin Olga Korbut.

Mark Spitz überragt alle

Und auch mit der Australierin Shane Gould, die über 800 Meter Freistil den möglichen vierten Sieg verpasst und trotzdem mit dreimal Gold, je einmal Silber und Bronze als erfolgreichste Athletin der Spiele in den sportlichen Ruhestand geht – mit 15 Jahren. Sie wird Farmerin, gebärt vier Kinder, schließt als über Fünfzigjährige Studiengänge in Umweltmanagement und moderner Kunst ab und macht mit 62 ihren Doktor.

Diese vier jungen Dreifach-Olympiasiegerinnen werden übertroffen von nur einem einzigen Mann, Mark Spitz, der in der Lagenstaffel die siebte Goldmedaille einsammelt – eine überragende weibliche Bilanz angesichts der olympischen Chancenverteilung. Den 6115 Teilnehmern von München stehen 1058 Teilnehmerinnen gegenüber. 13 der 21 Sportarten, 152 der 195 Wettkämpfe stehen nur Männern offen.

Für zwei weitere Teenager, zwei 16-Jährige, hat dieser letzte heitere Tag der Spiele Überraschungen parat, die ihr Leben prägen werden. Kurz vor dem Start zum Finale über 1500 Meter Freistil erfährt der amerikanische Schwimmer Rick DeMont, dass er nicht starten darf und seine über 400 Meter gewonnene Goldmedaille abgeben muss.

Grund ist ein Asthmamittel, das er seit seinem vierten Lebensjahr nimmt und ordnungsgemäß angegeben hat. Die US-Funktionäre werden fast dreißig Jahre brauchen, um zuzugeben, dass sie es versäumt haben, die Zulassung des Mittels zu prüfen oder die Angabe an das IOC weiterzuleiten.

„Danke, Herr Bundeskanzler“

Die gleichaltrige Ulrike Meyfarth wird am Abend mit federleichten Flops völlig überraschend Olympiasiegerin im Hochsprung, auch das ein Einschnitt in ein junges Leben. Sie merkt das schon, als bei ihrem Kurzbesuch im ARD-Studio ein Mann mit einem riesigen Rosenstrauß auftaucht, den er als Präsent des Bundeskanzlers überreicht. Artig sagt die Schülerin: „Danke, Herr Bundeskanzler.“

Waleri Borsow hat an diesem Tag die 200 Meter gewonnen und das Sprint-Double komplettiert. Der Sowjet-Star kann dann nicht einschlafen und macht einen nächtlichen Spaziergang im Olympischen Dorf. Er sieht Männer mit Trainingsanzügen und etwas, das wie Kalaschnikows aussieht, über den Zaun klettern. Borsow hält es für eine Übung der Polizei und geht ins Bett. Er überschätzt die deutsche Polizei.

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