#Rüstung: Der Umbau zur Wehrwirtschaft
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„Rüstung: Der Umbau zur Wehrwirtschaft“
Die alte Hackordnung in der globalen Rüstungsindustrie gilt nicht mehr. Dank Wehretats in dreistelliger Milliardenhöhe dominierten US-Hersteller über Jahre die Liste der größten Waffenhersteller der Welt. Die Konkurrenz im Osten holt jedoch auf. Allen voran Russland, das einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt und laut Staatschef Putin die Armee „ohne finanzielle Beschränkung“ hochrüstet. Zudem arbeiten Saudi-Arabien und die Türkei mit Hochdruck an eigenen Staatskonzernen. Solche Rüstungsriesen haben China und Südkorea längst. Deren Umsatzzuwächse von sieben Prozent im Jahr bereiten schon allein deshalb Sorgen, weil die Spannungen in Asien wachsen.
Europas Rüstungsindustrie fällt im internationalen Vergleich deutlich zurück. Zwar rangiert die britische BAE Systems , dank ihres florierenden US-Geschäfts, auf Platz sechs der 100 größten Waffenhersteller. Die deutschen Branchengrößen Airbus Defence oder Rheinmetall rangieren dagegen unter „ferner liefen“.
Geht es nach dem Willen der Bundesregierung, soll sich das ändern. Spätestens nach Russlands Überfall stehen die europäischen NATO-Partner in der Pflicht, ihre militärischen Anstrengungen zu erhöhen und damit für die Wehrfähigkeit westlicher Demokratien zu sorgen. Doch den Worten von Bundeskanzler Olaf Scholz sind bislang wenig Taten gefolgt. Eine Anpassung der Bundeswehr an die neue Sicherheitslage in Europa, die den Einsatz von Landstreitkräften in den Mittelpunkt stellt, blieb ebenso aus wie die Reform einer Beschaffungsbehörde, die die technischen Sonderwünsche der Truppe erfüllt und mit einer Fülle bürokratischer Vorschriften kämpft.
Überzogene Ansprüche der Militärs
Trotz dieser Trägheit in der Politik sind die Ausrüster der Bundeswehr gut beraten, sich für den Umbau zur modernen Wehrwirtschaft zu wappnen. Das umfasst den Schwenk auf die Fertigung von Großserien und den Ehrgeiz, die verwirrende Vielfalt an Waffensystemen in Europa aus eigener Kraft abzubauen.
Bleibt der Schub zu mehr Effizienz aus, droht das für die Bundeswehr genehmigte Sondervermögen von 100 Milliarden Euro zu versickern. Die Zeitenwende markiert die Zäsur für eine Branche, die innerhalb der deutschen Industrie ihr Eigenleben führte, weil sie wie kaum eine andere politischer Willkür und bürokratischen Zwängen ausgesetzt war. Eine stärkere Orientierung am zivilen Sektor liegt für Rüstungshersteller mit Blick auf die Versorgung mit Halbleitern, seltenen Rohstoffen oder Fachkräften besonders nahe. Mit dem frischen Geld aus dem Sondervermögen werden jetzt Waffen ersetzt und Ausstattungslücken gefüllt. Weitere Milliarden müssen aber fließen, wenn die Bundeswehr auf Dauer die NATO-Standards der französischen oder britischen Streitkräfte erfüllen soll.
Schließlich führte der mit dem Ende des Kalten Krieges einsetzende Sparkurs dazu, dass die Mengen an Kampfjets, Panzern oder Kriegsschiffen drastisch reduziert wurden. Selbst diese Restposten im Arsenal sind heute nicht einsatzbereit, weil aus Kostengründen Ersatzteile fehlen, Wartungsverträge storniert oder Munitionsdepots geräumt wurden. Am Auftragsschwund der Militärs orientierten sich damals die Ausrüster, indem sie ihre Kapazitäten drosselten. Viele schrumpften zu Manufakturbetrieben, die kleine Losgrößen produzierten und sich auf Hightech-Waffen spezialisierten. Dabei führten überzogene Ansprüche der Militärs zu überteuerten Lösungen und technischen Überfrachtungen, wie die Misere mit dem Schützenpanzer Puma zeigt.
Der Bestellschub der Bundeswehr und der Zwang zu mehr Waffenlieferungen an die Ukraine forcieren den Wandel der Spezialisten zu Großserienherstellern. Um etwa den Mangel an Munition abzustellen, will Rheinmetall sein deutsches Werk ausbauen und einen Konkurrenten in Spanien kaufen. Ähnlich reagieren andere Hersteller, indem sie den Schichtbetrieb erweitern und Kooperationen mit zivilen Partnern ausloten.
Das reicht jedoch nicht. Um NATO-Nachbarn mit Waffen und Material zu versorgen, sind europäische Lösungen unerlässlich, auch wenn nationale Interessen den Vollzug oft bremsen. Erst nach zähem Ringen einigten sich der französische Flugzeughersteller Dassault und Airbus Defence auf eine Vorstufe zum Bau des europäischen Kampfjet-Programms FCAS.
Zuvor fand der Panzerhersteller KMW mit dem französischem Pendant Nexter zusammen, um einen Nachfolger des Kampfpanzers Leopard-2 zu bauen. Auch für die Marine-Ausrüster zeichnet sich der Weg nach Europa ab. Jüngst sondierte der deutsche U-Boot-Hersteller TKMS den Schulterschluss mit Italiens Schiffswerft Fincantieri. Bislang steht der Vollzug noch aus.
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