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#Sag „ätsch!“ zu Drogen

Sag „ätsch!“ zu Drogen

Es gibt Bildideen, für die würden Regisseure ohne Zögern einen Arm geben. Terry Gilliam, der noch beide Arme besitzt, streut solche Ideen ganz nebenbei in seine Filme. Sei es das Bild eines feuerspeienden roten Ritters, der Robin Williams durchs neblige Manhattan jagt („König der Fischer“, 1991), sei es das eines Löwen, der den zeitreisenden Bruce Willis auf dem verschneiten Dach eines Kaufhauses in Philadelphia anbrüllt („12 Monkeys“, 1995), das eines maroden Hauses im Grasmeer der Prärie, das vor den Augen eines kleinen Mädchens zur Seite kippt und in den Pflanzenwogen versinkt („Tideland“, 2005) oder das des trostlosen grauen Anzugträgers Jonathan Pryce, dem in seinen Träumen silberne Schwingen wachsen („Brazil“, 1985).

Maria Wiesner

„In den sechziger Jahren nahmen die Leute viele Drogen, um mein Level zu erreichen“, sagte Gilliam mal – muss man sich die Welt in Terry seinem Kopf also ähnlich vorstellen wie den Drogenrausch, den er für Johnny Depp als Gonzojournalist Hunter S. Thompson in „Angst und Schrecken in Las Vegas“ inszenierte?

„In den sechziger Jahren nahmen die Leute viele Drogen, um mein Level zu erreichen“, sagte Gilliam einmal. In „Angst und Schrecken in Las Vegas“ inszenierte er den wohl berühmtesten Rausch der Filmgeschichte.


„In den sechziger Jahren nahmen die Leute viele Drogen, um mein Level zu erreichen“, sagte Gilliam einmal. In „Angst und Schrecken in Las Vegas“ inszenierte er den wohl berühmtesten Rausch der Filmgeschichte.
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Bild: The Kobal Collection/Knesebeck

Kein Platz für Zufälle

Im Gegensatz zum unkontrollierbaren Element des Drogenexzesses ist in Gilliams Bildrausch kein Platz für Zufälle, was zu Anekdoten führt, die zeigen, das selbst das professionellste und hingebungsvollste Team nicht alle Widrigkeiten verhindern kann, die solchem Perfektionismus in die Quere kommen können: Für „12 Monkeys“ zum Beispiel sollte Bruce Willis in einer Aufnahme nackt in einem Labor sitzen und sich eine Blutprobe entnehmen. Gilliam aber verfiel darauf, dass der Bildaufbau auch einen Hamsterkäfig am Rande des Labors einfängt, in dem das Tier sinnlose Kreise rennt – Metapher zum geistigen Zustand seines Protagonisten. Der Aufbau für die Szene stand; der Hamster wollte nicht rennen. Aus einer Aufnahme, für die im Drehplan nicht mehr als eine Stunde angedacht war, wurde eine zweitägige Geduldsprobe.

Die Arbeit an „Don Quixote“ dauerte so mehrere Jahrzehnte. Beim ersten Drehversuch 2000 setzte ausgerechnet in der spanischen Wüste starker Regen ein, die halbe Ausrüstung schwamm weg. Kurz darauf verabschiedete sich der Hauptdarsteller mit Rückenleiden, die Produzenten zogen die Reißleine. Und da Hollywood gern ein bisschen abergläubisch ist, hieß es, auf Gilliams Arbeit liege ein Fluch. Der scherte sich nicht darum, ebenso wenig, wie er sich von Kritiken entmutigen ließ, die seine unkonventionellen Filme zu Flops erklären wollten. Er tat, was jeder Künstler, der an sein Werk glaubt, tut, er arbeitete einfach weiter – 2018 feierte „The Man who killed Don Quixote“ in Cannes Premiere.

Bei der Komikergruppe „Monty Python“ war Gilliam (links oben, neben John Cleese, darunter Terry Jones und Michael Palin) zuständig für die schrägsten Rollen und die wilden Animationssequenzen.


Bei der Komikergruppe „Monty Python“ war Gilliam (links oben, neben John Cleese, darunter Terry Jones und Michael Palin) zuständig für die schrägsten Rollen und die wilden Animationssequenzen.
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Bild: dpa

Kunstbildung im Museum nachgeholt

Im ländlichen Minnesota als erster Sohn einer armen Arbeiterfamilie (er selbst bezeichnete seine Herkunft einmal als „white trash“) aufgewachsen, holte er seine Kunstbildung in Museen nach. Darauf griff er für seinen ersten Job als Mitglied der Monty-Python-Gruppe zurück; er war dort für Animationssequenzen zuständig und bediente sich schamlos bei Gemälden und Kunstdrucken, schnitt schon mal einen Fuß aus einem Bronzino-Bild aus, weil das schneller ging, als ihn selbst zu malen.

Die Technik, sich von Malern in seiner Bildsprache inspirieren zu lassen, behielt er bei, als er Ende der siebziger Jahre seine eigenen Filmprojekte umzusetzen begann. So ließ er sich von Bruegels Gemälden zu der Ritterfilmparodie „Jabberwocky“ (1977) anregen, schärfte seinen Blick für „Die Abenteuer des Baron Münchhausen“ (1988) an Werken Dorés und erwies den weiten Landschaften des Amerikaners Andrew Wyeth im Fantasymärchen „Tideland“ die Ehre der Hommage. Malerei ist bei ihm aber nie platte Kunstphilisiterreverenz, sondern ordnet sich wie jedes seiner Kunstmittel der Geschichte von Figuren und deren Schicksal unter, schmückt sie wie schwarze Diamanten ein sowieso schon kunstvoll gewirktes Diadem, so dass seine Großstadt-Märchen und Science-Fiction-Dramen düsterglitzernd im Gedächtnis bleiben. An diesem Sonntag wird Terry Gilliam achtzig Jahre alt.

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