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#Salut, Couture!

Salut, Couture!

Goldene Moderegel: Alles kommt irgendwann zurück. Das trifft selbst auf diesen Couture-Salon zu, Avenue George V, Hausnummer 10. Cremefarbener Teppich, cremefarbene Wände, cremefarbene Vorhänge. Abgesehen von den Zierschnörkeln um die Türrahmen sollte damals nichts von den Kleidern ablenken. Im Jahr 1968 schloss Cristóbal Balenciaga den Salon. Der große Couturier war überzeugt, der Geschichte nichts mehr hinzufügen zu können. Die Jugendkultur hatte zu diesem Zeitpunkt schon die Mode verändert, die sich nicht mehr an wenige reiche Kundinnen richtete, sondern Frauen mit Trends versorgte. Statt architektonischer Meisterwerke, wie Balenciaga sie kreiert hatte, eroberte der Minirock die Straßen. Das Epizentrum der Mode war nicht mehr Paris, sondern London.

Jennifer Wiebking

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Das Epizentrum dieser Tage ist vielleicht Instagram. Aber wenn alle am Social Shopping teilhaben und der Strom an Bildern und kostenlosem Modemedienkonsum nie abreißt, darf es für Menschen mit den passenden finanziellen Mitteln eben auch wieder etwas mehr sein als das Parfum, die It-Bag, das Kleid aus der sechsten Kollektion, die ein Designer pro Jahr auflegt, zugestellt per Overnight-Express. Auch so ist Mode beliebig geworden. Die Blütezeit der hohen Schneiderkunst hält deshalb schon ein paar Jahre an.

Eine schöne Fügung ist es trotzdem, dass das erste große Wiedersehen der Modeleute seit anderthalb Jahren auf die Couture-Tage in Paris fällt – dank der zumindest in der Planungsphase günstigen Inzidenz. Für das Haus Balenciaga ist es von umso größerer Bedeutung. 1972 starb Cristóbal Balenciaga, 1986 wurde die Marke zwar wiederbelebt, an die Couture traute man sich aber nicht heran. Es brauchte einige weitere kreativ und geschäftlich Verantwortliche, bis es nun, unter Demna Gvasalia, dem fünften Chefdesigner des Hauses nach dem Gründer, so weit ist: Balenciaga und sein Eigentümer, der Kering-Konzern, stellen die erste Couture-Kollektion seit 53 Jahren vor.

Ausladend: Chanel


Ausladend: Chanel
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Bild: Reuters

Sogar den Couture-Salon haben sie im Prachtbau an der Avenue GeorgeV nachgebaut. Cremefarbener Teppich, cremefarbene Wände, cremefarbene Vorhänge, Zierschnörkel um die Türen. Nicht mal Musik soll von den Entwürfen ablenken. „Wir können nicht nur in die Zukunft schauen, wir müssen auch die Vergangenheit berücksichtigen“, sagt Demna Gvasalia nach der Schau. Für die Mode ist es wie nach Hause zu kommen. Bislang hat der Chefdesigner Balenciaga bewusst auf die Straße hinausgeführt: Mit Hoodies, Regenmänteln mit großen Schriftzügen und fetten Turnschuhen hat er es so fest in der Streetwear verankert, wie das keinem anderen Luxushaus in den vergangenen Jahren gelungen ist. Nun kehrt er zurück in dieses Gemäuer. „Er ist hier“, sagt er und spielt auf den Spirit des Gründers in diesem Salon an. Und er ist auch in diesen Entwürfen, selbst in den offenbar mit winzigen Messerklingen bearbeiteten großen Bademänteln aus Leder.

Das soll nicht heißen, dass Gvasalia nicht ebenso präsent wäre. Den Couture-Begriff erweitert er um T-Shirts, Trainingsjacken, Hoodies, überhaupt: um Männermode. „Das Couture-T-Shirt war das komplizierteste Stück, viel komplizierter als ein Couture-Ballkleid.“ Um Jeans auf diesem Niveau von Hand zu weben, suchte der Designer nach den Originalmaschinen der amerikanischen Cowboy-Jeans – und wurde erst in Japan fündig.

Alltagstauglich: Dior


Alltagstauglich: Dior
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Bild: EPA

Die Pandemie könnte seinem Couture-Vorhaben dabei sogar einen Vorteil verschafft haben: Zeit war ja ausnahmsweise mal genug da. Demna Gvasalia wurde sich in dieser Zeit bewusst darüber, worum es ihm eigentlich ging. „Kleidung hat einen psychologischen Effekt. Sie macht mich glücklich. Zwei Wochen habe ich im Schlafanzug verbracht. Dann beschloss ich, mich wieder richtig anzuziehen.“

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