Nachrichten

#Die Wahrheit über Corona liegt im Abwasser

Inhaltsverzeichnis

Die Wahrheit über Corona liegt im Abwasser

Die braune Brühe, die ins Klärwerk Frankfurt-Sindlingen fließt, ist für die meisten Menschen wertloses Abwasser. Für ein Forscherteam um Susanne Lackner ist sie: ein Datenschatz. An der Technischen Universität (TU) Darmstadt werten die Professorin und ihre Mitarbeiter seit Monaten regelmäßig Proben aus den beiden Frankfurter Kläranlagen aus. Sie suchen darin nach dem Coronavirus und dessen Mutanten. Die Forscher wollen deren Konzentration so genau erfassen, dass ihre Daten ein schnelleres und womöglich besseres Bild des Infektionsgeschehens ermöglichen als die Inzidenzen des Robert-Koch-Instituts (RKI). „Ich sehe den klaren Vorteil, dass unsere Daten unbeeinflusst sind von der jeweils herrschenden Teststrategie, der individuellen Testbereitschaft und dem Krankheitsgeschehen“, sagt Lackner. „Viele Infektionen verlaufen ja ohne Symptome. Diese Menschen machen in der Regel keinen Corona-Test, aber auf die Toilette geht jeder.“

Stefan Tomik

Die Wissenschaftler hatten Abwasser vor der Pandemie immer bloß auf Bakterien untersucht, mit Viren hatten sie noch nie zu tun. Auch die würden über den Stuhl ausgeschieden und landeten schon kurz darauf in der Messstation am Klärwerk Sindlingen, sagt Lackner. Dort entnimmt ein spezielles Gerät fortlaufend kleinste Wassermengen. Die sogenannte 24-Stunden-Mischprobe wird gekühlt und einmal am Tag nach Darmstadt gefahren. Im Labor an der TU bereitet Lackners Assistent Shelesh Agrawal die Proben auf. Das ist der knifflige Teil der Arbeit: die stark verdünnten Viren von all den Störstoffen zu trennen, die eine Messung verzerren würden. Die Viren werden mit einem elektronegativ geladenen Filter oder in einer Zentrifuge abgeschieden, danach wird das genetische Material extrahiert. Diese Methode mussten die Forscher erst entwickeln, denn die verfügbaren Test-Kits passen nicht. Sie sind für die medizinische Labordiagnostik gemacht.

Zeitvorteil bis zu zehn Tage

Überleben kann das Coronavirus im Abwasser nicht. Es ist dort also nicht mehr infektiös, lässt sich aber durch einen PCR-Test nachweisen und quantifizieren. Die Universität hat für das Forschungsprojekt ein neues Gerät angeschafft; das allein kostete 90.000 Euro. Teuer sind auch die benötigten Chemikalien, die weltweit stark nachgefragt werden. Und deren Verbrauch ist höher als in medizinischen Laboren. Aber am Ende würden sich die Investitionen rechnen, ist Lackner überzeugt.

Denn das Verfahren hat auch einen gewichtigen Zeitvorteil gegenüber dem klassischen Weg. Damit das RKI Neuinfektionen erfassen kann, müssen die Betroffenen zunächst Symptome entwickeln und zu ihrem Hausarzt gehen. Der macht dann einen Abstrich und schickt ihn ins Labor. Bis das Ergebnis vorliegt, vergehen noch einmal bis zu drei Tage. Dann wird das Ergebnis zunächst ans Gesundheitsamt gemeldet, dann ans Gesundheitsministerium des Landes, dann ans RKI. „Der Zeitvorteil durch Abwasseranalysen beträgt bis zu zehn Tage“, hat Lackner ausgerechnet. „Das wäre vor allem an den Weihnachtsfeiertagen ein großer Vorteil gewesen, als weniger getestet wurde und es bei den RKI-Zahlen einen richtigen Knick gab. Den hatten wir bei den Abwasserwerten nicht.“

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!