Nachrichten

#Sani an Deck

Sani an Deck

Torsten Dallmeyer hat das Zeug zum Lieblingskollegen. Seit Montag versieht er seinen Dienst als Notfallsanitäter auf einer Umspannplattform in der Nordsee. Diese liegt rund 100 Kilometer nordwestlich von Borkum und gehört zu mehreren Windparks, die weit vor der Küste Energie generieren. Der 39-Jährige bleibt dort geschlagene drei Wochen, kehrt erst im neuen Jahr aufs Festland zurück. Die Weihnachtsfeiertage und auch den Silvesterabend verbringt er also quasi allein. Natürlich sind da ein paar andere Beschäftigte des Windparkbetreibers – momentan rund 35, zu Weihnachten hin reduziert sich ihre Zahl auf zwölf –, ohne die Dallmeyer ja gar nicht vor Ort sein müsste. Aber sie sind weder Familie noch Freunde. Beides hat Dallmeyer zwar – aber keine eigenen Kinder. Deshalb übernimmt er den Dienst am Ende des Jahres gerne. „Damit die Kollegen mit Kindern an Weihnachten bei ihnen sein können.“ Die wissen so viel Nächstenliebe zu schätzen – meint Dallmeyer.

Sein Arbeitgeber, der Regionalverband Weser-Ems der Johanniter-Unfall-Hilfe, ist mit der Erste-Hilfe-Versorgung der Windpark-Mitarbeiter beauftragt. Dallmeyer, der aus Lübeck stammt und seit vielen Jahren in Oldenburg zu Hause ist, arbeitet seit fünf Jahren im Fachbereich Offshore-Rettung. Auf der Plattform hat er eine Sanitätsstation zur Verfügung, in der sich auch sein Büroarbeitsplatz befindet. Direkt nebendran ist seine Koje, die er als „einfaches Hotelzimmer mit etwa zwölf Quadratmetern“ beschreibt. Als er ankam, wartete dort ein Adventskalender auf ihn. „Ein bisschen weihnachtliche Deko gibt es auch“, berichtet Dallmeyer.

Es ist nicht das erste Mal, dass er über Weihnachten auf dem Meer ist. „Normalerweise essen wir an Heiligabend alle gemeinsam“, erzählt er. Doch momentan dürfen nur sechs Personen gleichzeitig im Speiseraum sein, so dass der Festschmaus wohl auf zwei Etappen aufgeteilt werden muss. Alkohol ist nicht erlaubt; Sicherheit wird in Windparks großgeschrieben. Daher stößt das Dutzend Männer – Frauen sind an diesem Ort selten – auch an Silvester nur mit alkoholfreiem Sekt an. Das Zünden von Raketen ist, wenig überraschend, ebenfalls verboten. „Wenn man um Mitternacht auf der Plattform steht, sieht man außer einem vereinzelten Licht vom Windrad nichts“, so Dallmeyer. Er mag das; „Böllerei“ vermisst er sowieso nicht.

Typische Verunstaltungen aus Silvesternächten braucht der Notfallsanitäter also nicht zu behandeln. Aber auch spezifische Verletzungen, die von der spezialisierten Arbeit an den Windrädern herrühren, sieht er nicht allzu häufig. Ab und an muss Dallmeyer Schnitte versorgen, ganz selten Stromschläge. „Die Krankheitseinsätze überwiegen klar“, sagt er. Ein Blinddarm berücksichtigt nun mal nicht, dass es passender wäre, sich an Land zu entzünden als auf See.

Die besondere Note der Offshore-Sanitätsarbeit ist die Abhängigkeit vom Wetter. „Wenn ich momentan aus dem Fenster schaue, sehe ich quasi nichts“, sagt Dallmeyer am Telefon. Dicker Nebel hängt über der Nordsee, gleichzeitig ist es relativ windstill, und in den kommenden Tagen wird das laut Vorhersage auch so bleiben. Bei solchen Verhältnissen kann der Helikopter nicht ausrücken, ein Schiff braucht um die vier Stunden, um die Plattform zu erreichen. „Aus dem Klinikum Oldenburg bekomme ich bei Bedarf telemedizinische Unterstützung“, so Dallmeyer. Aber eine gewisse Abgebrühtheit muss man als Offshore-Retter von Haus aus mitbringen, da es immer mindestens eine Stunde dauert, bis Hilfe aus der Luft naht.

Am vierten Januar zurück in den Shutdown

Sollte Torsten Dallmeyer an den Feiertagen nicht mit akut auftretenden körperlichen Beschwerden beschäftigt sein, wird er sich Zeit für Gespräche mit den Menschen um sich herum nehmen. Denn die psychische Belastung, zum Fest der Liebe nicht mit seinen Liebsten zusammen sein zu können, setzt manchem zu.

Er selbst wird am vierten Januar an Land zurückkehren, in den Shutdown. Nach drei Wochen auf der Umspannplattform schreckt ihn diese Aussicht nicht.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!