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#Sardinien, Insel der Seligen

Sardinien, Insel der Seligen

An diesem Montag bekommt die seit November gebräuchliche Pandemie-Landkarte Italiens eine zusätzliche Farbe: Zu Rot, Orange und Gelb kommt Weiß hinzu. Bisher hatte sich keine der zwanzig Regionen und autonomen Provinzen des Landes gewissermaßen eine virusfreie weiße Weste verdienen können. Sardinien hat es jetzt geschafft: Die Insel wird mit Wirkung zum 1. März zur ersten „weißen Zone“ des Landes erklärt und kann wesentliche Einschränkungen im Kampf gegen die Pandemie abwerfen. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass ein Zwei-Wochen-Inzidenzwert von weniger als 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner über eine durchgehende Dauer von mindestens drei Wochen festgestellt wird.

Matthias Rüb

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

Ein „liberi tutti“, die Aufhebung aller Verbote auf einen Schlag, werde es aber nicht geben, warnte Regionalpräsident Christian Solinas am Sonntag in Cagliari. Man müsse vorsichtig bleiben und werde deshalb Schritt für Schritt vorgehen, sagte Solinas. Zunächst dürfen Restaurants bis 23 Uhr Gäste bewirten statt wie bisher nur bis 18 Uhr, Kaffeebars bleiben bis 21 Uhr geöffnet. Der nächste Schritt soll am 8. März erfolgen: Dann dürfen Fitnessstudios, Schwimmbäder und Tanzschulen öffnen. Bald darauf solle dann „die Rückkehr zu der so ersehnten neuen Normalität“ erfolgen, versprach Solinas, der zur rechtsnationalen Partei Lega des früheren Innenministers Matteo Salvini gehört.

Es kommt nicht nur auf den Inzidenzwert an

Die Einteilung der Regionen und Provinzen des Landes, aber auch von einzelnen Städten und Gemeinden nach der vierfarbigen Pandemie-Warnskala erfolgt auf der Grundlage von 21 Indikatoren, die Anfang November vom wissenschaftlich-technischen Beirat der Regierung festgesetzt wurden. Mit der Vergrößerung der Zahl der Indikatoren, die in drei Bereiche unterteilt sind, sollte eine differenziertere Erfassung der regionalen und lokalen Gefahrenlagen ermöglicht werden: Statt bei steigenden Infektionszahlen abermals einen nationalen Lockdown für das ganze Land zu verhängen, wie bei der ersten Pandemiewelle von März bis Mai 2020, sollte mit feineren Instrumenten jeweils örtlich reagiert werden können.

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Deshalb wurden zu den Fallzahlen und Inzidenzwerten, welche von den Regionen und Provinzen nach Rom gemeldet werden, auch die jeweiligen Test- und Tracing-Kapazitäten sowie schließlich die allgemeine Ausstattung und konkrete Auslastung der medizinischen Einrichtungen herangezogen. Zum Beispiel würde in der armen süditalienischen Region Kalabrien, wo es nur sehr wenig Intensivbetten gibt, die Pandemieampel schon bei geringeren Inzidenzwerten auf Orange oder sogar Rot springen als in der reichen Lombardei im Norden, wo die Kliniken deutlich besser ausgestattet sind und auch mit einer erhöhten Zahl von Neuinfektionen fertig werden würden.

Die erhoffte erhöhte Genauigkeit bei der Berechnung und Beurteilung des regionalen und lokalen Pandemiegeschehens wurde aber um den Preis der Durchschaubarkeit und Übersichtlichkeit erkauft: Am Ende konnten allenfalls die versammelten Forscher im wissenschaftlich-technischen Beirat in Rom nachvollziehen, warum welcher Region und Provinz diese oder jene Warnfarbe zugeteilt wurde.

Vorerst kein Sardinien-Urlaub

Einen Ansturm von Landsleuten, die nach Erholung in Freiheit dürsten, brauchen die Sarden unterdessen nicht zu fürchten. Denn das nationale Verbot des Reisens über die Grenzen der Regionen hinweg bleibt bis mindestens 27. März bestehen. Und Ausländer werden vorerst nur in verschwindend geringer Zahl den Weg nach Sardinien finden. Dennoch kündigte der sardische Gesundheitsminister Mario Nieddu abermals verschärfte Kontrollen an den Häfen und Flughäfen an. In Cagliari erwägt man, nur Reisende mit einem negativen Corona-Test oder einer Impfbescheinigung auf die Insel zu lassen.

Im vergangenen Sommer hatte die Regierung in Rom ein von der Regionalregierung in Cagliari erlassenes Dekret, wonach die Einreise nur mit einem negativen Corona-Test möglich sein sollte, wegen Verstoßes gegen den Gleichheitsgrundsatz noch außer Kraft gesetzt. Im Sommer stiegen die Infektionszahlen auf der Insel dann deutlich an, die vielen Urlauber vom Festland brachten auch viele Viren mit. Beim zweiten Anlauf, durch strenge Kontrollen und Restriktionen bei der Einreise zu einer Art Neuseeland im Mittelmeer zu werden, könnte Sardinien in diesem Frühjahr und Sommer mehr Glück haben.

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