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#Liebeskummer an der Ladesäule

Liebeskummer an der Ladesäule

Die öffentliche Ladeinfrastruktur ist geeignet, die zarte Liebe zur aufkommenden Elektromobilität zu zerstören. Wir haben mal wieder die Probe aufs Exempel gemacht und versucht, unterwegs zu laden. Zwei angesteuerte Säulen waren besetzt, an der dritten funktionierte die Freischaltung nicht. Der Anruf bei der Hotline von Innogy förderte die Auskunft zutage: „Alle unsere Säulen sind seit einer dreiviertel Stunde außer Betrieb. Wir wissen noch nicht warum, und wir können Ihnen auch nicht sagen, wie lang es dauert.“ Weil man mit einem Elektroauto nicht so einfach ausweichen kann, bleibt im Falle eines entleerten Akkus dann nur warten.

Holger  Appel

Holger Appel

Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Technik und Motor“.

Zu der beständigen Unsicherheit gesellt sich eine Entwicklung der Strompreise, die aufhorchen lässt. Der Betrieb eines Elektroautos ist auf der Fernfahrt teurer als der eines Fahrzeugs mit Diesel, zumeist auch als der eines mit Benzinmotor. Das gilt jedenfalls für alle, die ein Elektroauto außerhalb des geschlossenen und günstigeren Netzes von Tesla fahren. An einer halbwegs schnellen Säule in einem Einkaufszentrum nahe Frankfurt wurden uns von Shell Newmotion 48 Cent je Kilowattstunde berechnet. Entlang der Autobahn kann der Preis noch deutlich höher liegen, bis zu 84 Cent meldet das Roamingportal Plugsurfing.

Wir waren mit einem Kleinwagen unterwegs, der inklusive Ladeverlust mit rund 20 kWh Verbrauch veranschlagt werden muss. Das bedeutet 9,60 bis 16,80 Euro Kraftstoffkosten je 100 Kilometer Strecke. Und das gilt auch nur, wenn man auf der Autobahn höchstens 120 km/h schnell fährt, darüber steigt der Stromverbrauch exponentiell. Dasselbe Auto mit Diesel verbrauchte so bewegt etwa 4,5 Liter, bedeutet zu den derzeitigen Kosten rund 5 Euro je 100 Kilometer. Selbst unter Hinzurechnung von Öl fährt das Elektroauto also deutlich teurer als das Modell mit Verbrennungsmotor.

Und es zeichnet sich ab, dass der Strompreis weiter steigt. Denn im Hintergrund tobt eine Auseinandersetzung zwischen Energieversorgern und Betreibern von Ladesäulen. Die sind manchmal, aber eben nicht immer deckungsgleich. Oftmals mietet der Energieversorger die Ladesäule eines anderen und schlägt die Kosten auf. Exemplarisch ist der Streit zwischen dem Energieversorger Maingau Energie und dem Säulenbetreiber Ladeverbund+, einem Zusammenschluss von 63 Stadtwerken. Die Maingau informierte kürzlich ihre Kunden, der Ladeverbund habe die Kosten um 40 Prozent erhöht. Davon seien externe Ladekartenbetreiber (Roamingpartner), wie Maingau einer ist, betroffen. Auslöser ist eine Änderung der Abrechnung. Der zeitbasierte Tarif wurde durch einen kWh- und zeitbasierten ersetzt. „Anhand des Ladeverhaltens unserer Kunden stellen wir fest, dass die Kombination des Tarifs aus kWh- und Minutenpreis zu einem Anstieg von mehr als 40 Prozent und damit zu durchschnittlichen Kosten von 54 Cent/kWh netto an Wechselstrom-Ladesäulen führt“, teilt Maingau auf Anfrage mit. Zuvor seien es 38 Cent gewesen. Betroffen sind 560 Ladestationen mit 1146 Ladepunkten.

Die Auswirkung der Preiserhöhung auf den Endkunden lässt sich nach Angaben von Maingau noch nicht genauer abschätzen. Beim Roaming zahlt der Ladekartenanbieter an den Ladesäulenbetreiber üblicherweise nicht den örtlichen Strompreis. Der Betreiber kann den Preis und die Abrechnungsart (nach kWh, nach Minuten, mit oder ohne Startgebühr et cetera) an seinen Säulen frei wählen. Dieser Preis besteht zumeist aus den Stromkosten und Abschreibungen für die Infrastruktur sowie einer Marge. Maingau ist derart aufgebracht, dass das Unternehmen seine Kunden befragt hat, ob die Kooperation mit dem Ladeverbund fortgesetzt oder beendet werden solle. Heißt: Ob Laden teurer werden darf. Vorläufiges Ergebnis des Zwists ist eine Aussetzung der Zusammenarbeit, die Kunden der Maingau verzichten lieber, als mehr zu bezahlen.

Was Maingau nicht sagt, aber jeder aus der Branche weiß: Das Preiswirrwarr ist keinem Endkunden verständlich zu machen. Viele Roamingpartner versuchen daher, die sich aus allerlei Einzelpreisen zusammensetzenden Tarife der Säulenbetrieber in einen Einheitspreis zu übersetzen. Der Ladeverbund sieht hier keinen ungewöhnlichen Vorgang, sondern mehr Gerechtigkeit. „Die Umstellung unseres IT-Systems ermöglichte die Einführung eines Tarifs, der nach Kilowattstunden abrechnet und den Zeit-Leistungs-Tarif ablöste. Dies machte eine Neugestaltung des Tarifs erforderlich. Im Zuge dessen wurden die Tarife an die Kostenstrukturen angepasst“, teilt der Ladeverbund mit. Auch er hat offensichtlich zu kämpfen, denn „die Komplexität des Betriebs einer Ladesäule nimmt durch regulative Vorgaben wie das Eichrecht, Systemkosten und Investitionskosten stetig zu“.

Bei Maingau Energie stößt das auf kein Verständnis. Und man weiß um den potentiellen Ärger mit der Kundschaft. „Für die Entwicklung der Elektromobilität ist es notwendig, dass alle Marktteilnehmer ihre Kräfte bündeln und zusammenarbeiten. Wir benötigen eine flächendeckende und einfach zugängliche Ladeinfrastruktur. Alleingänge und protektionistische Preise bremsen die Elektromobilität aus“, heißt es. Das Unternehmen biete seine Ladesäulen allen externen Ladekartenanbietern, die ebenso eigene Ladesäulen betreiben, auf gegenseitiger Basis zu einem kWh-Preis von 30 Cent/kWh netto an.

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