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#Schutzkonzepte für Katastrophen wie Hochwasser

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Schutzkonzepte für Katastrophen wie Hochwasser

Den Meteorologen kann man keinen Vorwurf machen. Mehrere Tage vor der Hochwasserkatastrophe hatten sie schon eindringlich vor Starkregen und Hochwasser gewarnt, und zwei Tage vor dem Regen stimmten die Berechnungen hochauflösender Regionalmodelle mit den tatsächlichen Niederschlagsmengen gut überein. Dennoch sah man auch sie später zerknirscht: Eine solche Katastrophe hätte kein Meteorologe erwartet.

Andreas Frey

Freier Autor in der Wissenschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Das Problem war aber nicht ihr Mangel an Vorstellungskraft, sondern die schwierige Übersetzung des großflächigen Ex­tremwetterereignisses auf einzelne Regionen und die lokalen Begebenheiten, also auf das, was der Regen am Boden anrichten würde. Und das ist nicht der Job von Meteorologen. Die treffen eher pauschale Aussagen über mögliche Gefahren, die das Wetter bereithält. Offiziell festgelegt sind diese in den verschiedenen Warnstufen des Deutschen Wetterdiensts, die an Behörden und Kommunen weitergegeben werden, wie auch in diesem Fall. Der Wetterdienst hatte rechtzeitig vor extremer Unwettergefahr gewarnt – und die höchste Warnstufe ausgerufen. Doch spätestens jetzt zeigt sich: Um vor solchen katastrophalen Folgen wie im Ahrtal zu warnen, reichen die üblichen Vorhersagen und Unwetterwarnungen nicht aus, denn 200 Liter richten auf dem platten Land weniger an als in einem engen Tal ohne Abfluss.

Wie die Menschen künftig besser geschützt werden können, darüber ist eine heftige Debatte entbrannt. Einer, der an solchen Fragestellungen forscht, ist Christian Kuhlicke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Vor einer Woche hat der Geograph und Risikoforscher mit Kollegen fünf Prinzipien für klimasichere Kommunen veröffentlicht, an denen sich der Umbau von Städten und Gemeinden künftig orientieren solle. Die Wissenschaftler fordern verbesserte Frühwarnsysteme und die Stärkung des Bevölkerungsschutzes. Gelingen soll das mit einer Art Schadensvorhersage, die bestimmte Parameter an einem Ort analysiert, um im Falle eines Extremwetterereignisses rechtzeitig Alarm zu schlagen. Jede Gemeinde soll wissen, wo ihre sensiblen Zonen liegen.

Für dieses „Impact Forecasting“, das Kuhlicke vergangenen Sommer in den Reviews of Geophysics vorstellte, bedarf es zunächst einer Expositions- und Risikoanalyse. Alle wesentlichen Informationen müssen vor Ort erhoben werden, um entsprechend gewappnet zu sein. Für Hochwasser und Sturzfluten sind dafür hochauflösende Geländemodelle erforderlich, die sowohl Informationen über Gebäude und die Vegetation enthalten als auch kritische Infrastruktur berücksichtigen wie Krankenhäuser oder Kindergärten, die im Ernstfall zuerst zu evakuieren sind. Diese Basis wird mit hydrologischen Modellen zum Fließverhalten von Bächen und Flüssen sowie dem Abflussverhalten von Starkregen verbunden und schließlich mit den aktuellen Wetterdaten zur Regensumme und Bodenfeuchte kombiniert.

Von den Schweizern lernen

Am Ende steht den lokalen Behörden ein Frühwarnsystem zur Verfügung, mit dem sie Gefahren zuverlässig erkennen und die Bevölkerung früh warnen können. Damit das System funktioniert, müsste man die Handlungsanweisungen aber nicht nur verstehen, sondern auch regelmäßig üben, sagt Kuhlicke, der 2002 während des Elbhochwassers eine paradoxe Situation erlebte: Die Menschen wurden damals zwar rechtzeitig gewarnt, eine Überflutung ihres Wohnorts hielten sie aber für ausgeschlossen. Umso mehr, je besser sie ihren Fluss zu kennen glaubten. Als Vorbild sieht Kuhlicke den Kanton Bern, dort habe man aus den Hochwassern der Vergangenheit gelernt, nun existiere ein „exzellentes Frühwarnsystem“ mit eindeutigen Gefahrenwarnstufen. Jeder Wasserstand sei mit einer konkreten Handlungsanweisung verbunden, bei kritischen Pegelständen wüssten die Menschen, welche Straße unpassierbar sei und wo man evakuieren müsse.

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