#Schwarzfahrer-Streit: Flixtrain schießt gegen die Bahn
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„Schwarzfahrer-Streit: Flixtrain schießt gegen die Bahn“
Das 9-Euro-Ticket motiviert viele Menschen in Deutschland, die Bahn auszuprobieren. Und auch die Anbindung der Bahn als Zubringer an die Fluggesellschaften wird immer besser. Doch was, wenn man etwas weiter fahren will und die Regio-Bahnen zu langsam sind? Ganz einfach: Die Strecke im DB Navigator auf dem Handy eingeben und schon spuckt dir die App ein Ticket aus, das dich berechtigt von A nach B zu fahren. So zumindest die Theorie.
Teilstreckenpreise und Privatbahnen
Gibst du in deinem Desktop auf dem Computer oder im Laptop eine Strecke ein, spuckt dir die Bahn eine Auswahl an Möglichkeiten aus. Doch gelegentlich greift die Bahn auf Fremdangebote zurück. Beispielsweise wird ein Flixtrain als Verkehrsmittel eingebunden. Dann erscheint unter dem Preis das Wort „Teilstreckenpreis“. Klickst du darauf, wird dir in einem Pop-up erklärt, welche Strecken im Preis inbegriffen sind und welche nicht.
Machst du das Gleiche in der App, wird dir sehr klein das gleiche Wort „Teilstreckenpreis“ angezeigt. Hier wird aber nicht klar, was damit gemeint ist, da es auch nicht klickbar ist. Somit kann dieser Hinweis schnell übersehen werden. Das gleiche Spiel dann auf der darauffolgenden Seite im Buchungsprozess. Hier kannst du dir jedoch die Details des Tickets anzeigen lassen.
In unserem Beispiel ein Regio 120 Ticket. Hier befindet sich der Hinweis auf den Teilstreckenpreis am untersten Ende der Anzeige und verschwindet bei einem kleinen Handy auch komplett aus dem sichtbaren Bereich. Bei Googles Pixel 3a zeigt es sich, wie der Hinweis gar nicht mehr auftaucht (Bild rechts).
Hast du diesen Hinweis im Trubel des Bahnhofs oder wegen der Größe deines Handys übersehen, bekommst du ein Ticket der Bahn, das wie gewohnt aussieht. Die einzelnen Abschnitte der Tour sind vermerkt. Dann taucht auch der Flixtrain mit dem entsprechenden Zugkürzel auf. Nimmst du dann diesen Zug, bist du ganz regulär schwarz unterwegs. Denn diesen Zug darfst du nicht benutzen.
Flixtrain bestätigt Verwirrung der Bahn-Kunden
Und das kommt nicht selten vor, wie Flix, das Unternehmen hinter dem Flixtrain, auf Anfrage von inside digital bestätigt: „Wir bemerken immer wieder, dass Fahrgäste mit einem DB-Ticket in unseren FlixTrain-Zügen sitzen, weil ihnen nicht klar ist, dass das von der DB ausgestellte Ticket im FlixTrain nicht gilt.“ Das sei nicht nur für das Zugpersonal, das die Fahrkarten kontrolliert, ein großes Ärgernis, sondern vor allem natürlich für die Fahrgäste selbst.
Dass der Buchungsablauf gerade bei gemischten Fahrten intransparent abläuft, nennt Flix als Grundproblem. Doch die Kritik von Flix an der Bahn-App geht weiter: „Buchbar sind FlixTrain-Tickets dort gar nicht, auch wenn dies den Reisenden gerade bei Umsteigeverbindungen durch die Art der Anzeige im Navigator beziehungsweise auf bahn.de so suggeriert wird.“ FlixTrain sei dabei das einzige Unternehmen, dem der Zugang zu dieser Buchungsplattform verwehrt würde.
Das bisherige Vorgehen ist für die Bahn jedoch nicht zu problematisch: „Bei der Buchung von Verbindungen mit einem Flixtrain-Anteil wird mehrmals der Hinweis angezeigt, dass es sich um die Buchung einer Teilstrecke handelt. Neben dem Kauf der Teilstrecke möchten wir unseren Kund:innen auch alle wichtigen Informationen zu ihrer Reise geben – diese beinhalten auch Informationen zum Flixtrain-Anteil“, so die Bahn auf Anfrage von inside digital. Sie verspricht jedoch eine Prüfung, „ob [wir] die Buchungsstrecke in diesem Punkt optimieren und künftig noch klarer herausstellen können, dass es sich um die Buchung einer Teilstrecke handelt“.
Die Verpflichtung der Bahn
Private Anbieter aus der Bahn-App-Auswahl auszuschließen, gelingt in der aktuellen App-Iteration nicht. Denn die App bietet diese Filterfunktion nicht an. Selbstverständlich ist ein ganzheitliches Angebot bei Streckenanfragen eine tolle Idee, jedoch muss dabei klar sein, was den Nutzer erwartet. Somit sollte die Bahn, entweder die Verbindung filtern lassen, direkt auf den Teilstreckenanbieter verweisen oder die Buchung nicht zulassen. Auf Anfrage schließt die Bahn jedoch aus, dass man eine Filterfunktion einführen kann: „Wir haben eine Auskunftspflicht auch für Verbindungen und Betreiber, deren Produkt wir nicht verkaufen. Daher können wir hier keine Einschränkungen vornehmen“, so die Bahn. Sie verweist auf die bestehenden Filter: „Grundsätzlich ist es aber möglich, in den Suchoptionen beispielsweise „Nur Nah-/ Regionalverkehr“ einzustellen.“
Flixtrain gebucht? Das ist die Lösung
Falls du in die Verlegenheit kommst ein solches Ticket ungewollt gebucht zu haben, gibt es eine Lösung. Sie ist aber zeitlich gebunden. Die Deutsche Bahn gibt den Tipp: „Wenn unsere Kund:innen die Hinweise auf den Teilstreckenpreis übersehen und erst mit Erhalt des Tickets erkennen, dass sie nur einen Teil der Strecke gebucht haben, können sie ihr Ticket innerhalb von 12 Stunden nach der Buchung kostenlos online stornieren.“
Mit der Bahn von Köln nach Paris: Keine Auskunft möglich
Wie das ganzheitliche Buchen funktionieren kann, zeigt apropos die Einbindung der ÖBB. Hier wirst du auf die „internationale“ Bahnseite weitergeleitet und der Preis inklusive des ÖBB-Tickets ermittelt. Eine Fahrt von beispielsweise Köln nach München kann so inklusive Nightjet und ICE komplett bei der Bahn gebucht werden.
Anders sieht es mit der Einbindung des französischen Thalys aus. Dort wirst du wie beim ÖBB-Beispiel auf die internationale Seite der Bahn geleitet. Dort jedoch bricht der Buchungsvorgang bei der Preisermittlung ab. Die Bahn kann auch hier für den privaten Anbieter keine Buchung durchführen. Zumindest nicht online, wie im Fehlertext bemerkt wird. Der Vorteil: Der Buchungsprozess wird nicht final durchgespielt und du hast keine Chance ohne Ticket zu fahren. Das ist zwar auch unbefriedigend, aber zumindest landest du nicht auf dem Abstellgleis.
Bildquellen
- Bahn-App: Teilstreckenpreise: Michael Büttner / inside digital
- Ein Regionalexpress im Bahnhof Nürnberg: ArminEP / Pixabay
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