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#Seehofers Beistand für Baerbock: Eine Schlammschlacht?

Seehofers Beistand für Baerbock: Eine Schlammschlacht?

Das Phänomen der Altersmilde kann jeder alte weiße Mann an sich selbst beobachten. Deshalb hat es uns auch nicht sonderlich überrascht, dass Horst Seehofer Annalena Baerbock gegen die „übertriebene“ Kritik an ihrem Reader’s-Digest-Sammelband in Schutz nahm. Das arme Ding, das seine Tochter sein könnte, weckte beim CSU-Mann offensichtlich den Beschützerinstinkt. Eigentlich müssten die Grünen sich auf das Schärfste gegen solchen Paternalismus verwahren. Doch in ihrem Stadium der Verzweiflung wären sie wahrscheinlich sogar froh, wenn Lukaschenko eine Ehrenerklärung für Baerbock abgäbe. Wo Habeck doch so dröhnend schweigt, als hätte er selbst den Plagiatsjäger angeheuert.

Da ist Seehofer als Gewährsmann schon willkommen. Der hatte bereits bei Guttenberg nur ein Kavaliersdelikt erkennen können. Inzwischen darf sich wohl sogar Söder Hoffnungen machen, dass Seehofer im warmen Licht des Laufbahnabends erklärt, der Schmutzeleien-Vorwurf sei vielleicht doch etwas übertrieben gewesen.

Aufgebauscht wie die Vorwürfe gegen Baerbock kam uns auch die Schlagzeile in einem Boulevardblatt vor, die vom „schmutzigste(n) Wahlkampf aller Zeiten“ kündete. Wenn das mal kein Plagiat war! Diese Behauptung hatte Trump in allen denkbaren Versionen aufgestellt. Selbst nur auf Deutschland bezogen, stimmt der Befund nicht. Er wird schon durch Seehofers Süßholzraspelei widerlegt. Und dann zeigt ja der Blick in die deutsche Vergangenheit, was wirklich den Namen „Schlammschlacht“ verdient, vor der inzwischen sogar der Bundespräsident warnte.

Andere Kaliber als die Wattebäuschchen

Wir meinen nicht nur das Steckenbleiben der Wehrmacht im Morast vor Moskau, sondern auch die Wortgefechte zwischen Strauß und Schmidt, beide übrigens noch Kriegsteilnehmer. Die Begriffe, mit denen die sich bewarfen, hatten ganz andere Kaliber als die Wattebäuschchen, die heute zwischen den Parteien hin und her fliegen. Die Unionsparteien, die SPD und die Grünen sind aber eben keine Erzfeinde mehr, sondern potentielle Koalitionspartner, weswegen auch Scholz und Gabriel nicht weniger besorgt um Baerbock erscheinen wollten als Seehofer.

Bei dem einen oder anderen Veteranen der vergangenen Parteienkriege, der jetzt die „Dreckskampagne“ gegen Baerbock verurteilt, meint man freilich eine klammheimliche Sehnsucht nach den guten alten Zeiten erkennen zu können. Etwa wenn Jürgen Trittin davon spricht, dass das strukturkonservative Lager „alles mobilisiert, was es hat“. Ach, wenn es bloß so wäre! Generalmobilmachung statt asymmetrische Demobilisierung! Noch einmal eine große Schlacht zwischen links und rechts, in der keiner scheinheilig behauptet, es gehe ihm nur um die Sache!

Hinterher könnten die Kombattanten ja behaupten, sie hätten das gar nicht gewollt, sondern seien wie die Schlafwandler in den Schlamassel hineingestolpert. Baerbock sagte schon, sie sei bei der Verteidigung ihres Buches, von dem inzwischen kein Mensch mehr weiß, was es eigentlich (sein) soll, „kurz in alte Schützengräben gerutscht“.

Wehmütige Erinnerungen an die Startbahn West

Aber, liebe alte Schlachtrosse, die ihr mit Wehmut an eure Jugend an der Startbahn West denkt und schon mit den Hufen zittert: Bleibt ruhig liegen und schont eure Gelenke. Alles, was das strukturkonservative Lager noch hat, ist dieser Volkssturm namens „Werteunion“, von dem zudem schon die Hälfte desertierte. Bei dieser Truppe müsste man auch einmal eine Charakterprüfung vornehmen, wie sie Maaßen für die strukturlinken Kollegen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk einführen will. Gleiches Recht für alle.

Von rechten Trollen unterwandert

Doch wollen wir auch nicht behaupten, das strukturkonservative Lager sei gar nicht mehr kampffähig. Die Ritter vom rechten Flügel haben sich einiges von den Schmutzkampagnen der Linken abgeschaut und sich ebenfalls auf subversive Aktionen verlegt. Selbst die taz wurde schon unterwandert, wie Trittin gerade bestätigte: Dort schrieben jetzt „rechte Trolle“ Kommentare gegen Baerbock. Wir entdeckten zwar nur einen Artikel mit der Überschrift „Es ist vorbei, Baerbock!“, angeblich verfasst von einer Frau. Sie warf Baerbock unter anderem vor, „dem Feminismus einen Bärendienst erwiesen zu haben“. Aber das Hinterhältige des Subversiven besteht ja darin, dass man es nicht immer überall sofort erkennt. Beim Baerbock’schen Bärendienst dagegen hat der rechte Troll sich selbst entlarvt: Es hätte natürlich BärInnendienst heißen müssen.

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