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Sehnsuchtsort Ostdeutschland

Unter den Neonazis in Dortmund war Christoph Drewer einer der aggressivsten und radikalsten. Mehrmals wurde das ehemalige Bundesvorstandsmitglied der Partei „Die Rechte“ wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung oder Volksverhetzung verurteilt. In der Szene gilt Drewer als Held. Doch kaum hatten seine Kameraden ihn nach seiner jüngsten Gefängnisentlassung begrüßt, kehrte er ihnen den Rücken – um in Chemnitz neuen „Lebensraum im Osten“ zu finden.

Stefan Locke

Korrespondent für Sachsen und Thüringen mit Sitz in Dresden.

Drewer ist nicht der erste Dortmunder Rechtsextremist, den es in die sächsische Stadt verschlägt. Ende vergangenen Jahres brach Michael Brück, einer der führenden Rechtsextremisten in Deutschland, seine Zelte im Dortmunder Stadtteil Dorstfeld ab. Jahrelang hatten Brück und seine Gesinnungsgenossen versucht, aus Dorstfeld einen „Nazi-Kiez“ zu machen.

Brück betrieb einen Online-Versandhandel mit dem offen judenfeindlichen Namen „antisem.it“, organisierte Demonstrationen oder Straßenaktionen und saß im Dortmunder Stadtrat für „Die Rechte“. Sie war nach dem Verbot der Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund“ im Jahr 2012 gegründet worden, um die bisherigen neonazistischen Aktivitäten unter dem Schutz des Parteienprivilegs „ungebrochen fortsetzen“ zu können, wie es vom nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz heißt.

„Deutsche unter Deutschen“

Wegen Leuten wie Brück galt Dortmund bisher als Neonazi-Hochburg in Westdeutschland. Doch Ende 2020 sprach der 30 Jahre alte Brück in einem Interview mit der Initiative „Zusammenrücken in Mitteldeutschland“, die eine Sammlung von Rechtsextremen in Ostdeutschland propagiert, offen und desillusioniert über sein politisches Scheitern in Dortmund. In den Regionen im Westen sei es nicht möglich, „mittelfristig breite Bevölkerungsteile zu erreichen“, sagte Brück, sie seien „im Endeffekt verloren“. Er warb für die Umsiedlung in den Osten, wo „Deutsche noch unter Deutschen“ leben könnten. Das sei besser, als „wenn man quasi immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand rennt und man weiß, man wird eh nichts erreichen“.

Die Dortmunder Polizei wertet den Exodus von Szenegrößen wie Brück als Erfolg der konsequenten Arbeit ihrer „Soko Rechts“. Vor sechs Jahren gründete Polizeipräsident Gregor Lange die Einheit, weil Neonazis in der Stadt am Nordrand des Ruhrgebiets immer militanter auftraten. Seither führten die Ermittlungen zu 105 Verurteilungen gegen 46 rechtsextremistische Straftäter. Auch führende Köpfe der Partei „Die Rechte“ wie Siegfried Borchardt, Sascha Krolzig oder eben Christoph Drewer erhielten Freiheitsstrafen.

Die Neonazi-Szene in Dortmund sei personell und organisatorisch geschwächt, stellte Polizeipräsident Lange zum sechsten Jahrestag der Soko-Gründung im März fest. „Mit seinem propagierten Kampf um die Straße, um die Parlamente und die Köpfe ist der organisierte Rechtsextremismus in Dortmund in allen Punkten vorerst gescheitert.“ Doch bleibe rechtsextremer Hass bundesweit eine ernst zu nehmende Gefahr. Zumal Brück und Drewer Hardcore-Rechtsextremisten sind, die offensichtlich darauf setzen, vom Osten aus unter besseren Bedingungen aktiv sein zu können.

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