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#Sie haben eine Bombe im Gepäck!

Sie haben eine Bombe im Gepäck!

Es klingt wie der neueste Streich des belarussischen Präsidenten Alexandr Lukaschenko. Swetlana Alexijewitsch, Mitglied des oppositionellen Koordinationsrates Belarus, die im Berliner Exil lebt, wurde am Berliner Flughafen einer Sonderkontrolle wegen einer angeblich in ihrem Handgepäck versteckten Bombe unterzogen. Sie verpasste ihren Flug nach Breslau, wo sie bei einer Veranstaltung von Olga Tokarczuk („Alexijewitsch und Tokarczuk Protest“) erwartet wurde.

Eine Bombe wurde nicht gefunden, die Tokarczuk-Stiftung musste Alexijewitsch mit dem Auto abholen. Der Flughafen BER will sich zu der Sache nicht äußern und verweist auf die Bundespolizei, die, wie ein Pressesprecher mitteilt, noch dabei ist, den Fall zu prüfen, aber definitiv erklärt, dass es eine Bombendrohung nicht gegeben habe. Polizei und Sicherheitspersonal benahmen sich Alexijewitsch gegenüber freilich anders, wie sie der Mitarbeiterin der Tokarczuk-Stiftung, Jana Karpienko, berichtete.

Frau Alexijewitsch, was ist am Berliner Flughafen passiert?

Eine Geschichte im Lukaschenko-Stil. Nachdem ich mein Gepäck aufgegeben hatte, wurden bei der Sicherheitskontrolle plötzlich meine Sachen, die ich aufs Förderband gelegt hatte, und auf die ich nach dem Passieren des Gates wartete, zurückgeholt, angehalten und erneut kontrolliert. Ich dachte, das kann passieren. Vielleicht habe ich vergessen, mein Parfüm herauszunehmen oder so etwas. Ich habe lange gewartet, weil dort ziemlich viele Leute aufgehalten wurden und ihr Gepäck kontrolliert wurde. Sie waren auffällig vorsichtig bei der Gepäckkontrolle. Schließlich nimmt der Mann vom Flughafenservice meine Tasche wieder an sich, betrachtet sie misstrauisch und überprüft sie abermals mit irgendeinem Werkzeug. Dann deutet er mir an, dass er sie öffnen wird. Ich sage: Bitte sehr, machen Sie weiter. Ich wollte ihm helfen, aber er hat sie selbst geöffnet. Und als er sie öffnete, warf er die Tasche plötzlich so heftig weg…

Haben Sie geglaubt, dass dies seine echte Reaktion war?

Ja. Ich war wirklich neugierig, warum er so reagierte. Mir wurde gesagt, ich müsse warten. Ich fand die Situation sehr seltsam. Ich wusste nicht, was vor sich ging. Ich wartete und wartete. Schließlich sagte ich, dass ich den Flieger verpassen würde. Keine Reaktion. Nach längerer Zeit kommt eine Dame, ebenfalls vom Flughafenpersonal, auf mich zu und stellt sich neben mich. Ich frage: Was ist passiert? Sie antwortet, dass wir auf die Polizei warten. Das hat mich überrascht – warum überhaupt die Polizei? Wir mussten wahrscheinlich eine halbe Stunde auf die Polizistin, eine höfliche junge Deutsche, warten. Ich dachte, sie wollte noch einmal meine Sachen überprüfen. Aber sie wollte mich nicht einmal in ihre Nähe lassen. Daher frage ich noch einmal: Worum geht es hier? Die Polizistin zeigt auf meine Tasche und sagt, da sei eine Bombe drin! Ich sage, dass sie wohl den Verstand verloren hätten. Dann kommt ein anderer Mann mit einer Art Werkzeug und prüft erneut. Die Polizistin weist einen der Kontrolleure an, alles aus meiner Tasche in einen Container zu kippen. Er tut das, sie schaut hinein und sieht – unter anderem – den Presseausweis, den ich dabei hatte. Sie reden eine Weile, und schließlich gibt sie ein Zeichen, dass alles in Ordnung sei. Dann nahmen sie meine andere Tasche, die mit meinem Tablet-Computer, einigen Büchern, einem Notizbuch. Sie überprüften alles. Eine Bombe war nicht dabei. Und sie sagen mir, ich könne jetzt gehen. Sie haben sich weder entschuldigt noch einen Kommentar abgegeben. Zu diesem Zeitpunkt waren es noch fünf Minuten bis zum Abflug. Ich hatte keine Chance, den Flug zu schaffen.

Hat sich wirklich niemand für die Situation interessiert?

Es war spät am Abend, der Flughafen war fast leer. Ich wollte mich erkundigen, ob ich einen anderen Flug nehmen könne, konnte aber niemanden finden. Die Auskunft war geschlossen. Ich habe meine Agentin angerufen und auch einen Freund, der mich abholen wollte. Dann folgte die Geschichte mit dem eingecheckten Hauptgepäck, das mein Freund und ich nun suchten. Alles war geschlossen, niemand war da. Schließlich fanden wir die Gepäckausgabe. Dort kam eine Russin aus Tscheljabinsk auf uns zu, die mich erkannte und versprach, eine Beschwerde zu verfassen. Die Geschichte mit der Bombe in meiner Tasche hätte sich unter Umständen auf das Ladegerät beziehen können … aber heute hat jeder ein Ladegerät bei sich! Jedenfalls bekam ich mein Gepäck zurück, das erneut kontrolliert wurde. Nur die Frau, die es mir aushändigte, entschuldigte sich.

Wie beurteilen Sie die Situation?

Diese Leute haben das Gefühl, ihre Macht sei unbegrenzt, und sie wissen, dass sie keine Konsequenzen tragen müssen. So etwas ist mir allerdings noch nie begegnet.

Aus dem Polnischen übersetzt von Felix Ackermann.

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