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#Sie suchen einen sicheren Ort in der Ukraine

„Sie suchen einen sicheren Ort in der Ukraine“

Am Anfang stand die Frage: Bleiben oder fliehen? Ist es sicherer, im eigenen Haus in Charkiw auszuharren, wo es einen Keller gibt und wo man Lebensmittelvorräte hat – oder soll man sich auf den unsicheren und ungewissen Weg durch ein Land im Krieg machen, in dem man in endlosen Staus stecken bleiben oder auf überfüllten Bahnhöfen stranden kann? Wie reist man, wenn man nicht wissen kann, wo als Nächstes geschossen wird?

Dann die Frage: Wer geht, wer bleibt? Jemand muss sich ja um die Großmütter kümmern, die nicht einmal mehr in der Lage sind, bei Beschuss in den Keller zu rennen. Und schließlich: Soll man gleich ins Ausland gehen, oder sucht man sich eine Unterkunft an einem relativ sicheren Ort in der Ukraine?

Vier Tage dauerte der Beschuss von Charkiw schon an, als Alexandra Mironowa mit ihrer Mutter und einer älteren Verwandten am 28. Februar in die Westukraine aufbrach. Auf dem Weg zum Bus hörten sie die ganze Zeit den Lärm einschlagender Geschosse. Nun sind die drei Frauen in einem kleinen Städtchen in der Westukraine. Weiter wollen sie vorerst nicht ziehen. „Natürlich denken wir an diese Möglichkeit, falls die Lage schlimmer wird“, sagt Mironowa.

Aber die beiden älteren Frauen sprechen keine Fremdsprachen, für sie wäre es im Ausland schwierig. Und noch verdient Mironowa Geld, mit dem sie in der Ukraine über die Runden kommen. Wie wäre das auf der anderen Seite der Grenze? Das IT-Unternehmen, für das die 26 Jahre alte Frau arbeitet, hält den Betrieb noch aufrecht, und sie kann ihren Job auch aus der Westukraine machen. Und dann ist da auch noch die Hoffnung, bald wieder zurückzukönnen: „Wir wollen unserer Stadt treu bleiben.“

Der Vater ist in Charkiw geblieben

In Gedanken sind sie ohnehin ständig dort. Noch funktioniert die Verbindung zu den Verwandten in Charkiw meistens. Der Vater ist dort geblieben. Er arbeitet bei der Eisenbahn und wird für die Verteilung von Hilfsgütern gebraucht. Die Schwester befindet sich mit ihrem kleinen Kind in einem Ort im umkämpften Umland von Charkiw: „Es ist einfach nicht mehr möglich, sie in die Stadt und von dort aus weiter weg zu bringen.“

Ständig verfolge sie die Nachrichten aus der Stadt, berichtet Alexandra Mironowa, schaue, wo Bomben eingeschlagen sind, und hoffe, in der Auflistung ihre Adresse nicht zu finden: „Das ist der psychische Zustand, in dem wir leben.“ Ihre frühere Schule hat es schon getroffen, und der Supermarkt, in dem sie immer eingekauft hat, ist geschlossen, seit in der Tankstelle daneben eine Rakete explodiert ist.


Bild: F.A.Z. fbr./sie.

Alexandra Mironowa ist noch in einer relativ guten Lage. Je länger der Krieg dauert, desto größer wird die Zahl der Menschen, die innerhalb der Ukraine auf der Flucht sind. Und je weiter im Osten des Landes sie unterwegs sind, desto schwieriger. Die Situation in Lemberg in der Westukraine ist dramatisch, weil die meisten, die nach Polen und in andere EU-Staaten wollen, durch Lemberg kommen. Aber in der Stadt kommen auch die meisten Transporte mit Hilfsgütern an. Und weil es dort so viele Menschen gibt, die sie dringend benötigen, bleibt auch das meiste davon dort hängen.

Georgij Jeremin gehört zu einer Gruppe von Aktivisten, die versuchen, den Weitertransport von Hilfsgütern weiter nach Osten zu organisieren. Das heißt: Herausfinden, wo etwas ankommt, Lastwagen auftreiben, Geld für die Transportkosten sammeln, zum Zielort dirigieren. Jeremin lebt in der zentralukrainischen Stadt Poltawa, die Zwischenstopp für Flüchtlinge aus dem Donbass ist, aus Charkiw und dem heftig umkämpften Sumy im Norden.

Die Stadt organisiert Unterkünfte für Tausende

Durch Poltawa führt die Bahnlinie von Charkiw nach Kiew, von dort aus führen auch Straßenverbindungen durch die noch nicht umkämpfte Mitte der Ukraine nach Westen. „Auf dem Bahnhof sind ständig zwei-, dreitausend Menschen“, sagt Jeremin. „Sie stehen da dicht gedrängt überall.“ Die meisten Flüchtlinge in Poltawa wollen rasch weiter, aber sie brauchen in der Stadt etwas zu essen und einen Platz zum Schlafen. „Auf so etwas waren wir nicht vorbereitet“, sagt Georgij Jeremin.

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