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#Sie war Lagerfelds „rechte und linke Hand“

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Sie war Lagerfelds „rechte und linke Hand“

Als sie sich 1967 bei Chloé bewarb, wurde Rosemarie Le Gallais wieder mit ihrer Herkunft konfrontiert. Jacques Lenoir, der Geschäftsführer der Modemarke, schaute ihre Unterlagen durch und sagte: „Ah, Sie sind Deutsche? Meine ganze Familie ist in Auschwitz umgebracht worden.“ Rosemarie schaute erschrocken, und Tränen schossen ihr in die Augen. Monate später, als sie längst „attaché de presse“ des aufstrebenden Labels war, sagte Lenoir zu ihr: „Wissen Sie, warum ich Sie genommen habe? Wegen Ihrer Reaktion damals in dem Gespräch.“

Alfons Kaiser

Verantwortlicher Redakteur für das Ressort „Deutschland und die Welt“ und das Frankfurter Allgemeine Magazin.

Rosemarie Le Gallais, 1937 als Rose­marie Lehmacher in Lüdenscheid geboren und in Plettenberg im Sauerland aufgewachsen, gehörte zu den wenigen Deutschen, die schon in den Sechzigern in der Pariser Mode­szene Fuß fassten. Kein Wunder, dass sie sich sofort mit dem um vier Jahre älteren Chloé-Designer Karl Lagerfeld verstand.

Von nun an arbeitete sie zwei Jahrzehnte lang eng mit dem Modemacher aus Hamburg zusammen, der 1952 nach Paris gekommen war. Weil sie die richtigen Maße hatte, war sie nicht nur die Pressedame, sondern stand auch bei den Anproben Modell. Und als wichtigste Beraterin des ungestümen Modemachers musste sie oft genug „Halt!“ rufen, wenn er mal wieder weit mehr als die üblichen 220 Entwürfe pro Saison zeichnete.

Auf Reisen in Japan: Rosemarie Le Gallais und Karl Lagerfeld, vermutlich im Jahr 1979


Auf Reisen in Japan: Rosemarie Le Gallais und Karl Lagerfeld, vermutlich im Jahr 1979
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Bild: Archiv Rosemarie Le Gallais

So war sie Teil einer großen Aufwärtsbewegung. Chloé, 1952 von Gaby Aghion gegründet, war die erste Marke, die sich nicht von der Haute Couture zum Prêt-à-Porter entwickelt hatte, sondern gleich mit der preiswerteren Konfektion begonnen hatte. Zunächst war es ein Familienbetrieb in einer Vierzimmerwohnung an der Rue des Miromesnil. „Wenn Karl kam, musste Jacques ­Lenoir sein Büro räumen, damit genug Platz für die Anproben war“, erzählte Le Gallais 2020 der F.A.Z. Die frühen Modenschauen fanden in der Brasserie Lipp statt. Karl Lagerfeld und sein Team arbeiteten sich langsam zu einer Trendmarke hoch, mit Kundinnen wie Linda McCartney, Stéphane Audran und Caroline von Monaco, mit der Lagerfeld seitdem befreundet war.

1987 trennten sich ihre Wege

Rosemarie Le Gallais war dabei, als Lagerfeld mit den Chloé-Parfums, an denen er geschäftlich beteiligt war, reich wurde. Sie war dabei, als er am 14. September 1978 bei Anproben für die Firma Wibor in Mönchengladbach vom Tod seiner Mutter erfuhr. Sie flog mit ihm auf Geschäftstournee durch Deutschland, Japan und die USA. Sie begleitete ihn zum ersten Abendessen mit Alain Wertheimer nach London, der Lagerfeld 1982 für Chanel engagierte. Und sie war 1983 dabei, als Lagerfeld endlich aus seinem Namen etwas machen wollte und die Marke Karl Lagerfeld gründete.

Er nannte sie „meine rechte und linke Hand“. 1987 trennten sich ihre Wege. Sie hatte genug gelernt, um als Kreativ­direktorin eine modische Accessoire-Kollektion für Swarovski zu entwerfen. Seitdem kam der Kristallhersteller aus Tirol auch in der Pariser Modeszene gut an.

Am 9. Dezember ist Rosemarie Le Gallais im Alter von 84 Jahren in Paris gestorben. In der Mode lebt sie weiter durch ihren Neffen Stefan Lubrina, den Sohn ihrer Schwester Stefanie, die auch in jungen Jahren nach Paris gegangen war und sich zuletzt um sie gekümmert hatte. Als Set-Designer entwirft Stefan Lubrina unter anderem die Kulissen für die großen Chanel-Schauen.

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