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#Sind wir bereit für einen Bayern im Kanzleramt?

Sind wir bereit für einen Bayern im Kanzleramt?

In der Debatte über den Kanzlerkandidaten der Union hat die Frage, ob ein Bayer dem Rest der Repu­blik, um nicht zu sagen der Resterepu­blik, vermittelbar wäre, nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Womöglich aus zwei Gründen. Markus Söder wird jenseits des Weißwurstäquators nicht wirklich als Bayer wahrgenommen; das ist ja sogar diesseits so, weil er ein Franke ist und sich jeder anderen Kategorisierung verschließt als jener, eben Markus Söder zu sein. Ein zweiter Grund könnte sein, dass sich der Rest von Deutschland inzwischen mit den Bayern arrangiert hat oder, was aus deren Sicht schlimmer wäre, sie schlicht nicht mehr fürchtet.

Timo Frasch

Diese Woche hat gezeigt, dass beides nicht ganz richtig ist. Mag sein, dass Söder die Tracht trägt wie ein Faschingskostüm; so hat das mal ein wichtiger Mann aus einer Partei formuliert, die sich selbst für noch bayerischer hält, als es die CSU tut. Mag auch sein, dass Söder die Leichtigkeit eines Monaco Franze abgeht, man sieht das schon an seinem Gang. Söder ist Nürnberger und verhält sich damit zu München wie Preußen zu Bayern. Er trinkt außerdem kaum Alkohol, ist allzu fleißig, und seiner ausgeprägten Neigung zum Spiel fehlt das Spielerische.

Machthunger des bayerischen Löwens unterschätzt

Aber die Art, wie Söder Anfang der Woche nach Berlin gestürmt ist, war doch schon sehr bayerisch: aufsässig, tollkühn, nicht ganz zu Ende gedacht. Selbstherrlich und selbstvergessen zugleich. Vielleicht ist der Franke erst in diesem Moment so richtig zum Bayern geworden.

Dass der Auftritt manchen daran erinnerte, wie einst der Saarländer Oskar Lafontaine im Handstreich einen SPD-Parteitag übernahm, tut dem Bayerischen daran keinen Abbruch. Denn Bayer zu sein ist zuvorderst ein Geisteszustand, den selbst viele im Freistaat Geborene nur in ihren besten Momenten erreichen. Peter Gauweiler, so vielseitig wie seine politische Heimat CSU, sagte mal über seinen linken Freund Lafontaine, der habe die SPD einst aus einem rabenschwarzen Loch geholt; wie dieser damals die Kraft gehabt habe, „diese Auseinandersetzung nicht heimlich vom Hinterzimmer aus zu führen, sondern ganz offen auf der Rostra, das war sehr beeindruckend“. Hören Sie da nicht auch Markus Söder als Großvater im Lehnstuhl von sich selbst erzählen?

Nun ist Bayern nicht gleich Bayern. Welch großer Unterschied es ist, ob jemand aus Schwaben oder aus Oberbayern stammt, kann man zum Beispiel am Vergleich von Georg Nüßlein – der mit den Masken – und Uschi Obermaier – die mit den Fotos – sehen. Selbst Franken ist kein monolithischer Block; in Unterfranken regiert die Koalition Wein-Bier, in Oberfranken Bier-Wein. Aber das, was übrig bleibt, wenn man die Erde aus allen Teilen Bayerns sammelt und immer wieder siebt und siebt, ist doch eine ganz klar zu bestimmende Substanz: Gold.

Besonders schön glänzte es am Montag in der Sonne. Die CDU hatte doch tatsächlich geglaubt, wenn ihre „Gremien“ nur einstimmig genug „Armin Laschet“ schnurrten, dann werde der bayerische Löwe schön brav in seinen Käfig zurückgehen, zur Not noch mit einer Extrawurst. Dass CSU-Alleinherrscher Söder sich dann plötzlich auf die Parteibasis, ja: aufs Volk berief, wurde von Berlin und den angrenzenden Gebieten seinem Opportunismus zugeschrieben. Das entsprach in etwa der Bayern-Expertise eines Assistenten der Politikwissenschaft an der Universität Greifswald.

Tatsächlich war es nämlich die Manifestation des bayerischen Antiautoritarismus gegen die institutionengläubigen Apparatschicks von der Schwesterpartei. Das heißt nicht, dass die Bayern nicht auch autoritätsgläubig sein können; sie können schließlich alles. Und es heißt auch nicht, dass sie für sich nicht in Anspruch nähmen, die besten aller Institutionen und Apparate zu haben. Aber sie berufen sich dabei eben nicht auf heutige mittelgroße Granden aus Präsidien und Vorständen, sondern etwa auf den Grafen Maximilian von Montgelas, Staatsreformer des 19. Jahrhunderts und Minister unter Maximilian I., bei dem schon der Name nach weiter Welt klingt.

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