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#Der deutsche Modezirkus trifft sich wieder

Der deutsche Modezirkus trifft sich wieder

Kein Blitzlichtgewitter, keine Menschenmassen, keine in dritter Reihe geparkten Staus an Limousinen vor dem Veranstaltungsort des Berliner Kraftwerks. Stattdessen einzelne Trauben von Menschen, die für einen Montagvormittag auffallend glattgebügelt aussehen: Die Hauptstadt startet mit langsamen Auftau- und Annäherungsübungen in ihre Fashion Week. In den kommenden Tagen findet in Berlin, zwischen Photo- und Art Week und parallel zum Literaturfestival, das erste Mal seit Beginn der Pandemie wieder physisch eine Modewoche statt. Im Januar waren die Schauen im noch ins Digitale verlegt worden, später war die ursprünglich für Juli geplante Modewoche in den September verlegt worden. Viele Fans sind ihr dennoch treu geblieben, wenn auch wegen der Covid-Hygiene-Maßnahmen mit zurückhaltenden Besucherzahlen und einer entschlackten Menge an Veranstaltungen, aber dafür mit jeder Menge unterschiedlichen Akteuren, die dieser Tage bestimmt noch für das ein- oder andere Bohei sorgen werden.

Längst besteht die Berliner Modewoche dabei nicht mehr „nur“ aus der Mercedes-Benz Fashion Week (MBFW), die der Hauptstadt seit 2007 die Treue hält und die auch am ersten Tag wieder mit der Schau eines internationalen Talents eröffnet, dieses Mal mit der österreichischen Designerin Florentina Leitner. Vielmehr hat sich ein Nebeneinander und Miteinander verschiedener Veranstalter und Konzepte entwickelt, die jeweils ein ganz unterschiedliches Publikum ansprechen — und sich dabei vom 6. bis zum 15. September ziehen. Neben der MBFW findet im Club Kraftwerk der von der Vogue initiierte Berliner Salon statt, eine Gruppenausstellung für Berliner und internationale Designer, darunter Odeeh, Dawid Tomaszewski oder das Schuh- und Accessoires-Label Aeyde. Außerdem das Fashion Open Studio: eine Plattform für nachhaltige Modelabels, die sich dieser Tage während der Arbeit über die Schulter gucken lassen. Und das war längst nicht alles.

Irgendwo zwischen Kunst, Mode und Musik

Ein paar Tage zeitversetzt startet die „About You“, die sich mit Modenschauen rund um aus dem TV und Promi-Presse bekannten Marken wie Marina Hoermanseder oder Guido Maria Kretschmer und einem Event mit Lena Meyer-Landrut eher dem Endkonsumenten verschreiben. Außerdem ist da das Fashion Council Germany, die Interessenvertretung rund um die deutsche Mode- und Designlandschaft, die mit dem Konzept „Studio2Retail“, also zu Pop-up Stores umfunktionierten Ateliers, die neuen Kollektionen der Berliner Designer direkt an potentielle Trägerinnen und Träger bringen wollen. Auch das Reference Festival geht in die nächste Runde, das es als immersive Plattform irgendwo zwischen Kunst, Mode und Musik in dieser Saison geschafft hat, selbst international gehypte Berliner Labels wie GMBH und Ottolinger zu Präsentationen in der Hauptstadt zu bewegen. Das Ganze findet unter anderem im kultigen Bierpinsel statt und in Kooperation mit dem Schinkel Pavillon.

Zurückhaltende Besucherzahlen, eine entschlackte Menge an Veranstaltungen, aber dafür mit jeder Menge unterschiedlichen Akteuren: Vom 6. bis zum 15. September zieht es die Besucher ins Kraftwerk.


Zurückhaltende Besucherzahlen, eine entschlackte Menge an Veranstaltungen, aber dafür mit jeder Menge unterschiedlichen Akteuren: Vom 6. bis zum 15. September zieht es die Besucher ins Kraftwerk.
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Bild: EPA

Nach dem Motto „zu viele Köche verderben den Brei“ wurde das Fehlen einer einzigen Autorität in Berlin in der jüngeren Vergangenheit häufiger kritisiert. Mittlerweile kristallisiert sich die Koexistenz der verschiedenen Formate zunehmend als Stärke heraus. Die Messen, die in diesem Jahr von Berlin nach Frankfurt gezogen sind, fehlen dabei zumindest am Eröffnungstag nicht. Es scheint, als habe man die aufklaffende Lücke einmal mehr dazu genutzt, das bunte Potpourri an Kreativen der Stadt nicht weiter in ein einziges starres Format quetschen wollen, sondern in dem Rahmen stattfinden zu lassen, der zu ihnen passt — und die Vielschichtigkeit, die Berlin mit ihren diversen Szenen auszeichnet, zuzulassen.

Das sagt auch Marcus Kurz, CEO der Agentur Nowadays, Organisator der MBFW: „Anstatt zu sagen, wir kreieren hier künstlich etwas, ist man auf die einzelnen Player zugegangen und hat gefragt: ‚Was habt ihr denn eigentlich für Ideen?’“ Eine wichtige Errungenschaft aus den Gesprächen in größerer Runde sei übrigens gewesen, den Termin nicht nur wegen Corona in den September zu schieben, sondern um eine Überschneidung mit den Pariser Couture-Schauen zu vermeiden — und so auch einem internationalen Modepublikum die Möglichkeit zu geben, nach Berlin zu kommen. Ob es auch kommt? Das wird man sehen, auch, ob man es überhaupt braucht.

Der Green Gaze wird mit 20.000 Euro belohnt

Was es jedenfalls braucht — und in Berlin nicht zu knapp gibt — sind Ideen rund um Nachhaltigkeit. Dass man Mode in Berlin zunehmend durch den Green Gaze betrachtet, zeigt neben Fashion Open Studio etwa auch die Digitalkonferenz 202030 – The Berlin Fashion Summit, bei der in Vorträgen und Diskussionen nach Lösungen für eine bessere Modeindustrie gesucht wird. Die besten Ideen prämiert übrigens auch Berlins digitale Streetstyle-Plattform Highsnobiety: Mit „BERLIN BERLIN” haben sie nicht nur ein Modeformat für Digital Natives geschaffen, sondern außerdem einen neuen Nachwuchspreis ins Leben gerufen, der auf 20.000 Euro dotiert ist.

Trotz der Rückkehr zur Präsenz werden viele Inhalte der Berliner Modewoche auch im digitalen Livestream zu sehen sein, etwa über die Website der MBFW. Man darf gespannt sein: auf ein hybrides Miteinander und Nebeneinander vieler kunterbunter Ideen.

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