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#So sieht der amerikanische Traum aus

So sieht der amerikanische Traum aus

Eddie Aparicio zieht Bäumen nicht die Haut oder die Rinde ab, aber so sehen seine großformatigen Werke auf den ersten Blick aus. Es sind Abdrücke von Bäumen, die wie riesige Tierhäute leblos von der Decke des Museo del Barrio in New York hängen. Sie heißen „El Ruido Del Bosque Sin Hojas“ (Der Klang des Waldes ohne Blätter) oder „City Bus Memorial“ (Denkmal für einen Stadtbus). Aparicio besucht die Bäume in Los Angeles immer wieder und setzt Schichten von Gummi ein, um ihrer wirklichen Struktur nahe zu kommen. Es sind solche Bäume, die demnächst gefällt werden sollen oder in Gefahr sind, einem Wohnkomplex oder einer Straße zu weichen. Aparicio bewahrt ihr Andenken und das der Gemeinschaften, die um sie herum über die Jahre gelebt haben. Er verziert die Häute etwa mit Glassplittern, macht die Kosten und Auswirkungen vielfacher Entwurzelung so metaphorisch sichtbar.

Menschen wie Umwelt stehen im Zentrum von „Estamos Bien“, der ersten Triennale des Museo del Barrio, die sich mit der Kunst lateinamerikanischer Einwanderer und ihrer Nachkommen befasst. Es ist die erste nationale Gesamtschau dieser Art – in der Vergangenheit hatte sich das Museum entweder auf die Kunst aus den Ländern Lateinamerikas oder auf einzelne Künstlerinnen und Künstler aus der Latinx Community konzentriert. Unter dem Schirm der Bezeichnung „Latinx“ könnten sich alle Gruppen wiederfinden, sagt Susanna Temkin, Kuratorin der Ausstellung. Der Terminus sei nicht perfekt und könne sich jederzeit wieder ändern, doch zurzeit biete er die breiteste Möglichkeit zur Identifikation. Auch historisch von der Kunstwelt eher Ausgeschlossene, wie etwa queere Künstler oder Afrolatinas, seien so einbezogen.

Die Schau umspannt denn auch verschiedene Generationen, Regionen und Hintergründe – bekanntere Künstlerinnen stellen ebenso aus wie Nachwuchstalente. Eigentlich sollte sie zur letzten Präsidentenwahl Eröffnung feiern, wurde aber wegen der Pandemie verschoben. Der Fokus, den viele der Künstler auf politische Fragen von Einwanderung, Gerechtigkeit und Umweltschutz legen, blieb aktuell. In den Vereinigten Staaten leben derzeit um die sechzig Millionen Menschen, die sich als Latinos, Latinas oder Latinx identifizieren – das sind achtzehn Prozent der Bevölkerung. Sie sind entweder aus einem lateinamerikanischen Land eingewandert oder sind Nachkommen von Einwanderern.

Zu ihnen können sich aber auch Menschen zählen, die ihre familiären Wurzeln bis in die Zeit zurückverfolgen können, als etwa Kalifornien zu Mexiko gehörte. Ihre Interessen, Erfahrungswelten und sozialen Verhältnisse sind sehr unterschiedlich – ein in der zweiten oder dritten Generation etablierter Exilkubaner hat unter Umständen wenig mit einem undokumentierten Einwanderer aus Guatemala gemeinsam. Um die zwölf Millionen Menschen leben ohne gültiges Visum in den Vereinigten Staaten, viele davon kommen aus dem Süden des Kontinents. Diese Vielfalt will die Schau im Museo del Barrio abbilden.

Anspielung auf den Zensus: Exponat der Ausstellung „Estamos Bien“.


Anspielung auf den Zensus: Exponat der Ausstellung „Estamos Bien“.
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Bild: Collective Magpie

Etliche der Werke von mehr als vierzig Künstlerinnen und Künstlern befassen sich mit Familie und Heimat, auch mit deren politischer Bedeutung. „Dinner as I Remember“ ist ein Video über die Bedeutung des Essens in der Familie von Francis Almendárez. In den Videoszenen vom Kochen und Beisammensein wird sowohl die Liebe bei der Zubereitung als auch die Sorge um die Beschaffung der Zutaten unter den Bedingungen der Knappheit sichtbar. Yvette Mayorga legt in „The Procession“ pinkfarbene Schichten in einer Technik übereinander, die sie von mexikanischen Bäckern im Pilsen-Viertel von Chicago übernommen hat. So entsteht ein zucker-süßes, ornamentales Tableau amerikanischer Bilder und Gegenstände, die für die Vorstellungen und Träume der Eingewanderten stehen könnten.

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