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#So trotzen Autofahrer den hohen Benzinpreisen

So trotzen Autofahrer den hohen Benzinpreisen

Es geht Schlag auf Schlag: Die Preise für Rohöl und Benzin haben zum Wochenausklang abermals neue langjährige Höchststände erreicht. Die Nordseeölsorte Brent war am Freitag mit gut 85 Dollar je Fass so teuer wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Und der Preis für Superbenzin stieg bereits Donnerstag im bundesweiten Durchschnitt auf 1,653 Euro je Liter, den höchsten Stand seit neun Jahren – in manchen Orten liegen die Preise längst darüber.

An Vorschlägen aus der Politik, wie man die starke Belastung der Verbraucher durch den Energiepreisanstieg mildern könnte, fehlt es nicht. Nachdem EU-Politikerin Katarina Barley einen regelrechten Shitstorm für die Idee geerntet hatte, Verbraucher sollten einfach weniger heizen und sich gleichsam einen warmen Pullover überziehen, wird über einen Energiepreisdeckel ebenso diskutiert wie über den Vorschlag, Steuern und Abgaben auf Benzin zu verringern. Dafür haben sich Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch und Noch-Verkehrsminister An­dreas Scheuer ausgesprochen.

Dabei kommt man aber aus einem Dilemma nicht raus: Wenn die Politik für den Klimaschutz den CO2-Ausstoß senken will, muss sie Benzin verteuern – und kann es nicht gleichzeitig aus Gründen des Verbraucherschutzes verbilligen.

Die richtige Tageszeit zum Tanken wählen

Autofahrer selbst haben nur begrenzt Möglichkeiten, auf hohe Benzinpreise zu reagieren. Bei wem der Kauf eines neuen Autos ansteht, der kann durchrechnen, ob er sich ein Elektroauto leisten kann oder sich wenigstens eines mit einem geringeren Spritverbrauch anschafft. Kurzfristig lassen sich vielleicht überflüssige Fahrten vermeiden. Aber schon die Frage, ob man mit Auto oder Bahn zur Arbeit pendelt, ist bei vielen eine längerfristige Entscheidung. Die Preiselastizität der Nachfrage, die solche Reaktionen auf hohe Preise abbildet, ist Studien zufolge kurzfristig eher gering. Längerfristig liege sie bei etwa minus 0,4, sagt Manuel Frondel, Energiefachmann vom Forschungsinstitut RWI: „Verteuert sich Kraftstoff um 10 Prozent, verringert sich der Verbrauch um 4 Prozent.“

In seinem aktuellen „Benzinpreisspiegel“, der der F.A.Z. exklusiv vorab vorliegt, beschäftigt sich das RWI damit, wie Verbraucher sparen können, indem sie die Preiszyklen an den Tankstellen im Tagesverlauf ausnutzen (siehe Grafik weiter unten). Besonders teuer ist Benzin morgens im Berufsverkehr, die günstigsten Zeiten liegen zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr. „Noch 2015 gab es nur einen Preiszyklus pro Tag – die Benzinpreise sanken von ihrem Höhepunkt am frühen Morgen bis zum frühen Abend, am späteren Abend stiegen sie wieder an“, heißt es in der Untersuchung. „Mittlerweile steigen und sinken die Preise im schnelleren Wechsel – dadurch ist es schwieriger geworden, einen günstigen Zeitpunkt zum Tanken zu finden.“

Über die Jahre habe sich auch der teuerste Tank-Zeitpunkt verschoben, berichtet das RWI: Bis 2018 war das noch in der Nacht – seither am frühen Morgen.

ADAC: Shell und Aral oft am teuersten

Dabei kann es sich lohnen, nicht nur zum richtigen Zeitpunkt, sondern auch an der richtigen Tankstelle zu tanken. Aral und Shell seien oft am teuersten, berichtete der ADAC unlängst in einer Auswertung. Das Bundeskartellamt hat erhoben, mit der Wahl der richtigen Tankstelle in einer Stadt und des richtigen Zeitpunkts ließen sich im Schnitt 20 Cent je Liter sparen. Benzinpreis-Apps sollen bei der Suche helfen. 2012, als Benzin ähnlich teuer war wie jetzt, hat Deutschland diesen Weg beschlossen.

Die Tankstellen melden ihre Preise an eine Markttransparenzstelle, darauf stützen sich Benzinpreis-Apps fürs Smartphone. 56 solcher Apps werden auf der Internetseite der Markttransparenzstelle offeriert, von der ADAC-App über Clever-Tanken bis BenzinPreise24. Das Bundeswirtschaftsministerium hat 2018 mal evaluiert, was das Ganze gebracht hat: Es kam zu dem Ergebnis, Millionen Autofahrer hätten die Apps runtergeladen – ob Benzin dadurch billiger geworden sei, wisse man nicht. Das RWI schreibt in seiner Studie jetzt, die Zahl der Preisänderungen an den Tankstellen habe sich durch die Apps wohl noch erhöht.


Bild: F.A.Z.

Es gibt noch weitere Ideen, was man machen könnte. „Österreichisches Modell“ nennt sich ein Konzept aus dem Alpen-Nachbarland, das dort unlängst bis Ende 2022 verlängert wurde. Es sieht vor, dass Tankstellen nur einmal am Tag die Preise anheben dürfen, immer mittags um 12 Uhr. Die Hoffnung der Erfinder war gleichsam, dass seltenere Gelegenheiten für Preiserhöhungen auch das Preisniveau dämpfen würden. Ökonomen um den Düsseldorfer Justus Haucap wiesen seinerzeit in Simulationen aber nach: Genau das Gegenteil ist der Fall. Tankstellen und Mineralölkonzerne heben die Preise dann lieber etwas mehr an, wenn sie wissen, dass an dem Tag keine weitere Preiserhöhung erlaubt ist.

„Luxemburger Modell“ heißt ein anderes Verfahren, bei dem den Tankstellen eine Obergrenze für jede einzelne Preiserhöhung vorgegeben wird. Es besteht dabei aber die Gefahr, dass Tankstellen diese Obergrenze dann häufiger ausnutzen, als sie es ohne die Obergrenze getan hätten. In Experimenten der Düsseldorfer Wettbewerbsforscher kam jedenfalls am Ende auch ein tendenziell höherer Durchschnittspreis heraus.

„Westaustralisches Modell“ nennt sich eine dritte Variante. In Westaustralien müssen Tankstellen stets um 14 Uhr ihre Preise für den jeweils nächsten Tag dem Handelsministerium melden. Das soll mehr Verlässlichkeit für die Autofahrer bringen. Es hatte in Simulationen weder höhere noch tiefere Preise zur Folge.

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