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#„So verrückt, als wäre Darmstadt bombardiert worden“

„„So verrückt, als wäre Darmstadt bombardiert worden““

Was er bei Darmstadt 98 in all der Zeit angestrebt habe? Den „Platz an der Sonne“, sagt Igor Berezovskyi und muss dabei lachen. „Platz an der Sonne“ hat er auf Deutsch gesagt, und Deutsch hat er schon eine Weile nicht mehr gesprochen. Nun ist sein Platz in Kropywnyzkyj, seiner Heimatstadt im Zentrum der Ukraine, gemeinsam mit Bruder, El­tern und einer Großmutter. Vereint in einem Krieg, der mitunter fern ist und manchmal näher kommt. In Erwartung, eines Tages vielleicht zu einer Waffe greifen zu müssen. Obwohl seine Expertise doch im Schießen und Halten von Fußbällen liegt.

Berezovskyi war einst ukrainischer U-21-Nationaltorwart, ein Athlet mit Gardemaß, der auszog, um seinen fußballerisches Glück weiter westlich zu suchen. Er spielte in Polen und in Belgien und landete 2016 bei den „Lilien“. Dritter Torhüter bei dem damaligen Erstligaklub. Kurios: Insgesamt dreimal heuerte er in Darmstadt für wenige Monate an.

Für ihn jedes Mal eine Chance, der Vereinslosigkeit zu entfliehen, für die Südhessen war er ein kostengünstiger, aber verlässlicher Mann, der das Trainingsniveau hoch hielt, aber kein einziges Pflichtspiel bestritt. Dritte Torhüter spielen eine Sonderrolle in einem Profiteam. Niemand im Kader ist weiter weg von einer Einsatzchance als sie. Sie haben am Wo­chenende in der Regel frei. „Fußball war für mich mehr Spaß als ein Job“, sagt Berezovskyi. „Fußball ist ein Spiel, und ich wollte der Beste in diesem Spiel sein.“ Also in Darmstadt die Nummer eins werden, den „Platz an der Sonne“ erreichen.

Doch er kam beim SVD, obwohl von Mitspielern und Verantwortlichen hochgeschätzt, nie über die Rolle des Not­helfers und Trainingspartners hinaus. Stets kam er geräuschlos, wenn das Mannschaftsfoto schon geknipst war – und ging genauso geräuschlos. Ein halbes Jahr nach seinem dritten En­gagement in Darmstadt beendete Berezovskyi zu Jahresbeginn 2021 seine Torhüter­karriere.

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Er wollte seine Fähigkeiten nicht unter Tarif verscherbeln, keines der Angebote in der Ukraine an­nehmen, „in denen das Gehalt und die Risiken aufgrund eines schwachen Versicherungsschutzes in keinem Verhältnis gestanden hätten“, erzählt er. Bere­zovskyi hatte seinen Frieden gemacht mit seiner ersten Karriere als Sportler und hatte sich ein neues Standbein aufgebaut in der Kiewer Immobilienwirtschaft.

Von Explosionen geweckt

Im Morgengrauen des 24. Februar, als der Krieg über die Ukraine kam, wurde der 31-Jährige von ersten Explosionen geweckt. Die näher kamen, denn Berezovskyis Wohnung liegt un­weit des Flughafens. „Es ist absolut be­ängstigend, wenn die Scheiben anfangen zu klirren. So viele Emotionen, die der Kopf gar nicht sortiert bekommt. Es erschien mir genauso verrückt, als wenn Darmstadt plötzlich bombardiert worden wäre“, sagt er.

Nach drei Tagen schließt er seine Wohnungstür ab und zieht in sein El­ternhaus nach Kropywnyzkyj. Die Großmutter war erst vor einigen Mo­naten aus Mariupol hergezogen. „Gott sei Dank“, sagt Berezovskyi. Auch in Kropywnyzkyj, einer Großstadt, die et­wa auf halbem Weg zwischen Kiew und Odessa liegt, gibt es mitunter Luftalarm. Viele Geflüchtete aus dem Os­ten des Landes kommen dort an, su­chen nach Bleiben oder nutzen es als Transitstation, um weiter nach Westen oder ins Ausland zu kommen.

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