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#So will Europa beim Bezahlen unabhängiger werden will

Jahrelang wurde gerungen und abgewogen: jetzt steht eine Lösung, die Europa im Zahlungsverkehr unabhängiger von den US-Kreditkartenunternehmen Mastercard und Visa machen soll: die Europäische Zahlungsinitiative (European Payments Initiative – EPI).

Möglich machte die jetzt beschleunigte Entwicklung die geplanten Akquisitionen der niederländischen Zahlungslösung iDEAL und des Zahlungslösungsanbieters Payconiq International (PQI). „In den Niederlanden kommt iDeal bereits auf einen Marktanteil von rund 70 Prozent, wir setzen also auf eine bestehende und bewährte Lösung auf“, sagte Joachim Schmalzl, Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) und zugleich Verwaltungsratsvorsitzender der EPI, gegenüber der F.A.Z.

Das, was die Initiative vor hat, könnte die Art, wie Verbraucher künftig bezahlen werden. Mit iDeal funktioniert das so: Der Kunde scannt an der Supermarktkasse einen QR-Code mit seinem Smartphone, überprüft den Rechnungsbetrag und gibt ihn dann per Klick frei, alternativ erhält er einen Zahlungslink etwa per WhatsApp.

Echtzeitüberweisung

Mittels einer Echtzeitüberweisung wird der Betrag binnen Sekunden vom Konto des Kunden auf das des Händlers überwiesen. Ohne Umwege über Kreditkartenfirmen, die ihrerseits Gebühren verlangen. Schmalzl bezeichnet das als die „zukunftsträchtigere Lösung“, wenn gleich mit der Smartphone-Applikation, in der Fachsprache Wallet genannt, und der Konto-zur-Konto-Überweisung nur zwei Drittel dessen erfüllt, was sich die EPI ursprünglich auf die Fahnen geschrieben hat.

Eine europaweit unabhängig von US-Kreditkartenunternehmen funktionierende Bezahlkarte wird es nicht geben. Der Aufbau eines solchen Systems hätte ungleich länger gedauert und viel Geld verschlungen. So gab es auch in der EPI-Hochburg Deutschland durchaus Zauderer – die Commerzbank und die Hypovereinsbank etwa, zogen sich aus der Initiative zurück.

Auch die genossenschaftlichen Institute machten im vergangenen Jahr einen Rückzieher, kehrten dann aber doch wieder ins Lager der Unterstützer zurück. Die Commerzbank wird weiterhin an der Seitenlinie stehen. „Wir sind in Gesprächen, aber das heißt ja nicht, dass wir EPI auch finanziell unterstützen müssen“, sagte Vorstandschef Manfred Knof am Montagabend am Rande einer Veranstaltung.

Unterstützung in vier Ländern

Aktive Unterstützer, die eben das tun, finden sich nur in einer Hand voll Länder der Eurozone: In Deutschland sind es die Deutsche Bank , die DZ Bank und eben das Sparkassenlager. In Frankreich stützen die Groupe BPCE , die Crédit Agricole , Crédit Mutuel , die La Banque Postale sowie die Societe General die Europäische Zahlungsinitiative. In Belgien sind es KBC und Belfius .

Die Tatsache, dass EPI auf eine niederländische Lösung setzt, erweiterte den Unterstützerkreis dort um die ABN Amro und die Rabobank. Die auch in Deutschland tätige ING war bereits zuvor an Bord. Somit sind die Niederlande das einzige Land, in dem alle relevanten Banken EPI unterstützen.

Werbetrommel rühren

Italien und Spanien, das Neu-Euro-Mitgliedsland Kroatien? Allesamt Fehlanzeige. Dort unterstützt kein einziges Institut die Europäische Bezahlinitiative. „Noch nicht“, meint Schmalzl und verweist darauf, dass die jetzt beteiligten Institute immerhin schon 120 Millionen Kunden auf sich vereinigen, aber das Ziel sei klar: „Wir wollen eine europäische Lösung. Zu den Unterstützern der EPI gehören schließlich auch die Zahlungsdienstleister Worldline und Nexi. Von denen erwarten wir natürlich, dass sie die Werbetrommel rühren und weitere europäische Partner gewinnen.“

Was die Europäische Zahlungsinitiative die Übernahme von iDeal und Payconiq International gekostet hat, darüber schweigt der Verwaltungsratsvorsitzende. Und auch zum Budget der Initiative sagt er vage: „Wir sind ausreichend finanziert.“

Weniger Gebühren für Kunden?

Langfristig kann womöglich der Kunde profitieren. Benutzt er seine Girocard oder eine Kreditkarte in der EU aber außerhalb der Eurozone, fallen bei vielen Instituten Fremdwährungsgebühren an. Mit der EPI-Lösung gibt es dafür eigentlich keinen Grund mehr.

Denn das Sepa-System, das Herzstück der Lösung ist, ist eben nicht nur auf die Eurozone beschränkt, sondern die gesamte Europäische Union und zusätzlich auch die Mitglieder des Europäischen Wirtschaftsraumes, also Norwegen, Island und Lichtenstein sowie zusätzlich auch Andorra, Monaco und Großbritannien. Hinzu kommt: Die Europäische Kommission hat es sich zum Ziel gesetzt, Gebühren für Echtzeitüberweisungen zu verbieten, die viele Banken noch erheben.

Ironischerweise denken sieben US-amerikanische Banken, unter ihnen Wells Fargo , Bank of America und JP Morgan , gerade darüber nach, eine Bezahl-App nach Vorbild der EPI zu schaffen. Dabei sind den US-Instituten weniger die Kreditkartenanbieter ein Dorn im Auge, als vielmehr die Bezahlsysteme der Technologiekonzerne Apple und Google.

„Da sind wir mit Sepa in Europa technisch schon weiter“, meint Schmalzl und fühlt sich abermals bestätigt, auch wenn die EPI-Lösung Kunden ein smartes Telefon aufzwingt. „So lässt sich EPI leicht an andere nationale Systeme andocken, etwa in Skandinavien.“ Dort ist Bargeld bereits weitgehend aus dem Alltag verschwunden.

„Und EPI stärkt die europäische Souveränität, kann sogar ein internationales System werden.“ So weit ist es freilich noch nicht. Zunächst gilt es Europa zu gewinnen. Pilotprojekte der unterstützenden Banken sind noch in diesem Jahr geplant. Großflächig ausgerollt soll die Smartphone-Bezahllösung per Direktüberweisung dann im kommenden Jahr.

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