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#„Sogar die Nashörner haben sich gewundert“

„Sogar die Nashörner haben sich gewundert“

Sibonelo Shabalala hat das Gespür für Nashörner auch nach monatelangem Lockdown nicht verloren. „Sie können uns nicht sehen, aber sie wissen, dass wir hier sind“, flüstert der Safari-Leiter im südafrikanischen Nationalpark Hluhluwe. In 50 Meter Entfernung stehen drei Dickhäuter im dornigen Gestrüpp, schauen neugierig zu ihm und seinem Wandertrupp herüber. Er hat sein Gewehr für alle Fälle griffbereit, doch gebraucht hat er es noch nie. Ein paar Zurufe auf Zulu und die Tiere grasen friedlich weiter.

Claudia Bröll

Für Sibonelo sind es die ersten Exkursionen seit Beginn drastischer Ausgangssperren in Südafrika während der Corona-Krise. Erst Mitte August fiel das Reiseverbot über Provinzgrenzen hinweg, in der vergangenen Woche öffnete die Regierung die internationalen Grenzen. Wie überall auf der Welt gehört der Tourismus zu den am härtesten von der Pandemie getroffenen Branchen. Im vergangenen Jahr kamen von April bis August fast fünf Millionen internationale Touristen nach Südafrika, in diesem Jahr kein einziger.

Die Nashörner waren verwundert

Auch im Hluhluwe-Nationalpark wurden alle Lodges geschlossen, die Mitarbeiter in ihre Heimatdörfer geschickt. Es sei gespenstisch gewesen, sagt Spha Shabalala, Manager der Rhino-Ridge-Lodge, der aus Wartungsgründen im Park geblieben war. „Sogar die Nashörner haben sich gewundert.“ Sie hätten sich näher als sonst an die Häuser herangewagt.

Vom Tourismus, der etwa 9 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beisteuert, hängen im weiteren Sinne 1,5 Millionen Menschen ab. Hunderttausende haben ihre Jobs verloren, wobei die staatlichen Covid-Hilfen bei weitem nicht alle erreichten. Viele seiner Kollegen hätten nur im ersten Monat Geld erhalten, erzählt Shabalala. Ersparnisse habe kaum jemand. „Es ist hart. Jeder ist auf sich gestellt.“

Inland-Tourismus ist kein gleichwertiger Ersatz

In einigen Urlaubsregionen zog das Geschäft mit einheimischen Touristen zumindest wieder an, seit Inlandsreisen erlaubt sind. Reisebüros erlebten sofort einen Ansturm reisewilliger Südafrikaner. Manche Buchungsseiten brachen zwischenzeitlich zusammen. In einer Ferienwoche waren binnen kürzester Zeit nahezu alle Unterkünfte in gefragten Orten ausgebucht. Selbst im exklusiven Oyster Box Hotel in Durban war kurz vor einem Feiertag nur noch ein Zimmer verfügbar, für umgerechnet fast 400 Euro je Gast.

Doch auch die reisefreudigsten Südafrikaner können die Einbußen aus dem internationalen Tourismus nicht ausgleichen. „Wenn die Grenzen wieder öffnen, werden unsere Landsleute auch in andere Länder reisen“, gibt Lodge-Manager Shabalala zu bedenken. Trotz guter Buchungszahlen für die nächsten Wochen arbeitet er nur mit halber Belegschaft. Touristenmagnete wie Kapstadt oder die Garden-Route hängen in noch höherem Maße von den internationalen Gästen ab. Viele Hotels wie das ehrwürdige Mount-Nelson-Hotel am Fuße des Tafelbergs werden erst im Dezember wieder öffnen.

Lust auf Strand: Die ersten Touristen kommen am Flughafen in Kapstadt an.


Lust auf Strand: Die ersten Touristen kommen am Flughafen in Kapstadt an.
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Bild: EPA

Südafrikas Infektionszahlen sinken

Die Erwartungen an die Öffnung der Grenzen sind nun hochgesteckt. Einige Unterkünfte strichen nach der Ankündigung die zuvor gewährten Rabatte. Doch kurz danach kam der Dämpfer: Touristen aus mehr als 50 Ländern dürfen aktuell nicht einreisen, dazu gehören Kernmärkte wie Großbritannien, die Vereinigten Staaten, Russland, die Niederlande und die Schweiz. Deutschland befindet sich nicht auf der Liste der Hochrisiko-Länder. Alle zwei Wochen soll diese überprüft werden.

„Wir sind erfreut, dass die internationalen Grenzen endlich wieder geöffnet sind“, teilte der Tourismusverband mit, doch die Privatwirtschaft müsse sich dringend mit der Regierung treffen, um die Methode, nach der die Liste zusammengestellt wird, zu überprüfen. Der Transportminister Fikile Mbalula wiederum sagte, es sei zu früh, um „Massenbewegungen von Menschen aus Hochrisiko-Ländern“ zu gestatten. Auch in Südafrika geht die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle um. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen sinkt, seit Anfang September bewegt sie sich um die 2000 bei mehr als 50 Millionen Einwohnern. Insgesamt wurden 670.000 Menschen infiziert, 17.000 starben an den Folgen.

Strenge Visaregeln schrecken Touristen ab

Jetzt wird viel über Ideen diskutiert, um mehr Touristen ins Land zu holen. Schon lange wittert die Branche ein hohes Potential im innerafrikanischen Tourismus. Kein afrikanisches Land gilt als Risikogebiet. Doch strikte Visavorschriften erschweren die Einreise. Auch fremdenfeindliche Ausschreitungen in jüngerer Zeit haben dem Bild Südafrikas auf dem Kontinent geschadet.

Eine weitere Zielgruppe könnten „digitale Nomaden“ sein, die unabhängig von einem festen Standort arbeiten können. Ein Tourismus-Verband macht sich gerade dafür stark, die Visaregeln zu lockern, damit sie länger im Land bleiben können. „Warum soll eine Designerin aus Peru nicht an einem südafrikanischen Strand Produkte für den amerikanischen Markt entwerfen?“, fragte der Vize-Verbandschef Tim Louw im Radio.

Regierung plant mit Tourismus als „Schlüsselbranche“

Noch im vergangenen Jahr hatte Südafrikas Regierung den Tourismus als Schlüsselbranche bezeichnet. Bis 2030 sollten sich die internationalen Besucherzahlen verdoppeln. Die Pandemie hat solche Ziele jetzt in weite Ferne gerückt. „Es wird mindestens zwei bis drei Jahre dauern, bis das Niveau von 2019 wieder erreicht ist“, sagt Hotel- und Tourismusexperte Nils Heckscher. In Kapstadt war das Geschäft nach einer Jahrhundertdürre gerade wieder angelaufen.

Die Passagiere der Flugzeuge, die nach der Öffnung der Grenzen am Donnerstag landeten, konnten sich auf jeden Fall wie die Rugby-Nationalmannschaft nach einer erfolgreichen Weltmeisterschaft fühlen. Mit einem Wasserwerfersalut wurde die erste Maschine in Kapstadt – eine Emirates aus Dubai – empfangen. Zuvor hatte in Johannesburg eine Lufthansa-Maschine auf der Landebahn aufgesetzt, mit den ersten Besuchern aus Europa nach sechs Monaten Isolation.

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